Augsburg - Dienstag, 16. Mai 2023, 16:30 Uhr.
Am 24. Mai eines jeden Jahres ruft die katholische Kirche zum Gebet für die Christen in China auf. Der Gebetstag wurde im Jahr 2007 von Papst Benedikt XVI. begründet und findet am Festtag „Maria, Hilfe der Christen“ statt, der der Muttergottes von Sheshan gewidmet ist. Bischof Dr. Bertram Meier (Augsburg), Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, wendet sich mit diesem Gebetsanliegen an alle Gläubigen in Deutschland.
Der Bischof weist darauf hin, dass mit der Aufhebung der Corona-Maßnahmen in China, die gegen Ende des Jahres 2022 erfolgt ist, die religiösen Aktivitäten dort wieder aufgenommen werden konnten. „Während der Corona-Zeit unterlag das religiöse Leben härtesten Einschränkungen. So herrscht nun große Erleichterung auch bei den Katholiken, dass die Spielräume wieder größer geworden sind.“ Erfreulich stimme auch, dass sich in diesem Jahr Christen aus ganz China (und nicht nur aus Shanghai) an der wichtigsten Pilgerfahrt – zur Muttergottes von Sheshan – beteiligen dürften.
Schon die von den Behörden verfügten Regeln für die Pilgerreisen machten aber deutlich, dass die Restriktionen des religiösen Lebens und die Repressionen des Staates gegen die Kirche nicht nachließen.
„Die Pilgergruppen müssen sich registrieren lassen und über eine schriftliche Erlaubnis der Religionsbehörden in ihren Diözesen verfügen. Keine Pilgerfahrt ist möglich ohne Begleitung eines Priesters, der sich zur staatlich anerkannten ‚Katholischen Kirche Chinas‘ bekennt“, erläutert Bischof Meier. Die sogenannten „Untergrundchristen“, die sich jeder direkten und indirekten Zusammenarbeit mit den staatlichen Religionsorganen verweigern, sind also de facto ausgeschlossen.
Die Regelungen über die Sheshan-Wallfahrt sind symptomatisch für den verschärften Kampf der kommunistischen Regierung gegen die „Untergrundkirche“ und jegliche nicht von der Partei kontrollierte religiöse Betätigung. „Hausarrest, Entführungen von Priestern und die Zwangsverpflichtung zu intensiven politischen Schulungen – all das gehört weiterhin zur Lebenswirklichkeit der im Untergrund lebenden Christen. Hohe Strafen drohen denen, die sich außerhalb der von den Behörden registrierten Räumlichkeiten treffen, um zu beten und Gottesdienst zu feiern.“
Das von der vatikanischen China-Politik verfolgte Ziel einer größeren Einheit von Untergrundkirche und staatlich anerkannter Kirche ist damit in noch weitere Ferne gerückt, zumal das „Nationale Büro für religiöse Angelegenheiten“ am 24. März 2023 einen Entwurf zu „Maßnahmen für die Verwaltung von Stätten für religiöse Aktivitäten“ veröffentlichte, durch die eine Kooperation zwischen den staatlich anerkannten und den nicht anerkannten Kirchenstrukturen aktiv unterbunden werden soll. Die „Transformation des Untergrunds“ ist den offiziellen Gremien der „Katholischen Kirche Chinas“ inzwischen als Aufgabe gestellt.
Eine große Gefahr für den Fortbestand des kirchlichen Lebens – auch in den Diözesen, die von den staatlichen Stellen anerkannt sind – liegt in dem seit einigen Jahren bestehenden Verbot, Kinder und Jugendliche mit Religion in Kontakt zu bringen. „Wenn die nachwachsende Generation keinen Gottesdienst mehr besuchen darf und die Katechese in den Gemeinden verboten ist, dann wird das Band zwischen der Kirche und den jungen Leuten systematisch zerschnitten. Anders als in früheren Jahren werden die entsprechenden Regeln inzwischen in allen Provinzen strikt durchgesetzt“, so der Vorsitzende der Kommission Weltkirche.
Bischof Meier ruft die Katholiken in Deutschland zum Gebet für alle Menschen in China und insbesondere für die Glaubensgeschwister auf: „Bitten wir am 24. Mai, dem Weltgebetstag für die Kirche in China, gemeinsam mit der Muttergottes von Sheshan, dass sich alle dort echter Glaubensfreiheit erfreuen dürfen und die Früchte des Glaubens auch der ganzen Gesellschaft zugutekommen können. Beten wir auch dafür, dass Gott die katholische Einheit, die so sehr unter Druck steht, bewahren möge!“