Essen - Donnerstag, 15. April 2021, 11:24 Uhr.
„Das ist ein guter Tag für die Indigenen am Amazonas und weltweit!“, freut sich der Leiter der Projektabteilung des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, Thomas Wieland, über den Beschluss des Deutschen Bundestags, die ILO 169 zu ratifizieren. „Um international gehört zu werden, sind die indigenen Völker unbedingt auf die Umsetzung der Konvention der Internationalen Arbeitsorganisation 169 angewiesen“, erläutert Wieland. Es handle sich um die einzige verbindliche internationale Norm zum Schutz der indigenen Völker. Sie garantiert, dass die ursprünglichen Völker angehört werden müssen, wenn auf von ihnen bewohntem – oder anderweitig genutztem – Gebiet, Rohstoffe ausgebeutet werden.
„Wichtig ist, dass Deutschland jetzt genau hinschaut, unter welchen Bedingungen und mit welchen Folgen Rohstoffe abgebaut und Agrarprodukte produziert wurden, die wir einführen. Wir bleiben mit unseren Partnerinnen und Partner dran“, kündigt Adveniat-Experte Wieland an. Mit zahlreichen Besuchen in Parlamenten und Ministerien sowie öffentlichen Veranstaltungen hat sich das Lateinamerika-Hilfswerk jahrelang für die Ratifizierung der ILO 169 eingesetzt. Insbesondere das kirchliche Amazonas-Netzwerk Repam, dem Adveniat seit der Gründung 2014 angehört, fordert von seinen europäischen Partnern ein, sich für rechtlich bindende Regelungen zugunsten der indigenen Völker einzusetzen. „Adveniat hat mit dem Repam-Vizepräsidenten Kardinal Pedro Barreto aus Peru 2018 im Arbeitsministerium und 2019 im Europaparlament für die ILO 169 getrommelt. 2018 haben wir mit dem Repam-Präsidenten Kardinal Cláudio Hummes einen umfassenden Bericht über die Menschenrechtsverletzungen im Amazonasgebiet in Berlin vorgestellt. Die Lateinamerika-Beauftragte des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Christiane Bögemann-Hagedorn, hat den Bericht von Vertretern indigener Völker aus Brasilien entgegengenommen. Und 2017 waren wir in dieser Angelegenheit im Bundesarbeitsministerium mit Xavier Plassat, der seit 30 Jahren in Brasilien für die Befreiung von Arbeitern aus sklavenähnlichen Arbeitsverhältnis kämpft“, zählt Thomas Wieland einige Stationen auf dem Weg zur heutigen Ratifizierung der ILO 169 auf. „Die Ratifizierung verstärkt den Druck, die Rechte Indigener stärker zu respektieren. Wir brauchen weitere Schritte, um das Überleben der bedrohten Völker am Amazonas und weltweit mit ihrem vielfältigen kulturellen Reichtum zu schützen“, ist Wieland überzeugt.