Redaktion - Freitag, 7. November 2025, 9:00 Uhr.
Die Dogmatikerin Johanna Rahner, die in Tübingen lehrt, hat betont, die Verwendung des Marientitels „Miterlöserin“ sei im privaten Gebet möglich. Am Dienstag hatte das vatikanische Dikasterium für die Glaubenslehre der Verwendung des Titels eine klare Absage erteilt.
„Wenn ich meine Marienverehrung so ausdrücke, dass ich damit das einzigartige Heilshandeln Jesu Christi nicht in Frage stelle, dann wäre das aus meiner Sicht dogmatisch gesehen möglich“, sagte Rahner am Donnerstag gegenüber katholisch.de. „Im privaten Gebet kann man sich ohne Probleme so an Maria wenden.“
In den letzten Jahren und Jahrzehnten hatten marianische Vereinigungen den Vatikan immer wieder um eine Dogmatisierung des Titels „Miterlöserin“ (Co-Redemptrix) ersucht. Dieses Anliegen wurde am Dienstag in einer von Papst Leo XIV. approbierten lehrmäßigen Note in aller Deutlichkeit zurückgewiesen.
„Angesichts der Notwendigkeit, die Christus gegenüber untergeordnete Rolle Marias im Erlösungswerk darzulegen, ist die Verwendung des Titels der Miterlöserin immer unangebracht, wenn es darum geht, Marias Mitwirkung daran zu definieren“, hieß es in der Note am Dienstag. „Dieser Titel birgt die Gefahr in sich, die einzigartige Heilsvermittlung Christi zu verschleiern und kann daher zu Verwirrung und einem Ungleichgewicht in der Harmonie der christlichen Glaubenswahrheiten führen, denn ‚in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen‘ (Apg 4,12).“
„Wenn eine Begrifflichkeit jedoch viele und ständige Erklärungen erfordert, um einem abweichendenen und irrigen Verständnis entgegenzuwirken, leistet er dem Glauben des Volkes Gottes keinen Dienst und wird unpassend“, so der Text weiter. „In diesem Fall ist es nicht hilfreich, Maria als erste und größte Mitarbeiterin am Werk der Erlösung und der Gnade hervorzuheben, denn die Gefahr, die ausschließliche Stellung Jesu Christi, des zu unserem Heil Mensch gewordenen Sohnes Gottes, der als einziger fähig ist, dem Vater ein Opfer von unendlichem Wert darzubringen, zu verdunkeln, wäre keine wahre Ehre für die Mutter.“
Rahner sagte, sie halte das Dokument „für einen sehr hilfreichen Text“. Es sei „gut, dass der Papst und sein Dikasterium nun eindeutig festgehalten haben: Der einzige Erlöser, den die Welt hat, ist Jesus Christus. Und: Maria ist keine Miterlöserin. Maria ist Fürsprecherin bei Christus. Meiner Ansicht nach begründet das Dokument dogmatisch gut, dass Maria nicht Miterlöserin sein kann. Es macht klar, dass man aufpassen soll, wenn man solche mariologischen Bilder verwendet und dass manche Begrifflichkeiten einfach theologisch nicht vertretbar sind.“
Mit Blick auf die Verwendung des Marientitels „Miterlöserin“ in vergangenen Jahrhunderten sagte Rahner: „Solche Frömmigkeitsformen und sie verteidigende Theologien gab es immer. Um sie angemessen zu verstehen, müsste man erst historisch genau die Quellen prüfen, was mit diesen Bildern gemeint war. Sie sind aus der Frömmigkeit der ‚einfachen Leute‘ heraus entstanden und bemühen sehr häufig eher das Bild von Maria als Magd, die zum Heilsplan Gottes Ja sagt, Mutter von Jesus Christus wird und so die Erlösung ermöglicht hat; eine Identifikationsfigur, die auf ihre menschliche Art und Weise, gerade als Mutter, auch die dunklen Seiten des Lebens kennt, uns daher nahe und vertraut ist.“

