24. Januar 2020
Erinnern Sie sich noch an David Yallops Buch "Im Namen Gottes?" – die Geschichte über die vermeintlich vertuschte Ermordung von Papst Johannes Paul I. war 1984 ein internationaler Bestseller: Finstere Mächte hinter den Mauern des Vatikans? Karlheinz Deschner publizierte früher mit großem Erfolg zahlreiche Bände zur "Kriminalgeschichte des Christentums". Eugen Drewermann war lange Zeit ein prominenter Erfolgsautor und hielt gut besuchte Vorträge in ganz Deutschland.
Und heute? Das neue Melodram der Kirche lautet: Papst und Gegenpapst. Benedikt XVI. trägt noch immer die weiße Soutane. Allein die Kleiderfrage sorgt schon für erregte Diskussionen. Sollte er diese nicht ablegen? Sehr viele amtierende Priester hierzulande verzichten ständig auf die schwarze Soutane. Auch der sogenannte "Römerkragen" ist vielfach aus der klerikalen Mode gekommen. Warum also muss Benedikt da ausscheren – und allein durch seine Kleidung Irritationen auslösen? Vielleicht ist die "Kleiderfrage für Päpste außer Dienst" auch kirchenrechtlich ungeklärt geblieben, weil diese sachlich belanglos ist? Könnte das nicht sein? Dass auch inmitten all dieser Kommentare und Diskurse zu Benedikts Soutane die Glaubens- und Gottesfrage außen vor bleibt, scheint aber kaum noch für Verwunderung zu sorgen: Ja, wir haben uns anscheinend daran gewöhnt – der Sendungsauftrag wird zur Nebensache. Benedikt und Franziskus – viele Menschen wollen in ihnen Opponenten sehen. Warum nur?
Benedikt XVI. äußerte sich gegenüber Jörg Bremer in der renommierten Frankfurter Allgemeinen Zeitung vor etwa fünf Jahren schon eindeutig. Daran darf vielleicht aus gegebenem Anlass erinnert werden. Die Gläubigen wüssten, "wer der wahre Papst ist". Der Vatikan-Korrespondent Bremer berichtet weiter: "Journalisten lässt Benedikt gemeinhin nicht herein, und wenn, zu Höflichkeitsbesuchen. Aber diesmal diktiert er seinem Besucher geradezu ins Blatt und bittet auch zweimal, dies und jenes nicht zu schreiben. Ihm ist wichtig, dass man draußen erfährt, dass er nicht als Nebenpapst gesehen werden will, der in Kirchendebatten womöglich sogar gegen Franziskus Position bezieht." Daran hat sich nichts geändert, und die Aktualität von Benedikts klarer Aussage hat noch zugenommen. Er bedauerte, dass es ihm nicht gelungen sei, sich auch von der Anrede her deutlicher vom regierenden Papst abzusetzen: "Er habe gewollt, dass man ihn seit seinem Rücktritt »Vater Benedikt« nennt oder »Padre Benedetto«, aber er sei damals zu schwach und müde gewesen, um das durchzusetzen. Ob man das schreiben dürfe? »Ja, machen Sie das; vielleicht hilft’s.«" Wie sehr wünschten wir uns heute, dass mit Dankbarkeit, Wohlwollen, Wertschätzung und Güte über Papst Franziskus und Benedikt XVI. geschrieben und berichtet würde. Anlässlich des 65. Priesterjubiläums würdigte Franziskus seinen Vorgänger am 28. Juni 2016: "Das ist der Ton, der ein ganzes Leben beherrscht, das im priesterlichen Dienst und im Dienst der Theologie aufgeht, die Sie nicht zufällig als »die Suche nach dem Geliebten« definiert haben. Das ist es, was Sie immer bezeugt haben und noch heute bezeugen: dass das Entscheidende unserer Tage – ob bei Sonne oder Regen –, jenes, mit dem allein auch alles Übrige kommt, darin liegt, dass der Herr wirklich gegenwärtig ist, dass wir nach ihm verlangen, dass wir ihm innerlich nahe sind, dass wir ihn lieben, dass wir wirklich zutiefst an ihn glauben und ihn im Glauben wahrhaft lieben. … Der Glückwunsch, mit dem ich abschließen möchte, ist daher ein Segenswunsch, den ich an Sie zusammen mit uns allen und der ganzen Kirche richte: Sie, Heiligkeit, mögen fortfahren können, die Hand des barmherzigen Gottes zu spüren, der Sie trägt. Mögen Sie die Liebe Gottes erfahren und bezeugen." Daraufhin erwiderte Benedikt XVI.: "Danke vor allen Ihnen, Heiliger Vater! Vom ersten Moment Ihrer Wahl an, in jedem Moment meines Lebens hier beeindruckt mich Ihre Güte, sie trägt mich wirklich, in meinem Innersten. Mehr als die Vatikanischen Gärten mit ihrer Schönheit ist Ihre Güte der Ort, an dem ich wohne: ich fühle mich behütet. Danke auch für die Worte des Dankes, für alles. Und hoffen wir, dass Sie mit uns allen auf diesem Weg der Göttlichen Barmherzigkeit fortschreiten können und uns so den Weg Jesu zeigen, den Weg zu Jesus, zu Gott." Auch an diese schönen Ansprachen von Franziskus und Benedikt dürfen wir uns heute in großer Dankbarkeit erinnern.
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