Studenten "hacken" soziale Herausforderungen bei Vatikan-Hackathon

Ein Moment der "VHacks"-Veranstaltung am 9. März
Vatican Media

Im Vatikan wird eifrig "gehackt": Vom 8.-11. März nehmen 120 Programmierer, Designer, Projektmanager und andere Interessierte aus der ganzen Welt an "VHacks" teil – 36 Stunden lang "hacken" sie sich durch soziale Probleme und üben sich im "Brainstorming" globaler, gesellschaftlicher Anliegen. 

Der Ansatz bei "VHacks" ist weniger religiös – es geht nicht um Katechese, Missionierung oder Verkündigung – denn sozial. Das Ziel: Von der Technik her gedachte Lösungsansätze für Themen zu entwickeln, die Kernaufgabe von NGOs sind – etwa zu Flucht und Migration.

"Es klingt immer noch so seltsam: ein Hackathon im Vatikan", sagte Cameron, ein 21-jähriger Teilnehmer. "Und das macht es so bemerkenswert - die Tatsache, dass du es nicht erwarten würdest."

Cameron ist Elektrotechnik-Student in Harvard und im Organisationskomitee von VHacks. Er sagte gegenüber CNA, die Tatsache, dass VHacks überhaupt stattfindet, sag viel "darüber aus, wie der Vatikan, besonders im Stil von Papst Franziskus, sich der Technologie ein bisschen zuwendet als früher."

Die Teilnehmer aus 60 verschiedenen Ländern arbeiten in Teams, um Herausforderungen im Zusammenhang mit den breiteren Themen der sozialen Integration, des interreligiösen Dialogs sowie von Flüchtlingen und Migranten zu bearbeiten.

Jedes Team wählt ein Thema, eine Herausforderung, um diese während der Konferenz zu "hacken" und arbeitet fast rund um die Uhr, um kreative, technologische Lösungen zu finden. Am Ende werden alle Teams diese einer Jury präsentieren, die die besten Projekte und die endgültigen Gewinner bestimmen.

Ibrahim, 21, kommt aus Pakistan und studiert Wirtschaftsingenieurwesen an der privaten "Jacobs University" in Bremen.

Er sagte gegenüber CNA, dass die Themen von VHacks an sich schon gut seien, "aber [die Veranstaltung] an einem so wichtigen Ort zu haben, trägt nur dazu bei und dazu, wie ernst es uns ist, diese Probleme zu verstehen und zu lösen."

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Als Muslim hält er den Vatikan für ein "Wahrzeichen" und einen "heiligen Ort", was zur allgemeinen Umgebung des Hackathons beitrage. "Ich denke, das ist eine sehr erstaunliche Initiative", sagte er. 

Sebastian, ein 24-jähriger Student aus Buenos Aires in Argentinien, sagte gegenüber CNA, dass er bereits an anderen Hackathons teilgenommen habe, aber dieser ist "auf einer anderen Ebene" – und das sei es, was sein Interesse zuerst geweckt habe.

Als Katholik sei er auch froh, dass die Kirche sich in so etwas wie einen "Hackathon" einbringe, sagte er. Die Einladung zu anderen Hackathons habe er manchmal abgelehnt, weil diesen das fehlte, was "VHacks" mit sich bringe.

Die 29 Jahre alte Teilnehmerin Lucy aus den USA sagte zur CNA, dass sie wirklich begeistert sei, "wie viel dieser Hackathon in die menschliche Perspektive investiert und versteht, was die Bedürfnisse des Benutzers sind." Lucy ist eine Master-Studentin, die "menschen-zentrierte Design-Entwicklung" an der Georgetown University studiert.

Ihre Teammitglieder – die alle von der gleichen Hochschule sind, die auch als Partner der Veranstaltung fungiert – wählten sich das Thema Migranten und Flüchtlinge. "Wenn man über Flüchtlinge im großen Rahmen nachdenkt, scheint es, als würde es keinen Zugang geben, der Erfolg haben wird", sagte sie.

"Wie finden wir als Individuen oder als Gruppen einen Zugang zum Thema? Ich denke wirklich, dass dies durch menschenzentrierten Design möglich ist", auf den sich VHacks konzentriere.

Der Hackathon bietet Podiumsgespräche und Workshops zu verschiedenen Themen an. Die Teilnehmer können sich auch Rat und Anleitung von erfahrenen "Mentoren" holen, die während der gesamten Konferenz anwesend sind.

"Es ist nicht nur ein Hackathon, sondern eine Lernerfahrung und eine Teambuilding-Erfahrung", so Lucy.

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Die Veranstaltung endet am 11. März mit der heiligen Messe und der Besichtigung des Petersdoms, gefolgt von der Teilnahme am Sonntags-Angelus des Papstes am Petersplatz.

Der Dominikaner-Pater Eric Salobir, Co-Vorsitzender von "VHacks" und Berater des Sekretariats für Kommunikation, sagte gegenüber CNA, dass der Hackathon im Vatikan sehr symbolträchtig sei und es erlaube, große Probleme aus der globalen Perspektive der Kirche zu lösen.

Salobir ist auch der Gründer des OPTIC-Netzwerks, einer Denkfabrik, die mit dem Heiligen Stuhl zusammenarbeitet.

Der Student und Mit-Organisator Cameron räumte ein, dass der Begriff "hacken" ursprünglich negative Konnotationen hat. Doch hier gehe es darum "sich in ein Problem zu hacken, das keinen klaren Anfang hat".

"Es kommt nur darauf an, einen Zugangsspunkt zu finden und zu sagen: 'Hier werden wir einen Anfang machen'."

Er räumte ein, dass es unrealistisch sei zu denken, dass Lösungen für die thematisieren Sozial-Probleme in 24 oder 36 Stunden von einer Gruppe Studenten gefunden werden. Aber VHacks könne doch "einen Samen pflanzen", der in Zukunft weiter wachse. 

Unternehmen, Stiftungen und privaten Geldgebern, die den Hackathon unterstützen, können eventuell Ansätze weiter entwickeln und zum Tragen bringen.

Ein hochgestecktes Ziel schilderte Pater Salobir. Man hoffe, zum Auftakt der Jugend-Synode im Oktober einige konkrete Beispiele dafür zu haben, "wie Technologie zur Lösung von Problemen beitragen kann".

"Wir haben aus unseren Erfahrungen in San Francisco und Paris gesehen, dass die Studenten unglaublich kreativ sind, wenn es darum geht, Technologie positiv zu nutzen, so wie es sich die älteren Generationen nicht vorstellen können. Sie wurden in dieser Zeit der digitalen Technologie und Sharing Economy geboren und sie können viel bieten", schwärmt der Dominikaner.

"Ich habe keine Ahnung, was sie praktisch machen werden, ich habe nur die Erfahrung anderer Hackathons. Aber bei anderen Hackathons kamen sie wirklich mit erstaunlichen Ideen. Ich hoffe, dass es diesmal dasselbe wird und sie werden uns mit ihrer Kreativität wirklich umhauen. "

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