Das Kreuz hat für immer verändert, was Leid bedeutet: Predigt am Karfreitag im Petersdom

Papst Franziskus küsst das Kruzifix im Petersdom am Karfreitag 10. April 2020.
Vatican Media

Durch seinen Tod am Kreuz hat Jesus allen menschlichen Schmerz erlöst, auch das durch die Coronavirus-Pandemie verursachte Leiden.

Das hat am heutigen Karfreitag Pater Raniero Cantalamessa im Vatikan gesagt. Der Hausprediger des Papstes erklärte im Petersdom in der Feier vom Leiden und Sterben Christi: "Das Kreuz Christi hat die Bedeutung des Schmerzes und des menschlichen Leidens - jeder Art von Leiden, physischer und moralischer Art - verändert."

"Es ist keine Strafe mehr, kein Fluch. Es wurde an seiner Wurzel erlöst, als der Sohn Gottes es auf sich nahm", sagte der Kapuziner am 10. April in seiner Homilie.

Wegen der Coronavirus-Krise fand die Feier nur mit einer kleinen Gruppe ausgewählter Gläubiger statt. Vorsichtshalber küsste auch in der Kreuzanbetung nur Papst Franziskus das Kruzifix.

Cantalamessa fragte im Rahmen der Karfreitagsliturgie, die von Papst Franziskus zelebriert wurde: "Was ist der sicherste Beweis dafür, dass das Getränk, das Ihnen jemand anbietet, nicht vergiftet ist? Wenn diese Person vor Ihnen aus demselben Kelch trinkt."

Am Kreuz habe Jesus vor der ganzen Welt den Kelch des Schmerzes bis auf den letzten Tropfen ausgetrunken, fuhr er fort. "Auf diese Weise zeigte er uns, dass dieser nicht vergiftet ist, sondern dass am Boden dieses Kelches eine Perle liegt", erklärte Cantalamessa, der schon seit 1980 der Prediger des päpstlichen Haushalts ist.

Zu Beginn der Liturgie legte Papst Franziskus sich auf den Boden des Petersdoms vor dem berühmten Pestkreuz, dem Kruzifix der Kirche San Marcello al Corso nieder: Ein Akt der Demut vor Gott.

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Nach der Lesung des Evangeliums wies Cantalamessa darauf hin, dass das Wort Gottes die Antwort auf den gegenwärtigen Schmerz und das Leiden durch die Coronavirus-Pandemie berge.

"Was wir gerade gehört haben, ist der Bericht über das objektiv größte Übel, das auf der Erde begangen wurde", sagte er und erklärte, dass "das Kreuz besser durch seine Auswirkungen als durch seine Ursachen verstanden wird".

"Und was waren die Auswirkungen des Todes Christi? Durch den Glauben an ihn gerechtfertigt zu werden, mit Gott versöhnt und in Frieden zu sein und von der Hoffnung auf das ewige Leben erfüllt zu werden", so Cantalamessa.

Wollte Gott der Vater möglicherweise den Tod Jesu? "Nein, er ließ der menschlichen Freiheit einfach ihren Lauf, wobei sie jedoch seinen eigenen Zwecken und nicht denen der Menschen diente", bekräftigte der Kapuziner.

Dasselbe gelte auch für Naturkatastrophen wie Erdbeben und Seuchen. Gott bewirke sie nicht, aber er habe der Natur eine Form der Freiheit gegeben, die sich von der menschlichen Freiheit unterscheide, erklärte er. Gott lässt diese zu.

"Die Coronavirus-Pandemie hat uns abrupt von der größten Gefahr befreit, der Einzelpersonen und die Menschheit seit jeher ausgesetzt sind: dem Allmachtswahn", sagte Cantalamessa und wies darauf hin, dass die Heilige Schrift lehrt, dass der Mensch in schwierigen Zeiten als Erstes "Gott anrufen" soll.

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"Kann unser Gebet Gott vielleicht dazu bringen, seine Pläne zu ändern", fragte er. "Nein, aber es gibt Dinge, die Gott beschlossen hat, uns als Frucht sowohl seiner Gnade als auch unseres Gebets zu gewähren, fast so, als ob er mit seinen Geschöpfen die Anerkennung für den empfangenen Nutzen teilen würde. Gott ist derjenige, der uns auffordert: Suchet, so werdet ihr finden', sagte Jesus; 'Klopft an, so wird euch die Tür aufgetan'".

Cantalamessa zitierte Papst Johannes Paul II., der nach dem Attentatsversuch gegen ihn von seinem Krankenhausbett aus schrieb: "Leiden bedeutet, besonders empfänglich zu werden, besonders offen für das Wirken der heilbringenden Kräfte Gottes, die der Menschheit in Christus angeboten werden".

In einer eigenen Fürbitte wurde für alle gebetet, 'die in diesen Wochen schwer erkrankt sind; für alle, die in Angst leben und füreinander Sorge tragen; für alle, die sich in Medizin und in Pflege um kranke Menschen kümmern; für die Forschenden, die nach Schutz und Heilmitteln suchen, und für alle, die Entscheidungen treffen müssen und im Einsatz sind für die Gesellschaft, aber auch für die vielen, die der Tod aus dem Leben gerissen hat."

Hannah Brockhaus trug zur Berichterstattung bei.

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