Rom - Montag, 8. März 2021, 15:28 Uhr.
Auf seinem Flug von Bagdad nach Rom am Montag sagte Papst Franziskus, dass Iraks oberster schiitischer Geistlicher ein "bescheidener und weiser Mann" sei, und dass ihr Treffen am 6. März eine "universelle Botschaft" über die Bedeutung der Brüderlichkeit hatte.
Das wegweisende Treffen mit Großajatollah Ali al-Sistani fand am zweiten Tag der historischen dreitägigen Reise von Papst Franziskus in den Irak vom 5. bis 8. März statt.
Während einer Pressekonferenz im Flugzeug auf dem Rückflug nach Rom am 8. März wurde der Papst gefragt, ob das Treffen mit al-Sistani eine Botschaft an die religiösen Machthaber des Iran sei.
"Ich glaube, es war eine universelle Botschaft", antwortete Papst Franziskus. "Ich fühlte die Pflicht dieser Pilgerfahrt des Glaubens und der Buße, einen großen, einen weisen Mann, einen Mann Gottes zu treffen."
Franziskus fügte hinzu, dass man diese Qualitäten nur wahrnehmen könne, wenn man al-Sistani zuhöre. "Diese Begegnung hat meiner Seele gut getan. Er ist ein Licht", sagte er.
Die beiden Männer sprachen etwa 45 Minuten lang während eines privaten Treffens in al-Sistanis Residenz in Nadschaf im Zentralirak, so Matteo Bruni, Direktor des Pressebüros des Heiligen Stuhls. Nadschaf ist die drittheiligste Stadt des schiitischen Islam nach Mekka und Medina.
Das Treffen war eine Wegmarke der Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und dem schiitischen Islam, wie CNA Deutsch berichtete.
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Papst Franziskus beschrieb die Begegnung mit al-Sistani als "sehr respektvoll" und fügte hinzu, dass er sich geehrt fühlte, dass der 90-jährige schiitische Geistliche aufstand, um ihn zweimal zu begrüßen, was er normalerweise nicht tut.
Franziskus beschrieb den religiösen Führer als jemanden mit Weisheit und Klugheit und kommentierte, dass weise Menschen überall sind, denn "Gottes Weisheit ist über die ganze Welt verbreitet worden."
Die "fliegende Pressekonferenz" von Papst Franziskus beendete eine dreitägige Reise in den Irak. Er war der erste Papst, der das Land im Nahen Osten je besucht hat, um die verfolgte christliche Minderheit zu ermutigen und die interreligiöse Brüderlichkeit zu fördern.
Die Reise führte Franziskus über 1500 Kilometer quer durch den Irak, wo er neben seinem Treffen mit al-Sistani auch mit politischen Führern und christlichen Gemeinden sprach.
Der Papst hielt sich in Bagdad auf und besuchte auch die Ebene von Ur, die der Geburtsort Abrahams sein soll, ebenso sowie Nadschaf, Nassiriya, Erbil, Mossul und Bakhdida, auch bekannt als Karakosch.
Alle Artikel unserer Berichterstattung der Reise lesen Sie hier in der Übersicht.
Laut Bruni betonte Franziskus bei seiner Begegnung mit al-Sistani "die Bedeutung der Zusammenarbeit und Freundschaft zwischen den Religionsgemeinschaften, um - durch die Pflege des gegenseitigen Respekts und des Dialogs - zum Wohl des Irak, der Region und der gesamten Menschheitsfamilie beizutragen."
An Bord des päpstlichen Flugzeugs sprach Papst Franziskus auch über sein gemeinsames Dokument zur menschlichen Brüderlichkeit von 2019, das er mit Ahmed el-Tayeb, dem Großimam von al-Azhar, während eines interreligiösen Treffens in Abu Dhabi unterzeichnet hatte.
Dieses Dokument, das am 4. Februar 2019 unterzeichnet wurde, "wurde mit dem Großimam sechs Monate lang im Geheimen vorbereitet, betend, reflektierend, den Text korrigierend", verriet der Papst.
Das Dokument war "ein erster Schritt", fügte er hinzu und bemerkte, dass er danach inspiriert wurde, seine Enzyklika 2020 über menschliche Brüderlichkeit, Fratelli Tutti, zu schreiben.
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"Der Weg der Brüderlichkeit ist wichtig", sagte er. "Beide Dokumente müssen studiert werden, weil sie in dieselbe Richtung gehen, sie suchen die Brüderlichkeit."
(Der Papst spricht von Fratellanza, buchstäblich Brüderlichkeit – was im Deutschen jedoch neuerdings auch aus politischer Korrektheit als "Geschwisterlichkeit" bezeichnet wird. CNA Deutsch verwendet beide Begriffe.)
Franziskus erinnerte die Journalisten an eine Formulierung von al-Sistani: "Die Menschen sind entweder Brüder durch die Religion oder gleich durch die Schöpfung."
"Und Geschwisterlichkeit ist Gleichheit. Ich glaube, sie ist auch ein kultureller Weg", fügte der Papst hinzu.
Laut Franziskus hat sich das Denken der Kirche über die Brüderlichkeit verändert, nicht erst durch seine Enzyklika, sondern vor allem mit der Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils.
Papst Franziskus sagte, dass es Kritiker gab, die ihm vorwarfen, nicht mutig zu sein, oder die sagten, dass er gegen die Kirchenlehre gegangen sei oder Ketzerei begangen habe. Aber er sagte, dass Kritik eines der Risiken sei, wenn man versuche, den interreligiösen Dialog voranzutreiben.
"Aber diese Entscheidungen werden immer im Gebet getroffen, im Dialog, mit der Bitte um Rat, in der Reflexion. Sie sind keine Laune und sie sind auch die Linie, die uns das [Zweite Vatikanische] Konzil gelehrt hat", betonte er.
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