Redaktion - Donnerstag, 31. Juli 2025, 15:30 Uhr.
Der Provinzial der deutschen Kapuziner, Bruder Helmut Rakowski OFMCap, hat klargestellt, er habe „überhaupt kein Problem mit einer lateinischen Messe“. Gleichzeitig betonte er im Podcast Himmelklar, wenn man behaupte, „nur das ist das Richtige, dann wird es für mich fragwürdig“.
„Umgekehrt ist natürlich jemand, der die lateinische Form völlig ablehnen würde, genauso eng“, fuhr Bruder Helmut fort. „Dahinter steckt in der Regel ja meistens eine ganze Theologie, ein Kirchenbild – das ist noch viel komplizierter. Das Gegeneinander oder das Gegenseitige zugestehen ist aber, finde ich, ein großes Ziel für die Kirche.“
Gefragt, was er Papst Leo XIV. gerne „mitgeben“ würde, sagte der Kapuziner-Provinzial: „Mein persönlicher Ansatz ist nicht so sehr, dass die Weltkirche unbedingt bereit sein muss, überall das Gleiche zu tun. Diese Art der Katholizität halte ich fast für überholt. Ich würde mir wünschen, dass die Weltkirche je nach Land verschiedene Schwerpunkte setzen kann.“
Entsprechend könne er sich „vorstellen, dass es in Afrika einfach ganz andere Bedürfnisse auch kultureller Art gibt – oder in Lateinamerika, als bei uns in Europa, in Deutschland und in den deutschsprachigen Ländern. Da würde ich mir vom Papst wünschen, dass er die Vielfalt zulässt, dass katholisch sein nicht heißt, alle müssen zwangsweise das Gleiche tun, sondern vielleicht sagt man, in diesem Bereich machen wir Dinge anders und wenn es dann an anderen Orten so weit ist, werden die das vielleicht auch machen.“
„Gleichzeitig lernt man umgekehrt von Afrika und von Asien“, führte Bruder Helmut aus. „Wenn ich mir Afrika oder auch Asien anschaue, halten wir die Bischöfe oder die Kirche dort eigentlich für sehr konservativ. Sie sind aber im sozialen Bereich und auch im Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden wahnsinnig engagiert. Sie gehen in Konflikt mit manchen Regierungen. Da könnten wir uns vielleicht eine Scheibe abschneiden.“
In Deutschland schaue man „eher auf die Frage der Sexualmoral. Wir schauen auf das Zölibat, auf die Frau. Das sind alles Themen, die bei uns wichtig sind. In Afrika sind es aber, wenn ich mir den Kongo angucke oder so, noch andere Themen, die vielleicht zunächst mal wichtiger sind. Wenn der Papst uns helfen könnte, am Schluss hängt es ja an uns, dass wir uns die Dinge gegenseitig zugestehen, dann, glaube ich, wäre schon ein großer Schritt gekommen.“ In diesem Kontext sprach er auch die lateinische Messe an, wie sie jahrhundertelang bis in die Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil in aller Welt gefeiert wurde und im Kern auf Papst Gregor den Großen und darüber hinaus zurückgeht.
Im Interview sprach Bruder Helmut auch über die Ausbildung neuer Kapuziner. Momentan gebe es in der deutschen Provinz, zu der auch Österreich sowie die Niederlande und Belgien gehören, drei Postulanten. Das Postulat sei „das erste Heranschnuppern, bei dem man wirklich völlig ohne jeden Kompromiss daherkommt und bei dem man auch noch keine Kutte bekommt, wo man aber erst einmal (in die Gemeinschaft) hineinlebt.“
„Dieses Jahr des Postulats wird vielleicht immer bedeutsamer, weil immer weniger aus einem geprägten katholischen Umfeld kommen“, sagte er. „Manche müssen einfach erst hineinwachsen in das, was vor 30 oder 40 Jahren in einer katholischen Familie noch ganz normal war.“





