"Es ist der Herr!" Paul Badde über den Manoppello-Besuch von Kardinal Luis Tagle

Kardinal Tagle bei der Prozession
Kardinal Tagle bei der Prozession
EWTN.TV/Paul Badde
Der Corpus Christi im Antlitz des Herrn
Der Corpus Christi im Antlitz des Herrn
EWTN.TV/Paul Badde
Die Prozession mit Kardinal Tagle und dem Volto Santo
Die Prozession mit Kardinal Tagle und dem Volto Santo
EWTN.TV/Paul Badde
"Kardinal Tagle segnet die Welt von Manoppello her mit dem heiligen Schweißtuch Christi".
"Kardinal Tagle segnet die Welt von Manoppello her mit dem heiligen Schweißtuch Christi".
EWTN.TV/Paul Badde
Die heilige Messe in Manoppello
Die heilige Messe in Manoppello
EWTN.TV/Paul Badde
"Dann geht Cardinal Tagle  hinüber zu  dem neuen Bischofssitz rechts hinten im Presbyterium, der jetzt so aussieht, als wäre er nur  für ihn hier neu in der Basilika errichtet worden und ergreift seinen Bischofsstab."
"Dann geht Cardinal Tagle hinüber zu dem neuen Bischofssitz rechts hinten im Presbyterium, der jetzt so aussieht, als wäre er nur für ihn hier neu in der Basilika errichtet worden und ergreift seinen Bischofsstab."
EWTN.TV/Paul Badde

Es passt wohl kein Wort der Evangelien so gut auf das Antlitz im Schweißtuch Christi in Manoppello wie jenes aus dem ergreifenden nachösterlichen Bericht des Johannes, wo Jesus früh im Morgengrauen am Ufer des Sees Genesareth steht und seine Jünger fragt: "Meine Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen"? Sie antworteten ihm: "Nein." Da sagte zu ihnen: "Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas fangen. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es." Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: "Es ist der Herr!"

DOMINUS EST (auf deutsch: "Es ist der Herr"), ist aber auch der Wahlspruch im Wappen von Luis Antonio  Kardinal Tagle, des Erzbischofs der Millionenmetropole Manila und Primas der Philippinen, der am Samstag und Sonntag das kleine Städtchen in den Abruzzen besuchte, wo ein überaus zarter kleiner Schleier seit Jahren Millionen Herzen in der Herde seiner Gläubigen im fernen Asien bewegt.

Urbi et Orbi: Manoppello und die Welt

Regen war angekündigt, in Rom kam ein sintflutartiges Unwetter nieder und flutete die Keller, doch in Manoppello  fiel kein Tropfen. Pilger aus Moskau umringten das heilige Schweißtuch schon am Samstag, als es zur Vorbereitung der jährlichen großen Prozession in den Kirchenraum hinab getragen worden war, mit Filipinos und PIlgern aus ganz Europa und Italien. Vor der Frühmesse um 7.30 Uhr hatte der jungenhaft wirkende und lachende 59jährige Kirchenfürst am Sonntagmorgen zuerst einmal URBI ET ORBI mit dem Gesicht Gottes gesegnet, das hieß in diesem Fall: Manoppello und die Welt.

Beim Hochamt um 9.30 Uhr passte keine Maus mehr in die bescheidene Basilika, als Böllerschüsse in den Tälern um Manoppello krachend das große Fest des Heiligen Gesichts ankündigten, das hier seit dem Jahr 1712 jedes Jahr am dritten Sonntag im Mai gefeiert wird.  Hierhin, in diesen abgelegenen Winkel der Erde, das machte Kardinal Tagle gleich zu Beginn seiner Predigt deutlich, war der Oberhirt einmal seiner eigenen Herde gefolgt, als er von der "lebendigen, dynamischen und weitverbreiteten Verehrung des Heiligen Gesichts" in den Philippinen und in Manila sprach, wo er im Januar 2015 beim Besuch von Papst Franziskus ganze sechs Millionen Teilnehmer (!) zur Abschlussmesse im Rizal Park begrüßen durfte. Die Philippinen sind die allerkatholischste Nation ganz Asiens.

Das Gesicht der Wahrheit

In seiner leidenschaftlichen Predigt rief er zuerst das Wort des Johannes im Evangelium dieses Sonntags in Erinnerung: "Nur noch kurze Zeit, und die Welt sieht mich nicht mehr; ihr aber seht mich, weil ich lebe und weil auch ihr leben werdet".

"Dieses Wort erfüllt sich heute,  in dieser Versammlung", fuhr er danach kategorisch fort.  "Wir sehen Jesu Antlitz jetzt. Wir sehen ihn, weil er lebt, jetzt, in unserer Mitte. Wir sehen ihn und sterben nicht, im Gegensatz zu den Menschen der Vorzeit, die glaubten, dass sie sterben müssten, wenn sie Gott sehen würden. Ganz im Gegenteil: wenn wir in das Gesicht Jesu sehen, empfangen wir Leben und Kraft von ihm. Wir sehen Jesus und wir leben! Wir sehen Jesus und wir leben!"

