Mit dem Verkauf, der Ausbeutung und dem sexuellen Missbrauch von Kindern im Unterhaltungsgeschäft befasste sich die UN anlässlich einer Sitzung des Menschenrechtsrats im vergangenen Monat. Der Vertreter des Heiligen Stuhls bei der UN in Genf, Erzbischof Ettore Balestrero, nahm an der Sitzung teil, die von einem Sonderberichterstatter geprägt wurde.

Er betonte, dass die sexuelle Ausbeutung von Kindern durch das Fehlen von unantastbaren ethischen Grundsätzen sowie durch verwaschene Grenzen zwischen akzeptablen und inakzeptablen Verhaltensweisen den Menschen objektiviert und die persönlichen Beziehungen banalisiert. Christian Peschken (EWTN) sprach darüber mit Balestrero.

Kann es Ihrer Meinung nach ethische Grundsätze geben – säkulare, außerhalb eines auf Gott ausgerichteten Rahmens?

Ich möchte nur kurz anmerken, dass ich dem Sonderberichterstatter in einigen Punkten zustimme, aber ich wollte nicht den gesamten Text gutheißen. Ich denke jedoch, dass ihre Frage sehr interessant ist und reizvoll, weil sie mich zur gesamten katholischen Morallehre bringt.

In gewisser Weise kommen also alle Werte von Gott, weil er der Schöpfer von allem ist. Und jeder Mensch sollte in der Lage sein, sie zu verstehen, und sie zu entdecken, wenn er in der Lage ist, unsere menschliche Vernunft richtig einzusetzen. Aber wir müssen zugeben, dass es manchmal schwierig sein kann, dies zu tun, denn manchmal ist der Mensch durch seine eigenen persönlichen Interessen oder durch seine persönlichen Schwächen etwas verwirrt. Aber wie auch immer, es ist möglich. Auf jeden Fall gibt es Werte, die in unserer menschlichen Natur verwurzelt sind, die in der menschlichen Natur eines jeden Menschen liegen, und es ist möglich, sich dieser Werte bewusst zu sein und sich auch der Tatsache bewusst zu sein, dass die menschliche Natur, ich würde sagen, eine ethische Botschaft beinhaltet, und nicht einfach eine biologische Frage ist.

Oder besser: Es ist ein biologisches Thema, das jedoch eine ethische Relevanz, eine ethische Botschaft mit sich bringt und auch eine moralische Richtlinie darstellt, die oft Teil davon ist, und die unsere menschliche Vernunft erkennen sollte. Daher ist es für alle Menschen guten Willens möglich, das Gute nicht von dem zu trennen, was wahr ist, und das Gute und das Wahre nicht von dem, was tief in unserer menschlichen Natur verwurzelt ist.

Das gemeinsame Haus aller Männer und Frauen sollte also weiterhin auf der Basis des richtigen Verständnisses dessen, was die menschliche Natur ist, und eines richtigen Verständnisses dessen, was die daraus folgenden Werte sind, errichtet werden.

Das ist die Realität, das ist es, was wir zu verstehen aufgefordert sind. Und das ist es, was wir auch befolgen sollen. Natürlich brauchen wir die Hilfe unseres Gottes, und wir brauchen die Hilfe unserer Vernunft, aber sie sind genau dazu da, uns zu helfen. Und es ist ein Weg, den wir gehen können und dem wir folgen können, dem viele Menschen vor uns gefolgt sind und dem viele andere nach uns folgen werden.

Das ist die Kernwahrheit über die Menschheit, und sie wird nur von den Religionen ausgesprochen, richtig?

Ich würde sagen, dass es sehr interessant ist, dass alle Religionen, alle großen spirituellen Traditionen, bei der Identifizierung bestimmter Werte übereinstimmen, was irgendwie eine Bestätigung der Tatsache ist, dass diese Werte wirklich in unserer Natur verwurzelt sind. Alle Religionen glauben an diese Werte, aber es sind nicht nur die Religionen, die sie hervorbringen können. Jeder Mensch kann sie entdecken, wenn er in der Lage ist, die Vernunft, die er von Gott erhalten hat, zu nutzen und, ich würde sagen, in die Tat umzusetzen.

