Von heidnischen Hainen zu heiligen Altären

Der heilige Ansgar predigt das Christentum
Gustaf Cederström - Bodil Karlsson / Nationalmuseum Stockholm via Wikimedia (CC0)

Im Herzen Dänemarks bietet die geschichtsträchtige Stadt Ribe einen einzigartigen Einblick in die spirituelle Reise der Nation. Das örtliche Wikingerzentrum dient als Zeitportal, das die Besucher in die alte Zeit zurückversetzt.

Erlebnisse bieten hier ein Echo der Vergangenheit: Es werden alte Wikingerrituale nachgestellt, die in krassem Gegensatz zum monotheistischen Glauben stehen, der später die Menschen hier bekehren sollte. Entgegen der Meinung mancher Menschen verehrten die Wikinger, wie alle Germanen, nicht nur Odin.

Das germanische Pantheon war eine vielfältige Ansammlung von Gottheiten, darunter Thor, Freya und Loki. Jede Gottheit wurde für unterschiedliche Zwecke angerufen und verehrt.

Im Laufe der Jahrhunderte wich diese Zeit der christlichen Ära. Die Bekehrung der Menschen erfolgte nicht sofort und war auch nicht einheitlich. Es war ein allmählicher Prozess, der von einem komplexen Zusammenspiel von Politik, Macht und Glauben geprägt war. Die alten Götter traten langsam in den Schatten und wurden durch das einzigartige Symbol des Kreuzes ersetzt.

Heute hat sich die spirituelle Landschaft Dänemarks weiter gewandelt. Die Rituale haben sich geändert, die Götter wurden ersetzt, aber das zugrundeliegende menschliche Bedürfnis nach spiritueller Verbindung ist geblieben.

Die vorherrschende Religion in Dänemark ist offiziell das Christentum. Schätzungsweise drei Viertel der Bevölkerung gehören der "Folkekirken" — also Volkskirche— an, der lutherischen Landeskirche Dänemarks.

Trotz der hohen Mitgliederzahl besuchen jedoch nur 3 % der Bevölkerung regelmäßig den Sonntagsgottesdienst, und nur 19 % der Dänen betrachten laut Umfragen überhaupt Religion als wichtigen Teil ihres Lebens. Dies deutet auf einen deutlichen Trend zum Säkularismus hin, bei dem religiöse Überzeugungen und Praktiken im Alltag der Menschen an Bedeutung verlieren.

Der Dom zu Ribe (dänisch: Ribe Domkirke oder Vor Frue Maria Domkirke) ist ein wichtiges Wahrzeichen der alten Stadt Ribe an der Westküste Südjütlands in Dänemark. In der Wikingerzeit vom Hamburger Missionar Ansgar als erste christliche Kirche Dänemarks gegründet, wurde der Dom in seiner langen Geschichte mehrfach zerstört und immer wieder restauriert, erweitert und ausgeschmückt. Heute ist der Dom von Ribe das am besten erhaltene romanische Bauwerk Dänemarks und spiegelt eine Vielzahl von Baustilen und künstlerischen Traditionen wider.

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Der Dom war ursprünglich eine katholische Kirche, gehört aber seit der Reformation zur Dänischen Kirche. Der erste steinerne Dom wurde 1110 von Bischof Thur begonnen und 1134 fertiggestellt. Für den Bau des Massivbaus wurde Tuffstein aus Deutschland importiert, da Stein in der Umgebung von Ribe eine knappe Ressource war. Die Kathedrale wurde im romanischen Stil erbaut, mit halbrunden Bögen, die eine flache Holzdecke tragen, ein typischer Bau im Basilikastil nach dem Vorbild norddeutscher Kirchen.

Die katholische Kirche in Ribe ist als St. Ansgarkirche bekannt, benannt nach dem Schutzpatron Dänemarks, St. Ansgar, der in Dänemark und Schweden missionierte. Die Kirche gehört zur katholischen Diözese Kopenhagen, die ganz Dänemark umfasst. Die Kirche dient der örtlichen katholischen Gemeinde und bietet regelmäßige Gottesdienste an. Sie ist ein Ort der Anbetung und der Gemeinschaft für die Katholiken in der Region und trägt zur religiösen Vielfalt in der Region bei. Die Kirche ist, wie viele andere in Dänemark, ein Zeugnis für die Widerstandskraft und Ausdauer des katholischen Glaubens in einem überwiegend säkularen Land. Die St. Ansgar Kirche in Ribe bildet zusammen mit dem historischen Dom von Ribe einen faszinierenden Kontrast und eine Verbindung zwischen Alt und Neu, Wikinger und Christ, Heide und Katholik.

Die Herausforderung für den Katholizismus — und andere Religionen — in Dänemark ist dieser zunehmende Säkularismus. Säkulares Denken ist in der dänischen Gesellschaft tief verwurzelt. Viele Dänen betrachten zudem Religion bestenfalls als Privatsache und nicht als etwas, worüber man offen diskutieren oder zu dem man konvertieren sollte. Dies kann es für Religionsgemeinschaften schwierig machen, neue Mitglieder zu gewinnen oder einen bedeutenden Einfluss auf das öffentliche Leben auszuüben.

Darüber hinaus ist die evangelisch-lutherische Kirche in der dänischen Verfassung als Staatskirche verankert, was bedeutet, dass der Katholizismus und andere Religionen eine Minderheitenposition einnehmen. Dies kann zu einem Mangel an Sichtbarkeit und Anerkennung führen, auch wenn es Katholiken hier deutlich leichter haben als in manch anderen Ländern.

Es ist also nicht verwunderlich, dass die kleine katholische Kirche in Dänemark trotz dieser Herausforderungen aktiv und lebendig ist. Sie bietet ihren Mitgliedern die Sakramente — sowie weitere religiöse Dienste und Gemeindeaktivitäten, steht zudem im Dialog mit anderen Religionsgemeinschaften und der dänischen Gesellschaft insgesamt.

Eine geistige Reise von den heidnischen Hainen in Ribe bis zur katholischen Kirche am gleichen Ort ist eine Betrachtung der geistigen Entwicklung Dänemarks. Es ist eine Geschichte der Verwandlung, ein Zeugnis für die andauernde menschliche Suche nach spirituellem Verständnis und Verbindung. Und sie entfaltet sich weiter, ein Gebet, ein Ritual, ein Glaubensakt nach dem anderen.

 

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