Florenz - Mittwoch, 11. November 2015, 14:56 Uhr.
War dies ein Vorgeschmack auf sein Apostolisches Schreiben zur Familie? Mit einer programmatischen Rede von knapp 50 Minuten Dauer hat Papst Franziskus seine Vorstellung der Kirche und der katholischen Glaubenslehre vorgestellt.
Franziskus sprach in der historischen Kathedrale von Santa Maria del Fiore vor den in Florenz versammelten Bischöfen der Kirche in Italien; doch seine Worte galten der Weltkirche und ihrer Lehre. In ersten Reaktionen haben sie Vatikanisten ein “Manifest” seiner Reformanliegen genannt.
Es sei, so wörtlich, “unnützlich”, im Konservativismus oder Fundamentalismus Lösungen zu suchen, so der Papst. Er plädiere für eine freie Kirche, die offen sei für die Herausforderungen der Gegenwart, niemals defensiv aus der Angst heraus, etwas zu verlieren, sagte Franziskus.
Mit Blick auf das Motto des Treffens, das einen “neuen Humanismus” in Jesus Christus thematisierte, warnte Papst Franziskus vor zwei Häresien: Dem Pelaganismus, der die Existenz der Ursünde ablehnt und besagt, dass Menschen ihre Erlösung durch ihr eigenes Tun erlangen können, ohne die Gnade Gottes. Und zweitens die Gnostik, der zufolge Erlösung durch das Aneignen von Wissen zu erreichen ist, nicht durch den Glauben.
Darüber hinaus betonte Franziskus erneut, was er schon im Lehrschreiben Evangelii Gaudium 2013 zum Programm machte: Die Kirche müsse sich erst einmal um die Armen kümmern: In der Begegnung und im Dialog mit ihnen das Gute zu suchen, sei ihr Auftrag.
Die Freude des Christen war Thema der Ansprache des Papstes bei der späteren Messe im Stadion von Florenz. Diese Freude bestehe darin, gegen den Strom zu schwimmen und die öffentliche Meinung zu überwinden, die damals wie heute in Jesus nicht mehr als einen Propheten und Lehrer sehe, so Franziskus.
Den Angelus betete Franziskus zur Mittagstunde mit kranken und behinderten Menschen, und nahm sein Mittagessen mit Armen ein. Per Hubschrauber kehrte er am Abend zurück nach Rom.