Aber die Problematik und die Herausforderung ist, dass es nicht immer sehr einfach ist, dies in die Tat umzusetzen, weil die Werte sehr oft durch einige Interessen, durch andere Bedürfnisse, durch einige Probleme verborgen werden. Es gibt jedoch, wie erwähnt, eine gemeinsame Basis zwischen allen Religionen, und das zeigt, dass diese Werte wirklich verwurzelt sind, und wir sollten sie alle zusammenführen.

Dies vorausgeschickt, müssen wir aber auch feststellen, dass viele andere Religionen dazu neigen, sie zu vergessen. Und das führt manchmal zu großen Spaltungen, denn wenn eine spirituelle Gruppe, anstatt Gott in den Mittelpunkt zu stellen, die menschlichen Gefühle und die menschlichen Wünsche in den Mittelpunkt der religiösen Gemeinde stellt, dann wird es sehr schwierig, diesen Werten zu folgen, die zwar gottgegebene Werte sind, aber auch menschlich zentrierte Werte. Und diese neigen dazu, nicht das einfache, ich würde sagen, Verlangen und Streben des Menschen zu befriedigen, sondern sie neigen dazu, nur den Menschen zu feiern, und ihn so davon abzuhalten, dem zu folgen und das zu erreichen, was wirklich gut für ihn ist.

In Deutschland haben wir von Sexräumen für Kindergärten und LGBT-Theateraufführungen und allen möglichen Online-Inhalten gehört, die für Kinder gedacht und zugänglich sind. Liegt der Schlüssel zur Lösung dieses Problems bei genau denselben Organisationen, die viele der Missstände kritisieren?

Ich verstehe was Sie meinen. Nun, ich denke, wir müssen einige Unterscheidungen treffen. Es gibt etwas Gutes, und etwas, das geklärt werden muss.

Der Sonderberichterstatter ist unabhängig, und diese Unabhängigkeit ist Teil seiner Aufgabe. Er ist also sogar unabhängig, würde ich sagen, von den anderen Mitgliedsstaaten. Wir können aber nicht denken, oder nicht immer davon ausgehen, dass Organisationen, nur weil sie vielleicht auf der einen Seite verurteilen und die Existenz eines Problems anerkennen, nicht auch auf der anderen Seite, und vielleicht sogar ungewollt, zu dem Problem beitragen können. Aus diesem Grund müssen wir wachsam sein. Wir müssen auch, würde ich sagen, vorsichtig sein, bevor wir anklagen, vor allem, wenn wir nicht alle Umstände kennen. Aber wir müssen weiterhin mutig sein, wenn es nötig ist. Das Risiko, das Sie darstellen, kann also Wirklichkeit werden. Und deshalb müssen wir alle nicht unbedingt, nicht immer, aber wir müssen uns der Tatsache bewusst sein, dass dies der Fall sein kann. Und wir müssen wachsam und unerschrocken sein und unsere Stimme erheben, wenn dies passiert.

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In dem Moment, in dem man bestimmte Gruppen, die bestimmten Menschen bestimmte Dinge aufzwingen, auf eine bestimmte Art und Weise kritisiert, wird das sofort als Hassrede aufgefasst und ausgelegt oder definiert. Dadurch werden diese Verhaltensweisen akzeptiert, denn plötzlich spricht niemand mehr darüber und niemand ist mehr dagegen. Ich denke, das ist eine echte Gefahr bei diesen Gesetzen gegen Hassreden im Allgemeinen.

Ja, dies ist eine Herausforderung, eine Gefahr, und leider wird sie unter vielen Umständen, in vielen Ländern, in vielen Situationen zu einer echten Bedrohung.

Nun sind die die Anbieter von Inhalten nur aus einem Grund im Geschäft: Sie wollen ihre Gewinne maximieren. Wenn sich schlechte Dinge verkaufen, bieten sie schlechte Dinge an. Es ist also höchst unwahrscheinlich, dass die Konzerne, die damit Geld verdienen, auch diejenigen sein werden, die dieses Problem lösen. Wir bewegen uns hier im Kreis, nicht wahr?

