Britischer Premierminister Boris Johnson hat kirchlich geheiratet

Boris Johnson and Carrie Symonds in London am 6. Mai 2021
Foto: Ilyas Tayfun Salci / Shutterstock

Am Samstag erklärten die kirchlichen Autoritäten, dass vor der Hochzeit des zweimal geschiedenen britischen Premierministers Boris Johnson in einer katholischen Kathedrale in London "alle notwendigen Schritte unternommen wurden, sowohl kirchlich als auch zivilrechtlich".

Johnson heiratete Carrie Symonds, die Mutter seines einjährigen Sohnes Wilfred, in einer bescheidenen Zeremonie in der Westminster-Kathedrale am 29. Mai.

Ein Sprecher der Westminster-Kathedrale sagte der Zeitung Sunday Times: "Die Braut und der Bräutigam sind beide Gemeindemitglieder der Pfarrei der Westminster-Kathedrale und katholisch getauft."

"Alle notwendigen Schritte wurden unternommen, sowohl kirchlich als auch zivilrechtlich, und alle Formalitäten wurden vor der Hochzeit erledigt. Wir wünschen den beiden alles Gute."

Die Nachricht von der Zeremonie löste unter Katholiken eine Debatte darüber aus, inwiefern der Premierminister berechtigt war, in der Mutterkirche der Katholiken in England und Wales zu heiraten.

Mark Drew, ein Priester in der Erzdiözese Liverpool, fragte, wie die Hochzeit von jenen Katholiken, die eine zweite kirchliche Trauung anstreben, wahrgenommen werden würde.

Auf seinem Twitter-Account schrieb er: "Kann mir jemand erklären, wie Bori' Johnson, der die katholische Kirche verließ, als er in Eton war, und zweimal geschieden ist, in der Westminster-Kathedrale getraut werden kann, während ich praktizierenden Katholiken, die eine zweite Ehe in der Kirche wollen, in gutem Glauben sagen muss, das sei nicht möglich?"

Gegenüber CNA sagte er, er akzeptiere, dass die Ehe nicht gegen das Kirchenrecht verstoße.

"Aber bei Entscheidungen dieser Art steht in der katholischen Tradition das Bedürfnis, einen Skandal zu vermeiden, an erster Stelle. In solchen öffentlichkeitswirksamen Fällen sollte die Kirche die Latte höher legen, anstatt sich kulanter zu zeigen", kommentierte Drew.

Er fügte hinzu, er besorgt sei über die Art des Bildes, das die Kirche projiziere.

"Ich sehe so viele Kommentare, in denen sich aufrichtige Katholiken verraten fühlen, und andere von Leuten, die der Kirche feindlich gesinnt sind und die schadenfroh eine weitere Chance ergreifen, sie zu beschimpfen – zu Recht oder zu Unrecht – für das, was sie als ihre Parteilichkeit für Macht und Reichtum ansehen", sagte er.

Johnson, der seit Juli 2019 Premierminister ist, wurde auf Geheiß seiner Mutter, Charlotte Johnson Wahl, katholisch getauft. Aber er wurde in der Kirche von England, der Mutterkirche der Anglikaner, konfirmiert, als er das renommierte Internat Eton besuchte.

Carrie Symonds, 33, ist katholisch und hat in den sozialen Medien auf ihren Glauben hingewiesen.

Gary Dench, ein Kaplan an der Kathedrale von Brentwood, Essex, der in Leuven in Belgien Kirchenrecht studiert, schrieb in den sozialen Medien, Johnson sei trotz seiner anglikanischen Konfirmation katholisch geblieben.

"Als solcher blieb Boris Johnson an die geltenden kirchlichen Gesetze gebunden, die für ihn als Katholik bindend waren, als er seine früheren Ehen schloss", sagte er. "Diese Ehen unterlagen daher sowohl dem Naturrecht als auch dem kanonischen Recht."

Weder Johnsons erste Hochzeit, mit Allegra Mostyn-Owen, noch seine zweite, mit Marina Wheeler, fanden in einer katholischen Kirche statt.

Dench merkte an, dass die Ehen von Katholiken laut Kirchenrecht, wenn sie nicht vor einer "rechtmäßigen kirchlichen Autorität" geschlossen werden oder mit einer Dispens verbunden sind, als ungültig angesehen werden.

"In diesen Fällen ist kein formelles Annullierungsverfahren erforderlich. Es handelt sich um ein kurzes dokumentarisches Verfahren, das das Tribunal der Erzdiözese Westminster untersuchte, bevor die Hochzeit des Premierministers stattfinden konnte", schrieb Dench.

Mit der Bemerkung, dass Symonds nie zuvor geheiratet habe, sagte Dench: "Als solche hat sie ein allgemeines Recht zu heiraten, und ein Recht, die Sakramente zu empfangen. Wenn dies ihrem Ehepartner ... auch nicht durch das Gesetz verboten ist, ungeachtet früherer Beziehungen, dann kann man dies keinesfalls willkürlich verhindern."

Er fügte hinzu, dass die Regeln "für alle Katholiken gleichermaßen gelten, unabhängig von ihrem Reichtum oder ihrem Rang".

Die Verbindung des Paares zur Westminster-Kathedrale, die sich in der Nähe der Residenz des Premierministers in der Downing Street 10 befindet, wurde erstmals im vergangenen Jahr öffentlich.

Der Sohn des Paares, Wilfred Johnson, wurde am 12. September 2020 in einer privaten Zeremonie in der Kathedrale getauft.

Wilfred Lawrie Nicholas Johnson war am 29. April 2020 geboren worden. Bei der Ankündigung der Geburt ihres Sohnes auf Instagram sagte Symonds, dass er Wilfred nach Johnsons Großvater, Lawrie zu Ehren ihres Großvaters und Nicholas nach Nick Price und Nick Hart genannt wurde, den Ärzten, die das Leben des Premierministers retteten, nachdem er kurz zuvor mit dem Coronavirus ins Krankenhaus eingeliefert worden war.

Johnson, 56, ist der erste getaufte Katholik, der Premierminister wurde.

Tony Blair besuchte während seiner Amtszeit als Premierminister von 1997 bis 2007 regelmäßig die Messe in der Westminster-Kathedrale, wurde aber erst nach seinem Rücktritt in die katholische Kirche aufgenommen.

Nach Jahrhunderten der Verfolgung ermöglichte der Roman Catholic Relief Act von 1829 Katholiken, sowohl im Parlament zu sitzen als auch Regierungsämter zu bekleiden. Aber das Gesetz besagte, kein Katholik dürfe die Krone bei der Ernennung von Bischöfen der Kirche von England beraten. Da dies eine der Aufgaben des Premierministers ist, wurde allgemein angenommen, dass das Gesetz einen Katholiken effektiv daran hindert, diese Rolle zu übernehmen.

Aber Kommentatoren argumentieren, dass, wenn der Premierminister ein praktizierender Katholik wäre, eine alternative Regelung für Ernennungen in der Staatskirche eingeführt werden würde.

Johnson hat erklärt, sein Glaube komme und gehe wie das Signal des Radiosenders Magic FM in den Chilterns, einer ländlichen Gegend nordwestlich von London.

Er sagte der Zeitung "Daily Telegraph" im Jahr 2015, dass er zwar viel über Religion nachdenke, aber kein regelmäßiger Kirchgänger sei. Er fügte hinzu, dass es "prätentiös" wäre, ihn als "ernsthaften, praktizierenden Christen" zu bezeichnen.

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