“Eden Culture”: Gebetshaus-Gründer Hartl ruft neue Bewegung aus

Johannes Hartl
Johannes Hartl
Martin Grünewald
Gesprächsrunde mit Socken: Christoph Dittert, Flo Stielper und Johannes Hartl (von links)
Gesprächsrunde mit Socken: Christoph Dittert, Flo Stielper und Johannes Hartl (von links)
Martin Grünewald
Christian Heidenbauer mit seiner Gitarre
Christian Heidenbauer mit seiner Gitarre
Martin Grünewald
Autogramme – und Selfies – mit dem Erfolgsautor Johannes Hartl nach der Lesung zu "Eden Culture" am 2. April 2022
Autogramme – und Selfies – mit dem Erfolgsautor Johannes Hartl nach der Lesung zu "Eden Culture" am 2. April 2022
Martin Grünewald

Deutschlands derzeit erfolgreichster katholischer Redner und Bestsellerautor, Johannes Hartl, hat angekündigt, dass aus „Eden Culture“ mehr werden soll als ein Buch: eine Bewegung.

Eine neue Homepage steht bereits, und ein erstes Begegnungs-Event findet am 7. Mai in Köln statt. Ein zweites Treffen folgt am 23. Juli in Stuttgart, so Hartl bei der letzten Veranstaltung auf seiner Lesereise durch 13 Städte am vergangenen Wochenende.

Begonnen hatte die Lesereise mit mehreren tausend Teilnehmern im Oktober in Leipzig. Dann folgten Veranstaltungen unter anderem in Berlin, München, Stuttgart, Salzburg, Wien, Hamburg und zuletzt im Raum Köln. Unterdessen hat es sein Buch in die Top-10 der Spiegel-Bestsellerliste geschafft. Und mehrere tausend Zuhörer beteiligten sich an der Lesetour. Heute sind überwiegend 25- bis 35-Jährige zu Gast.

Der in Augsburg beheimatete Theologe und Gründer des Gebetshauses beschäftigt sich als Redner und Autor mit den Themen Sinn, Verbundenheit und Glaube. Seine Videos bei Youtube erreichen regelmäßig sechsstellige Klickzahlen mit teils mehr als einer halben Million Zuschauern. Hartl steht für eine zeitgemäße Form, Glauben und Spiritualität mit intellektuellem Anspruch zu verbinden. 

Mehrere christliche Fernsehsender übertragen seine Vorträge. In der Presse wird vom „Sinn-Guru Nummer eins der Republik“ gesprochen. 

Hartl selbst weist als eigenes Credo auf drei Angebote hin: Sinn, Verbundenheit und Schönheit. Wer sein Leben etwas Größerem widmet, lebe sinnhaft. Wer Gemeinschaft spürt und eingebettet ist in eine harmonische Umgebung, lebe verbunden, aufgehoben. Und wer Schönes um sich herum habe, hat es einfach besser. 

Seine drei Empfehlungen „Sinn, Verbundenheit und Schönheit“ buchstabiert er durch: Zunächst entlarvt er die Behauptung, unsere Welt sei nicht mehr zu retten. Dazu präsentiert er zum Beispiel die Titelseite einer Tageszeitung, die im Jahr 2007 behauptete: „Wir haben noch 13 Jahre.“ 

Oder: „Wer Kinder in die Welt setzt, handelt verantwortungslos.“ – „Was für eine fürchterliche Ansicht“, erklärt er. „Dieses Denken hat etwas zutiefst Inhumanes. Wir seien zu viele Menschen, störten den Planeten, der Mensch müsste weg. Was aber nützt uns denn der geheilte Planet, wenn der Mensch abgeschafft werden soll?“

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Empfehlungen, die Gesundheit zu schützen, gab es in den vergangenen zwei Jahren täglich. Johannes Hartl erinnert an eine Tatsache, die nahezu unerwähnt in der Öffentlichkeit bleibt: Einsamkeit sei für die Gesundheit genauso risikohaft wie Rauchen, Alkoholmissbrauch und geringe Bewegung. „Ich warte darauf, dass Plakate aufgestellt werden, die auffordern, nach dem Sinn des Lebens zu suchen.“ 

Dabei weist er auf wissenschaftlichen Studien hin: Alzheimer, Demenz, Schlaganfälle, Herzinfarkte – von solchen Erkrankungen sind Menschen, die einen Sinn im Leben sehen, deutlich weniger betroffen.

Eine Untersuchung des Mediziners Adam Kaplin, einem Forscher an der Johns-Hopkins-Universität in den USA, hat im Jahr 2019 einen Faktor ausgerechnet: Bei den über 50-Jährigen starben Menschen, die ihr Leben als besonders sinnerfüllt erachteten, zweieinhalbmal seltener an Schlaganfällen und Herzinfarkten als jene, die keinen Sinn darin sahen. Schon 2010 war eine andere Untersuchung zu Alzheimer zu einem vergleichbaren Ergebnis gekommen. Dr. Kaplin nennt die Bedeutung der Ergebnisse „gigantisch“.

