Vatikanstadt - Freitag, 10. Juni 2016, 8:34 Uhr.
Nach dem Gedenken an den vom Osmanischen Reich verübten Völkermord an den Armeniern vor 100 Jahren sei der bevorstehende Papst-Besuch im Land am Kaukasus ein Zeichen der Wertschätzung für die Treue zum Christentum, sagte ein Prälat, der an den Vorbereitungen für diese Reise beteiligt ist.
"Der Heilige Vater kommt, um seine Wertschätzung gegenüber der armenischen Nation für ihre Treue zum Christentum, zu ihrem Glauben, zu ihrem Widerstand und gegenüber ihrer Kultur auszudrücken", sagte Erzbischof Raphael Minassian, der armenische Ordinarius Osteuropas im Interview mit CNA.
"Ich glaube, das dies auch ein Zeichen, ein göttliches Zeichen ist, dass wir den Heiligen Vater in Armenien als Trost, als Verteidigung der (Menschenrechte), und als (Stärkung) der Gesellschaft zur Fortsetzung des Zeugnisses der Mission, die unser Herr dieser Nation mitgab, die das Christentum ist, haben."
Erzbischof Minassian erklärte, Armenien sei eine "christliche Nation," und sogar unter kommunistischer Herrschaft "hielten sie ihren Glauben im Inneren, in den Familien sehr hoch."
Armeniens nationale Kirche ist die armenisch-apostolische Kirche – eine orientalisch-orthodoxe Kirche, welcher 93 Prozent der Bevölkerung angehören. Das Land rühmt sich auch, die erste Nation zu sein, die das Christentum als Staatsreligion angenommen hatte. Dies geschah im Jahr 301.
Der Besuch des Papstes vom 24. bis zum 26. Juni in Armenien wird etwas mehr als hundert Jahre nach dem von den Osmanen verübten Völkermord an den Armeniern, während dessen 1,5 Millionen Christen durch das Osmanische Reich getötet und Millionen mehr vertrieben wurden.
Der Papstbesuch erfolgt außerdem 15 Jahre nach dem Besuch des Heiligen Papstes Johannes Paul II. Im Jahr 2001, während dessen "er diese Menschen ermutigte, neu zu beginnen und ihren Glauben und ihr redliches Gesellschaftsleben zu stärken", sagte Erzbischof Minassian.
Eineinhalb Jahrzehnte später sind die Armenier "gläubig, sie stehen weiterhin zu ihrem christlichen Glauben", fuhr er fort.
"Die neue Generation ist praktisch völlig anders, lebt jedoch unter dem Schatten von Millionen und Abermillionen von Märtyrern, die diese Nation der Weltkirche schenkte."
Obwohl er als geschichtliche Tatsache von den meisten Regierungen akzeptiert wird – zuletzt durch den Deutschen Bundestag am 2. Juni – leugnen die Regierungen der Türkei und Aserbaidschans, dass es einen Völkermord gab, während andere Länder, einschließlich der Vereinigten Staaten, es vermeiden, ihn als solchen anzuerkennen.
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"Der Völkermord ist ein Verbrechen. Ich verstehe auch nicht, warum so viele Länder sich der Nennung der Sache beim Namen verweigert haben", sagte Erzbischof Minassian. "Das Verbrechen ist gegen die Menschheit, und dieses Verbrechen wurde gegen das armenische Volk begangen."
Er betonte, dass "der Heilige Vater den Frieden auf der Welt verkündet. Er fährt nicht (wegen) politischer Themen nach (Armenien), sondern um uns das Zeichen und die Bezeugung Jesu Christi auf der Welt zu geben."
Über die Bedeutung dessen gefragt, ob Papst Franziskus selbst den Begriff Völkermord während seines Besuchs in Armenien gebrauchen wird, antwortete der Prälat: "die Rolle des Heiligen Vaters besteht aus der Verteidigung der Schwachen und der Menschen, die in der Welt ihre Stimme verloren haben."
Der Besuch Papst Franziskus' im Sommer wird auch einen Aufenthalt am Tsitsernakaberd Gedenkkomplex beinhalten. Dieser wurde zum Gedenken an die Opfer des Völkermords errichtet. Ebenso ist Zeit für ökumenische Begegnungen und Gebete für den Frieden, so der vom Vatikan herausgegebenen Reiseablauf.
Die Reise nach Armenien in diesem Monat erfolgt auf Einladung Karekins II., Katholikos der armenisch-apostolischen Kirche; der Zivilbehörden des Landes; und der römisch-katholischen Kirche vor Ort.
Der römische Pontifex hatte seinen Wunsch, Armenien zu besuchen, während seiner Pressekonferenz am 30. November auf seinem Flug von der Zentralafrikanischen Republik geäußert. 2014 sagte er: "Ich versprach den drei (armenischen) Patriarchen, dass ich fahren würde: Das Versprechen wurde gemacht."
Seit seiner Zeit als Erzbischof von Buenos Aires unterhält der Papst enge Beziehungen zur armenischen Gemeinschaft. Eine hohe Anzahl Armenier wanderte nach den Deportationen und den Morden im Ersten Weltkrieg nach Argentinien aus, und heute hat das Land einen der höchsten Anteile an armenisch-stämmiger Bevölkerung weltweit.
Armenien ist das erste von drei Ländern im Kaukasus auf Papst Franziskus' Reiseplan in diesem Jahr. Vom 30. September bis zum 2. Oktober wird er noch Georgien und Aserbaidschan besuchen.
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