"Offenes Herz behalten": Papst Franziskus an Prämonstratenser zum 900-jährigen Jubiläum

Generalaudienz mit Papst Franziskus am 8. Mai 2019
Lucia Ballester / CNA Deutsch

Papst Franziskus hat am Sonntag in einer Botschaft zum 900. Jahrestag der Gründung der Abtei von Prémontré die Prämonstratenser aufgefordert, ihr Herz immer für andere offen zu halten.

In der Botschaft vom 6. Juni zeichnete der Papst das Leben des heiligen Norbert von Xanten nach, der im 12. Jahrhundert den Orden der Chorherren von Prémontré gründete, die auch als "Norbertiner" bekannt sind.

"Von Anfang an haben die Prämonstratenser großes Engagement für Menschen außerhalb der Gemeinschaft gezeigt und sie bereitwillig aufgenommen", sagte der Pontifex. "So entstanden schnell neue Gemeinschaften, die dem Lebensstil von Norbert folgten. Mehrere bestehende Gemeinschaften baten darum, mit Prémontré assoziiert zu werden."

Wie die Catholic News Agency berichtet, sagte der Papst weiter: "Liebe Söhne und Töchter des heiligen Norbert, behaltet immer dieses offene Herz, das auch die Türen eures Hauses öffnet, um diejenigen willkommen zu heißen, die einen geistlichen Ratgeber suchen, die um materielle Hilfe bitten, die an eurem Gebet teilhaben wollen."

Zum Gründungsjubiläum hat auch Pater Norbert Becker SCJ ein Lied komponiert. Das Musikvideo zu diesem Norbertuslied wurde unter der Gesamtleitung von Pater Ignatius Kullu OPraem im niederbayerischen Kloster Windberg aufgenommen. Abt Hermann Josef, Generalabt emertius Thomas Handgrätinger und Pater Christopher gaben dem Liedtext ihre Stimme.

Die Botschaft des Papstes, die vom Vatikan auf Italienisch und auf der Website des Ordens auf Englisch veröffentlicht wurde, richtete sich an Pater Jozef Wouters, den Generalabt der Prämonstratenser-Chorherren, die ihr 900-jähriges Bestehen feiern.

Der Papst leistet darin einen detaillierten Bericht über das Leben des Heiligen Norbert, von seiner Geburt um 1075 in der deutschen Stadt Xanten bis zu seinem Tod im Jahr 1134.

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Er beschrieb den Heiligen als "einen der eifrigsten Architekten der gregorianischen Reform", womit er sich auf die Reformbewegung bezog, die von Papst Gregor VII. inspiriert wurde, der von 1073-85 im Amt war.

Der Papst erinnerte daran, dass Norbert als junger Mann beschloss, das höfische Leben abzulehnen.

"Er wurde am selben Tag zum Diakon und zum Priester geweiht, legte die vornehme Kleidung eines Höflings ab und zog das Gewand eines Büßers an", schrieb er.

Nachdem er einer Gemeinschaft von reformierten Chorherren begegnet war, die ihr Leben auf die Regel des heiligen Augustinus gründeten, begann Norbert, Buße und Umkehr zu predigen, während er ein Leben des Gebets und der Abtötung führte.

Der Papst erinnert in seiner Botschaft auch daran, dass der Kleriker oft die Eucharistie feierte, möglicherweise täglich, eine ungewöhnliche Praxis zu dieser Zeit, was die heilige Messe betreffe.

"Die Gemeinschaften Ihres Ordens haben dieses Erbe angenommen und neun Jahrhunderte lang ihre Mission im Geist der Regel des heiligen Augustinus erfüllt, in Treue zur Betrachtung und Verkündigung des Evangeliums, aus dem eucharistischen Geheimnis schöpfend, Quelle und Höhepunkt des Lebens der Kirche", erklärt Franziskus.

Norbert entschied sich dann für ein Leben als Wanderprediger und reiste zu Fuß durch Europa mit nur einem Kleidungsstück, einem Mantel und einem Stock.

"Norberts Biografien erzählen, wie er unterwegs Kranke heilte, böse Geister verjagte und alte Fehden zwischen Adelsfamilien zu schlichten vermochte", so der Papst weiter.

"Diese Versöhnungen brachten Frieden in die Regionen, in denen die Bevölkerung unter den ständigen lokalen Kriegen sehr litt. Dafür wird Norbert als Friedensapostel betrachtet. Er tat das Werk Gottes, indem er im Namen der Nächstenliebe Christi handelte."

Franziskus würdigt in seiner Botschaft, dass die Gemeinschaft danach strebe, der frühen Kirche nachzueifern, die in der Apostelgeschichte beschrieben wird.

An die etwa 1.300 derzeitigen Mitglieder des Ordens, die in 25 Ländern leben, gerichtet, sagte er: "Euer Gründer lebte in vielen und unterschiedlichen Umgebungen, aber in jeder Situation ließ er sich vom Evangelium leiten: ob als Wanderprediger, Oberer einer Gemeinschaft oder Bischof, er hörte immer auf Gott und seine Brüder und war fähig, den Weg zu erkennen, der in den verschiedenen Lebensumständen zu gehen war, ohne seine grundlegende Inspiration aus den Augen zu verlieren."

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