9. Mai 2024
CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Siebten Sonntag der Osterzeit.
Das heutige Evangelium (Joh 17,11–19) stellt uns vor die tückische Frage unserer Beziehung zur Welt.
Es ist notwendig, dass wir unsere – oft verwirrten – Ideen durch das Wort des Herrn erhellen lassen. Wir, Jünger Christi, sind in die Welt gesandt, wie Jesus, um den Willen des Vaters zu erfüllen, der die Welt so sehr geliebt hat, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit die Welt durch ihn gerettet wird (vgl. Joh 3,16–17). Aber wenn die Welt gerettet werden muss, bedeutet dies, dass das, was in der Welt ist, nicht gut ist.
Da wir in diese Welt gesandt werden, die gerettet werden muss, müssen wir uns von ihr unterscheiden. Wie Jesus sind wir dazu berufen, in der Welt zu sein, ohne von der Welt zu sein. Mit anderen Worten: Wir müssen uns bewusst sein, dass wir in ein feindliches Gebiet geschickt werden, nicht um uns ihm anzupassen und mit ihm ins Verderben zu gehen, sondern um an seiner Erlösung in Christus mitzuarbeiten.
Deshalb betet Jesus für uns zum Vater: „Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen.“
Bewahre sie vor was? Vor dem, was zum Verderben führt, vor dem Bösen, das in der Welt wirkt und Hass gegen diejenigen entfesselt, die das Wort Christi bringen. Dieser Hass äußert sich in zwei Formen: Verfolgung und Korrumpierung. Es ist schwer zu sagen, welche Form die gefährlichere ist, denn die Verfolgung setzt nicht nur auf Erpressung und Angst, sondern auch auf den mangelnden Glauben desjenigen, der sich vom Herrn verlassen in den Händen der Feinde sieht und dazu neigt, zu vergessen, dass es auch für Jesus in seiner Passion so gewesen war. Korrumpierung ist jedoch die subtilere Form, denn sie lässt uns glauben, dass wir auf zwei Hochzeiten tanzen können: das haben, was die Welt liebt (Geld, Erfolg, Macht, Vergnügen), und gleichzeitig auch Jesus Christus besitzen.
Jesus bittet den Vater (und wenn er bittet, wird er immer erhört): „Heilige sie in der Wahrheit!“
Im Verb „heiligen“ ist auch die Idee von „weihen“ enthalten. Weihen bedeutet, etwas dem Profanen (der Welt!) entziehen und es für einen heiligen Zweck (die Rettung der Welt!) vorzubehalten.
Auf objektiver Ebene fällt diese Weihe mit der Taufe zusammen: Wir alle wurden geweiht, als wir Kinder Gottes wurden, gesalbt mit dem messianischen Öl, um ganz Christus zu gehören. In der Firmung wurde auf diese Weihe das Siegel des Heiligen Geistes gelegt und jedes Mal, wenn wir die Eucharistie feiern, erneuert und festigt sich diese Weihe und macht uns zu lebendigen und lebenswichtigen Gliedern des Leibes Christi, des Geweihten des Vaters, der sagt: „Ich heilige mich für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt sind.“
Auf subjektiver Ebene allerdings wartet diese bereits erfolgte Weihe darauf, Tag für Tag wieder neu entdeckt und gelebt zu werden. In der Wahrheit geheiligt zu sein bedeutet, unsere Kriterien zu wandeln, um jene von Christus anzunehmen. All dies ist formell in den Taufversprechen enthalten. Wir haben es im Sakrament der Firmung bewusst bekräftigt. Und jedes Mal, wenn wir das Vaterunser beten, wiederholen wir es: „Dein Wille geschehe.“ Und doch leisten wir noch so viel Widerstand!
In der heutigen Messe haben wir die Gelegenheit, die volle Freude unserer Weihe wieder zu erlangen, um in der Welt zu sein, ohne von der Welt zu sein, damit wir – wie Jesus sagt – seine Freude in Fülle in uns haben.
In der Opferung von Brot und Wein bringen wir uns selbst dar, um in ihn verwandelt zu werden. Jesus braucht in der Eucharistie nicht viel Brot, nur ein kleines Stück. Aber es ist notwendig, dass dieses kleine Stück ganz hingegeben wird, um konsekriert zu werden. Das wird auch von uns verlangt, damit der Herr uns eins mit sich selbst machen kann. So, durch die Gnade verwandelt, wird er in uns und durch uns das Heil wirken können.
Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.
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