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"Gesicht der Wahrheit" hatte er das Antlitz auf dem Muschelseidenschleier schon am Abend zuvor nach seiner Ankunft  genannt, das bis 1527 in Rom auch  lange  als  "Schleier der Veronika" verehrt worden ist.. Das sei sein erster Eindruck gewesen, als er dem lebendigen Bild hier erstmals leibhaftig begegnet sei, das er vorher nur in Kopien kannte, die ihm geschenkt worden seien. Er habe sich "umarmt gefühlt, und willkommen geheißen von diesem Blick voller Zärtlichkeit in diesem sprechenden Gesicht, das lebe und keine Furcht einflöße. Es ist ein Gesicht der Wahrheit."

"Wie aber ist es uns  möglich, Jesus zu sehen?" fragte er jetzt weiter. "Als Sünder haben wir weder das Verdienst noch das Recht, Sein Antlitz zu sehen. Aber wir sehen Ihn und wir leben! Wie kann das sein?"

Das Netz auswerfen - und voller Fische einholen

Auch darauf antworte für ihn das Tages-Evangelium des Johannes. "Wer immer mich liebt, wird von meinem Vater geliebt, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren". Streng genommen sähen  wir das Antlitz Jesu also nicht. Präziser sei es zu  sagen, "dass Er uns sein Antlitz offenbart. Er zeigt uns Sein Antlitz und schaut uns an. Darum  sehen wir. Das ist reine Gnade. Das ist reine und bedingungslose Liebe. Jedoch von Seiner Seite her. Er offenbart Sein Antlitz, Sein wahres Ich. Dafür gibt es keinen anderen Grund als Seine Liebe, die er zu uns hat."

Dieses Gesicht sei aber nicht nur zu sehen, sondern auch zu hören. Denn "das Gesicht  Jesu ist das menschliche Gesicht vom Wort Gottes und seiner Gebote. Und seine Gebote weisen uns die Wege zum Frieden, zur Freiheit und zur Vergebung. Im Gesicht Jesu sehen wir die Person, die das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe vollkommen verwirklicht hat. In ihm sind die Gebote dessen sichtbar, der zu uns gesagt hat: "Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid."

Doch was wir gesehen und gehört hätten und was wir hier sähen und hörten, müssten wir mit anderen teilen.  Jesus sei unsere sichere Hoffnung. "Seine Liebe zu uns und  sein Triumph über den Tod ist der Grund unserer Hoffnung!

Wir sehen das Gesicht Jesu, weil er es uns hier offenbart. Es ist das Antlitz des liebenden Gottes, das Er uns zugewandt hat."

Fünfzehn Minuten und dreißig Sekunden dauert die Predigt des Hirten und Fischers bis zum letzten "Amen". Dann geht Cardinal Tagle  hinüber zu  dem neuen Bischofssitz rechts hinten im Presbyterium, der jetzt so aussieht, als wäre er nur  für ihn hier neu in der Basilika errichtet worden und ergreift seinen Bischofsstab. Als er schließlich zum Altar hinüber geht, um der Eucharistiefeier vorzustehen, gibt es keinen Zweifel mehr,  dass er noch mit zahllosen Menschen teilen wird, was er hier gesehen und gehört hat. Kein Zweifel auch, dass dieser charismatische Fischer von nun an sein "Netz noch einmal auf der rechten Seite seines Bootes auswerfen" und "voller Fische" wieder einholen wird.

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Über den Tarigni-Hügel zur Nicola-Kirche

Zuerst aber führt er an diesem Sonntag nach dem Hochamt mit Pater Carmine Cuccinelli und den anderen Kapuzinern der Basilika mit Chören und Gebeten die Prozession mit dem Schweißtuch Christi von der Basilika des Heiligen Gesichts den Tarigni-Hügel hinunter an bis zur Nicola-Kirche in dem Städtchen Manoppello an, gefolgt von einem Lindwurm von Pilgern. Es sind vielleicht nur zwei Kilometer, die Kardinal Tagle aus Manila an diesem Morgen in einen Meilenstein auf dem langen Weg der Rückkehr des wahren Bildes Gottes  in die Welt verwandelt.

Es gibt - alle Argumente zusammen genommen und gegeneinander abgewogen - keine vernünftige Alternative zu der Annahme, dass der heilige Schleier von Manoppello identisch ist mit jenem "Schweißtuch" (griechisch: soudarion), das der Evangelist  Johannes in seinem Osterevangelium erstmals im leeren Grab Christi in Jerusalem (siehe Joh.20,7) entdeckt und erwähnt.

Keine Predigt und sei sie noch so stark, kann den schwachen Glauben der Christenheit an die Auferstehung Christi von den Toten aber heute glaubwürdiger befestigen als dieses Schweißtuch Christi. In Jesus hat Gott sein Gesicht gezeigt. Mehr Offenbarung gibt es nicht. Wir wissen deshalb immer noch nicht, WAS uns nach dem Tod erwartet. Wir wissen aber, WER uns erwartet.  "Es ist der Herr!"

Mehr lässt sich auch über das Antlitz Christi in seinem heiligen Schweißtuch kaum sagen: DOMINUS EST.

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