Ja, wie Sie schon sagten, geht es den Anbietern von Inhalten in der Regel in erster Linie darum, ihre Produkte zu verkaufen. Und deshalb sind sie manchmal nicht in der Lage, die Kinder angemessen zu schützen. Und ich denke, deshalb ist es notwendig, das irgendwie zu regulieren. In gewisser Weise sind sie nun mal da und bleiben da, und wir müssen mit ihnen fertig werden. Aber in gewisser Weise ist es auch notwendig, andere Schritte zu unternehmen, andere Maßnahmen zu ergreifen, und deshalb, meine ich, ist es im Allgemeinen notwendig, dass die Parlamente, dass die Regierungen eingreifen, ja. Das ist der Weg, um zu regulieren und das Feld nicht völlig ihrem Handeln und ihrem alleinigen Einfluss zu überlassen.

Gibt es irgendwelche laufenden Initiativen, zum Beispiel, oder Strategien des Heiligen Stuhls, zu helfen, dieses kritische Thema in den Griff zu bekommen?

Ich würde sagen, was den Heiligen Stuhl und die katholische Kirche angeht, so gibt es den Heiligen Stuhl, aber es gibt auch Tausende von Pfarreien, von katholischen Einrichtungen, von Ordensgemeinschaften oder katholischen Vereinigungen, und ich denke, wir können stolz darauf sein. Sie alle arbeiten in diesem Bereich, sie bieten Ideen, sie bieten Hinweise, sie bieten Vorschläge. Was den Heiligen Stuhl selbst betrifft, so bietet er viele Gesichtspunkte und konkrete Ideen, wie das Problem mit den Kindern angegangen werden kann. Aber auch die anderen Organisationen leisten sehr wichtige Dienste, zum Beispiel helfen einige von ihnen den Eltern dabei, mit ihren Kindern über Online-Sicherheit zu sprechen: Wie können sie das Gespräch mit ihren eigenen Kindern beginnen?

Dann gibt es noch ein anderes Thema, nämlich wie man mit den Kindern das Thema Online-Spiele angeht. Zuallererst müssen die Eltern über die Risiken von Online-Spielen für ihre Kinder informiert werden und darüber, wie sie ihre Kinder schützen können. Und danach müssen sie das Gelernte an ihre eigenen Kinder weitergeben. Und dann ist da noch die Frage der elterlichen Aufsicht.

Ich meine, viele Agenturen geben Ratschläge für die Einrichtung von Kindersicherungen, damit die Kinder sicher sind, wenn sie online sind. Es wird also eine Menge Arbeit geleistet. Es gibt Leitfäden für soziale Netzwerke, Leitfäden für Apps und Spiele, ausdrücklich um Eltern zu helfen, dieses Problem anzugehen und ihre Kinder zu schützen.

Wenn die heutigen Eltern es nicht von ihren Eltern gelernt haben, bringen sie ihren Kindern heute ganz andere Werte bei.

Genau, und eines der großen Probleme ist, dass die Eltern oft keine Zeit haben, so dass die Kinder mit jemandem zu Hause allein gelassen werden, oder sie sind in der Schule, oder sie sind bei ihren Großeltern, die nicht wirklich in der Lage sind, mit diesen Problemen umzugehen.

So gesehen ist es also auch ein Aufruf an die Eltern, sich bewusst zu machen, dass die erste und wichtigste Verantwortung, die sie haben, nicht nur darin besteht, ihre Kinder zu ernähren, denn natürlich müssen sie sie ernähren, aber sie müssen ihnen nicht unbedingt alles geben, was sie sich wünschen. Sie müssen sie beschützen. Und Schutz ist ein Weg, sie zu ernähren, und es ist ein Weg, ihnen eine Zukunft zu geben. Und das erfordert auch etwas Zeit und Wachsamkeit, um den Bedrohungen zu begegnen, denen ihre Kinder jetzt täglich ausgesetzt sind.

Original-Interview aufgenommen in Genf von Christian und Patricia Peschken | Textbearbeitung, Redaktion, Moderation und Schnitt: Christian Peschken für Pax Press Agency im Auftrag von EWTN, EWTN News und CNA Deutsch.

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