CNA Deutsch präsentiert die folgende Predigt zum bevorstehenden Neujahrstag, dem Hochfest der Gottesmutter Maria.

Während die Welt Neujahr feiert, feiert die Kirche die Gottesmutter Maria und widmet diesen Tag einem besonderen Gebet für den Frieden.

Der Titel „Gottesmutter“ ist ein Zeichen des Friedens, vor allem unter Christen, denn er wird nicht nur von den Katholiken und Orthodoxen, sondern auch von den Protestanten anerkannt. Wenn Maria für uns so wichtig ist, dann deshalb, weil sie die Mutter Jesu ist, die Mutter des Sohnes Gottes. Wenn man in bestimmten Kreisen, auch in katholischen, dazu neigt, Maria zu vergessen, liegt das daran, dass wir das Christentum zu einer Abstraktion gemacht haben – und Abstraktionen brauchen keine Mutter.

Wir machen das Christentum zu einer Abstraktion, wenn wir es auf eine Reihe von Werten, Gefühlen, ethischen Verpflichtungen reduzieren – und vergessen, dass das Christentum bedeutet, Jesus Christus anzunehmen, der im Fleisch gekommen ist: „Als die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau“ (Gal 4,4).

Paulus spricht von etwas sehr Realem, das in der Zeit geschieht, nämlich der Geburt des Sohnes Gottes aus einer menschlichen Mutter. Die Wörter mater und materia haben die gleiche Wurzel. Der Engel sagt zu Maria: „Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären“ (Lk 1,31). Dieses Kind ist wirklich, wie Elisabeth sagt, „die Frucht deines Leibes“ (1,42). Maria ist wirklich Mutter, denn Jesus ist wirklich ein Mensch, geboren von einer Frau.

Aber das ist noch nicht alles: Das von Maria geborene Kind ist Gott! Die Verehrung Mariens als Mutter Gottes bedeutet anzuerkennen, dass Jesus Gott und Mensch in einer einzigen Person ist.

Einige Häretiker lehrten, dass sich mit der Inkarnation die menschliche und die göttliche Natur vermischt hätten und eine Person entstanden sei, die nicht mehr Gott, aber auch kein richtiger Mensch ist, sondern irgendwas dazwischen. Diese Häresie taucht in einigen Interpretationen wieder auf, denen zufolge der Sohn Gottes durch die Menschwerdung seine Göttlichkeit verloren hätte. Wäre dies der Fall, wäre Maria nicht die Mutter Gottes, sondern einer Person, die aufgehört hätte, Gott zu sein.

Andere Häretiker lehrten, dass Jesus als Gott und Mensch nicht eine, sondern zwei Personen sei. Das ist eine wiederkehrende Versuchung – wenn man die Evangelien liest und einige von Christi Taten dem Menschen zuschreibt (er war hungrig, er hat geweint, hat Müdigkeit, Furcht und Angst gefühlt, er hat gelitten und ist gestorben) und andere Gott (er hat Wunder gewirkt, in den Herzen gelesen, Sünden vergeben, Tote auferweckt). So als ob sein Leben ein Leben auf zwei Ebenen wäre oder (besser noch) als ob er zwei Leben hätte statt eines. In dieser Perspektive wäre Maria nur die Mutter der menschlichen Person und somit nicht Mutter Gottes.

In Wirklichkeit – wie die Konzilien von Ephesos (431) und Chalcedon (451) bekräftigen – hat der Herr Jesus zwei Naturen (eine menschliche und eine göttliche), die unvermischt, unverwandelt, ungetrennt und ungeschieden vereint sind. Er ist eine einzige Person, die zweite göttliche Person, die durch freien Willen die menschliche Natur annimmt. Maria ist also wirklich die Mutter Gottes, denn die von ihr geborene Person ist nur eine und ist Gott, auch wenn er – offensichtlich – von Maria nur die menschliche Natur annimmt.

Welche Konsequenzen hat das für unser Leben? Viele! Ich beschränke mich darauf, nur drei davon zu nennen:

1. Wenn Jesus Christus eine einzige Person ist, kann unser Christentum kein „Doppelleben“ sein: Wir sind ganz Menschen und unsere Gemeinschaft, die Kirche, ist eine komplett menschliche Realität. Doch dieses Menschsein wird vom Wort angenommen: In uns, in unserem armen Fleisch und im Fleisch dieser armen Kirche, leuchtet das Licht Gottes auf.

2. Die „Selbstentäußerung“, die Christus uns als Beispiel gegeben hat, kann nicht ein Verzicht auf unsere Identität als Kinder Gottes sein: Sie muss die Art und Weise sein, wie sich diese Identität konkret inkarniert in der Geschichte der Menschen, auf dem Weg der Demut und des Dienstes.

3. Da Maria die Mutter Gottes ist, ist sie auch die Mutter der Kirche, die der Leib Christi ist, und sie ist die Mutter eines jeden von uns, die wir dessen Glieder sind. Wenden wir uns mit Liebe und Vertrauen an sie, erflehen wir durch ihre Fürsprache das große Geschenk des Friedens und erbitten wir durch sie allen Segen für das Jubiläumsjahr, das wir begonnen haben.

Aldo Vendemiati ist Priester und Professor an der Philosophischen Fakultät der Päpstlichen Universität Urbaniana. Sein Blog findet sich HIER. Die Predigt wurde mit freundlicher Genehmigung veröffentlicht.

Hinweis: Meinungsbeiträge wie dieser spiegeln die Ansichten der jeweiligen Gast-Autoren wider, nicht notwendigerweise jene der Redaktion von CNA Deutsch.

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