Johannes Hartl widerspricht weiterhin zwei aktuellen gesellschaftlichen Trends: 1. Datenüberschuss, 2. Diskursverweigerung. An einem Tag würden bei Youtube so viele Videos hochgeladen, dass 82 Jahre benötigt würden, sie anzuschauen. Für Mediziner würde alle 28 Sekunden eine neue wissenschaftliche Studie veröffentlicht, was unüberschaubar sei. Das menschliche Gehirn reagiere bei einer überlastenden Datenfülle mit  wachsender Oberflächlichkeit. Deshalb komme es entscheidend darauf an, zwischen Wichtigem und Unwichtigem zu unterscheiden. Der Medienkompetenz komme eine Schlüsselrolle zu.

Kritisch sieht Hartl die Haltung von Menschen, die gleichgültig im Raume stehen lassen, ob etwas gut und böse, richtig oder falsch sei. „Die Behauptung, es gebe meine und deine Wahrheit, die man beliebig nebeneinander gelten lassen könne, ist in vielen Fällen eine Vermeidung von Gespräch“, sagt er.  

In der Moderationsrunde am 2. April mit Flo Stielper nimmt auch ein Überraschungsgast teil: Christoph Dittert, bekannt unter dem Pseudonym „Christian Montillon“ Autor von 250 Romanen und Romanheften im Bereich Science Fiction, Fantasy, Kriminal- und Jugendliteratur. Er schreibt zum Beispiel für die Jugendbuchserie „Die drei ???“.

Was verbindet die beiden? Sie regen sich gegenseitig an beim Verfassen ihrer Bücher. Während Johannes Hartl dabei nur Positives entdeckt hat, äußert sich Christoph Dittert vorsichtiger. Seitdem er in seinen Romanen tiefer in Sinnfragen eingestiegen sei, erhalte er unterschiedliche, polarisierende Rückmeldungen: Neben Zustimmung habe es auch teils deutliche Kritik gegeben. 

Die Plauderei der Drei auf der Bühne ist humorvoll und unterhaltsam. So kommt es zur Situation: Zeigt her eure Socken! Christoph Dittert liftet als erster seine Hosenbeine. Hervor treten knallrote Socken mit einer großen Schlange darauf, was zu Erläuterungsbedarf führt. Moderator Flo Stielper ist mit konventionellen weißen Tennissocken bekleidet, und Johannes Hartl trägt zu seinen rostbrauen Lederschuhen lila Strümpfe.

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Schluss mit der Suche nach katholischen Nachrichten – Hier kommen sie zu Ihnen.

Bei der Fragerunde des Publikums berichten mehrere junge Frauen über Anfeindungen oder Verlockungen des Bösen im Alltag, darunter eine vom salafistischen Islam zum Christentum Konvertierte. Johannes Hartl wird dabei auf den Ursprung des Bösen angesprochen, leugnet diesen nicht, will ihn aber nicht überbetonen. Vielmehr richtet er den Blick darauf, den Kampf zwischen Gut und Böse im eigenen Herzen zu beachten und die Herausforderungen als Bewährungsprobe zu verstehen. 

Eine Kinder- und Jugendärztin meldet sich zu Wort. Sie berichtet von einer wachsenden Verzweiflung unter Kindern und Jugendlichen. Während sie in früherer Zeit Fälle von Selbstverletzungen etwa einmal im Monat unter den Patienten erlebt habe, beobachte sie dies nun mehrfach wöchentlich. 

Johannes Hartl berichtet, dass die stationäre Kinder- und Jugendpsychiatrie in Augsburg dermaßen überlastet seien, dass inzwischen alle Patienten – mit Ausnahme bei Suizidversuchen – abgewiesen werden müssten. Er sieht darin eine Bestätigung mangelhafter Verbundenheit in den ersten Lebensjahren. Aber bestätigt dieser Hinweis der Ärztin nicht mehr als das?

Die Empfehlung von Johannes Hartl zum Abschluss des Abends, der mehrfach durch musikalischen Beiträge von Christian Heidenbauer und seiner Gitarre aufgelockert wird, lautet einfach: Der Mensch solle auf dem Weg zu seinem persönlichen „Garten Eden“ ablegen, was nicht echt sei. Hartl ermuntert, nach Sinn, Verbundenheit und Schönheit zu streben und das Wagnis der Liebe einzugehen, trotz der Mischung aus positiven und negativen Berührungserfahrungen, die es im Leben jedes Menschen gebe.

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