Vatikanstadt - Sonntag, 10. Oktober 2021, 15:25 Uhr.
Papst Franziskus hat am Sonntag Katholiken einen Rat gegeben, die das Gefühl haben, dass ihr Glaube erschöpft ist und die ihn neu beleben wollen.
In seiner Angelus-Ansprache am 10. Oktober skizzierte der Papst einen dreistufigen Prozess zur persönlichen Erneuerung.
"Ist dein Glaube müde, willst du ihn neu beleben? Dann suche den Blick Gottes: gehe in die Haltung der Anbetung, lass dir Vergebung zusprechen, setz dich dem Blick des Gekreuzigten aus. Kurzum: Lass dich von ihm lieben. Das ist der Anfang des Glaubens: Lass dich von ihm lieben, er ist Vater."
Der Papst gab diesen Rat in einer Betrachtung der Tageslesung aus dem Evangelium Markus 10,17-30, in der Jesus einen reichen jungen Mann auffordert, alles zu verkaufen, was er hat — und ihm dann nachzufolgen.
"Dieser Mann beginnt mit einer Frage: 'Was muss ich tun, um das ewige Leben zu haben?' (v. 17). Beachten wir die Verben, die er verwendet: tun müssen - haben. Das ist seine Art von Frömmigkeit: eine Pflicht, ein Tun, um etwas zu bekommen; 'ich tue etwas, um das zu bekommen, was ich brauche'. Aber das ist eine Geschäftsbeziehung mit Gott, ein Do ut des, das auf Gegenleistung basiert. Der Glaube hingegen ist kein kaltes, mechanisches Ritual, kein 'Muss'. Es ist eine Frage der Freiheit und der Liebe."
In seiner per Live-Stream übertragenen Ansprache an einem Fenster mit Blick auf den Petersplatz sagte der Papst, jeder könne sich in dem reichen jungen Mann wiedererkennen, da er im Evangelium nicht namentlich genannt werde.
Der Papst, der zuvor eine Messe zur Eröffnung des zweijährigen Prozesses, der zur Synode 2023 führen soll, zelebriert hatte, forderte seine Zuhörer auf, darüber nachzudenken, ob ihr Glaube in erster Linie eine Frage der Pflicht oder eine "Verhandlungsmasse" sei.
"Was ist Glaube für mich? Wenn es in erster Linie eine Pflicht oder ein Druckmittel ist, sind wir auf dem Holzweg, denn das Heil ist ein Geschenk und keine Pflicht, das Heil ist kostenlos und kann nicht gekauft werden", so der Papst.
Zunächst gelte es, sich von einem kommerziellen und mechanischen Glauben zu befreien, der das falsche Bild eines buchhalterischen und kontrollierenden Gottes, nicht eines Vaters, vermittle.
Franziskus fuhr fort: "Jesus – und das ist der zweite Schritt - hilft dem Mann, indem er ihm das wahre Gesicht Gottes zeigt". So werde der christliche Glaube geboren und wiedergeboren, betonte er: "nicht aus einer Pflicht, nicht aus etwas, das getan oder bezahlt werden muss, sondern mit einem Blick der Liebe, der annimmt".
Nach der Frage und dem Blick folge - als dritter und letzter Schritt - eine Einladung Jesu, in der dieser sage: "Eines fehlt dir (noch)". Was denn dem reichen Mann fehle? Franziskus gab sich und seinen Zuhörern am 10. Oktober diese Antwort: "Das Geschenk, die Unentgeltlichkeit: 'Geh hin, verkaufe, was du hast, und gib es den Armen'. Daran mangelt es vielleicht auch bei uns. Wir tun oft nur das Nötigste, während Jesus uns auffordert, das maximal Mögliche zu tun. Wie oft begnügen wir uns mit unseren Pflichten - den Geboten und ein paar Gebeten -, während Gott, der uns das Leben schenkt, uns nur um ein bisschen Leben bittet! Im heutigen Evangelium sehen wir diese Verlagerung von der Pflicht zum Geschenk sehr gut; Jesus beginnt mit der Erinnerung an die Gebote: 'Du sollst nicht töten, du sollst nicht ehebrechen, du sollst nicht stehlen...' und kommt dann zu dem positiven Vorschlag: 'Geh, verkaufe, gib und folg mir nach!'".
Der Papst schloss seine Überlegungen mit der Aussage:"Heute können wir uns fragen: An welchem Punkt ist mein Glaube? Erlebe ich ihn als etwas Mechanisches, als eine Beziehung der Pflicht oder des Interesses zu Gott? Erinnere ich mich daran, ihn zu nähren, indem ich mich von Jesus anschauen und lieben lasse? Und wenn ich mich von ihm angezogen fühle, antworte ich dann frei, großzügig und mit ganzem Herzen?"
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