Washington, D.C. - Sonntag, 29. Mai 2016, 17:36 Uhr.
Manipulation, Zensur und der Versuch politischer Meinungsbildung: Das sind die schweren Vorwürfe gegen Facebook, die von ehemaligen Mitarbeitern des Mediengiganten erhoben wurden. Unklar ist, ob auch religiöse Inhalte betroffen sind.
Facebook soll vor allem konservative Inhalte unterdrückt haben. Anfang des Monats berichtete "Gizmodo" mit Verweis auf mehrere Angestellte, die als "Newskuratoren" eingestellt worden waren. Diese bestätigten, dass Facebook regelmäßig Nachrichten, die nicht den links-liberalen Vorstellungen eigener Mitarbeiter entsprachen, in seinen "Trending News" unterdrückte.
Einige katholische Beobachter befürchten nun, dass auch Religionsgemeinschaften von dem umstrittenen Verfahren betroffen sind. Ashley McGuire von The Catholic Association sagte, der Vorfall sei beunruhigend, weil die religiösen Ansichten von Menschen oft auch deren politische Meinung beeinflussten.
"Facebooks Zensur hat sicherlich religiöse Implikationen", betont McGuire gegenüber CNA; schließlich prägten religiöse Werte und Haltungen auch die politische Meinung.
Nachdem Facebook die Nachrichten aus dem konservativen Spektrum unterdrückt haben soll, würde dies besonders schwer ins Gewicht fallen: Die Wähler der konservativen Republikaner sind religiöser als die anderer Parteien. Das hat eine Gallup-Untersuchung gezeigt, die kürzlich über 17.000 Republikaner befragte und feststellte, dass sich 50 Prozent als sehr religiös bezeichneten. Im US-Durchschnitt sind es nur 40 Prozent der Bevölkerung; und eine Untersuchung von Pew aus dem Jahr 2015 zeigte zudem, dass sich unter den Parteimitgliedern der eher linken Demokraten mehr denn je als "nicht religiös" bezeichnen. Diese Gruppe ist mittlerweile größer als die jeder Religionsgemeinschaft unter den Wählern der Partei.
"Denken sie nur an all die Christen, deren Glaube ihre Sicht auf den Schutz ungeborenen Lebens prägt, und wie wichtig ihnen das ist", sagte McGuire. "Wurden solche Stimmen gelöscht oder ausgelassen?"
Dies scheint möglicherweise der Fall gewesen zu sein: Wenn es um Abtreibung geht, dann sind mehr Republikaner und generell konservative Menschen dagegen als ihre eher links-liberal eingestellten Kontrahenten: 59 Prozent der Republikaner sagen, dass Abtreibung in den meisten fällen illegal sein sollte. Doch 70 Prozent der Demokraten finden, Abtreibung sollte mindestens in den allermeisten Fällen legal sein.
Aslhey McGuire erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass Papst Franziskus zufolge Politik, die mit der katholischen Soziallehre übereinstimmt, eine der höchsten Formen der Nächstenliebe ist, weil sie dem Allgemeinwohl dient.
Reaktion von Facebook
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Als die Nachricht platzte, bemühten sich Facebooks Gründer Mark Zuckerberg und seine Führungsebene schnell um Schadensbegrenzung. Nicht zuletzt weil das mächtige Commerce Committee des US-Senates einen Brief an Zuckerberg schrieb, in dem es Antworten auf ihre Fragen nach dem Umgang des Unternehmens mit der Nachrichtenauswahl einforderte. Das Komitee hat unter anderem Jurisdiktion über Medien und Verbraucherschutz sowie Internet-Kommunikation.
CEO Zuckerberg kündigte an, sich mit einer Runde konservativer Entscheider treffen zu wollen, um deren Einschätzung einzuholen. Am Montag dieser Woche, nach einem Treffen mit dem Vorsitzenden des Senats-Komitees, John Thune, teilte der Mediengigant in einem Blogpost mit, eine interne Untersuchung habe zwar keine "systematische Verzerrung" bestätigen können. Dennoch werde man das Verfahren ändern, nach dem die "Trending Topics" auf Facebook ausgesucht werden, um das Risiko "unbewußter Bevorzugung durch die inneren Vorurteile von Mitarbeitern in der Umsetzung der internen Richtlinien" zu reduzieren - so Colin Stretch, der Justitiar des Konzerns.
Christopher White ist der Direktor von Catholic Voices USA. Die Organisation schult Katholiken durch Media Training darin, mit Presse, Funk, Fernsehen und Internet richtig zu arbeiten und umzugehen.
Ihm selber, so White, sei auf Facebook noch keine liberale oder andere politische Tendenziösität aufgefallen. Zudem: Er würde weiter darauf hinweisen, dass die Sozialen Medien nach wie vor eines der besten Mittel der Neu-Evangelisierung seien. "Denken Sie nur an Papst Franziskus, der die populärste Persönlichkeit auf Twitter und Instagram ist", sagte White. Dieser Erfolg sei zu feiern, denn solche Dienste würde nicht nur der Unterhaltung dienen, sondern auch Botschaften verbreiten helfen.
Darüber hinaus spielten die Medien aber auch eine wichtige Rolle dabei, die Kirche verantwortlich zu halten, betonte White, und verwies auf die im Hollywood-Film Spotlight verewigte Arbeit der Journalisten des "Boston Globe", die den Skandal um sexuellen Missbrauch aufdeckten.
Gleichzeitig hätten Katholiken aber auch die Pflicht, sich gegen Verunglimpfungen und unfaire Darstellungen der Kirche in den Medien zu wehren. Auch die neuen digitalen Medien seien gewissermassen ein Marktplatz für Ideen und deren freien Austausch, so White. "Und niemand sollte dort unfair angegriffen werden – egal ob konservativ, progressiv, christlich oder säkular."
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