Vatikanstadt - Sonntag, 3. Januar 2021, 16:22 Uhr.
Weniger als zwei Wochen nachdem Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz von Minsk nach einem viermonatigen Exil nach Weißrussland zurückkehren durfte, teilte der Vatikan am Sonntag mit, dass Papst Franziskus den Rücktritt des Erzbischofs zu seinem 75. Geburtstag angenommen hat.
Das meldet die "Catholic News Agency" (CNA).
In einm Statement am 3. Januar teilte das Presseamt des Heiligen Stuhls mit, dass der Papst den Rücktritt des Erzbischofs in Übereinstimmung mit dem Kirchenrecht angenommen, das vorschreibt, dass ein Bischof dem Papst im Alter von 75 Jahren seinen Rücktritt anbietet.
Der Vatikan benannte keinen Nachfolger für den Erzbischof von Minsk-Mahiljou, sondern ernannte den 75-jährigen Bischof Kazimierz Wielikosielec, derzeitiger Weihbischof von Pinsk, zum apostolischen Administrator der Erzdiözese.
In Weißrussland feierten die Katholiken am 3. Januar den 75. Geburtstag von Kondrusiewicz, indem sie ein Video zu Ehren seines Lebens und seines Dienstes an der Kirche drehten und Glückwunschschilder überreichten.
Kondrusiewicz war am 24. Dezember nach Weißrussland zurückgekehrt; fast vier Monate nachdem ihm die Einreise in sein Heimatland verwehrt worden war, nachdem er sich nach einer umstrittenen Präsidentschaftswahl zur Verteidigung von Demonstranten geäußert hatte.
Die weißrussischen Behörden erlaubten seine Rückkehr in das Land, um Weihnachten zu feiern – auf Bitten von Papst Franziskus, so die die Darstellung der Apostolischen Nuntiatur in Weißrussland.
"Die Herausforderungen der Coronavirus-Pandemie und der sozio-politischen Krise rufen uns dazu auf, zu wahrer Religiosität zurückzukehren, die zeigt, dass wir für etwas mehr geschaffen sind als nur für die Sorge um irdische Angelegenheiten und Vergnügungen", sagte Erzbischof Kondrusiewicz am 24. Dezember.
"Die Türen der ehemaligen Sowjetunion, wo drei Generationen lang militanter Atheismus herrschte, haben sich für Christus geöffnet. Wir haben Freiheit bekommen, auch die Religion. Leider haben wir bald vergessen, dass die Freiheit nicht nur ein Geschenk ist, sondern auch eine Verantwortung", sagte er in seiner Predigt, laut der Website der katholischen Kirche in Weißrussland.
Die Proteste in Weißrussland begannen am 9. August, nachdem Präsident Alexander Lukaschenko an diesem Tag mit 80% der Stimmen zum Sieger erklärt wurde. Die Wahlbeamten sagten, dass die Kandidatin der Opposition, Swiatlana Zichanouskaja, 10% der Stimmen erhalten hat. Die Opposition behauptet, dass sie tatsächlich mindestens 60% der Stimmen erhalten hat.
Tausende von Demonstranten, die gegen das Wahlergebnis protestierten, wurden festgenommen, darunter auch eine Reihe von Priestern. Erzbischof Kondrusiewicz betete am 20. August vor einem Gefängnis, in dem Demonstranten festgehalten wurden.
Später im selben Monat wurde Kondrusiewicz, der Polen besucht hatte, von weißrussischen Grenzschützern an der Rückkehr nach Weißrussland gehindert. Sein Reisepass wurde für ungültig erklärt.
Lukaschenko, der seit der Schaffung des Amtes 1994 Präsident von Weißrussland ist, deutete an, dass Kondrusiewicz ein Bürger von mehr als einem Land sein könnte - eine Behauptung, die der Erzbischof bestritt.
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Die EU, Großbritannien und die USA erkennen Lukaschenko nicht mehr als weißrussischen Präsidenten an. Kanada, Großbritannien und die EU haben Sanktionen gegen hochrangige weißrussische Persönlichkeiten verhängt.
Lukaschenko sicherte sich im Dezember einen 1,5-Milliarden-Dollar-Kredit vom russischen Präsidenten Wladimir Putin – nachdem dieser "Druck von außen" auf Weißrussland öffentlich anprangerte.
Die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Weißrussland sind wegen der Behauptung, die Kirche in Weißrussland werde benutzt, ausländischen Einfluss auszuüben, angespannt.
Kondrusiewicz war seit 2007 Metropolitanerzbischof von Minsk und seit 2015 Vorsitzender der weißrussischen Bischofskonferenz.
Er wurde am 20. Oktober 1989 im Petersdom in Rom von Papst Johannes Paul II. zum Bischof geweiht. Als Bischof gründete Kondrusiewicz das Höhere Theologische Seminar in Grodno und eröffnete etwa 100 Kirchen wieder, die während der kommunistischen Verfolgung geschlossen worden waren, so die Website der katholischen Kirche in Weißrussland.
In seiner Predigt am 1. Januar rief Erzbischof Kondrusiewicz die Katholiken in Weißrussland dazu auf, das vor ihnen liegende Jahr Gott anzuvertrauen, "damit es eine Zeit der erfolgreichen Bewältigung der sozio-politischen und epidemiologischen Krisen und eine Zeit des Segens sein möge, die uns und unserer Gesellschaft viele geistliche Früchte bringen wird."
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