"Fahndung und Eliminierung unerwünschter Kinder": Scharfe Kritik an Bluttest-Entscheidung

Bluttest auf Down-Syndrom in Deutschland ab 2022 auf Kassenleistung

Eine schwangere Frau
Pexels via Pixabay (Gemeinfrei)

Mit scharfer Kritik haben Bischöfe, katholische Lebensschützer, Experten und Ethiker auf die Entscheidung reagiert, dass in Deutschland der Bluttest auf das Down-Syndrom von der Krankenkasse übernommen werden soll (CNA Deutsch berichtete).

"Ich fürchte, dass sie bald zur üblichen Schwangerschaftsvorsorge gehören ‑ und bei Trisomie‑Diagnose dann auch die Abtreibung. Dies ist ein Selektionsmechanismus, der Würde und Lebensrecht von Beginn an diametral widerspricht", teilte Bischof Gebhard Fürst von Rottenburg-Stuttgart am heutigen Freitag mit.

https://twitter.com/BischofGebhard/status/1428654311207227394?s=20

Die Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben e. V. (CDL), Susanne Wenzel, erklärte: "Es handelt sich hier nicht um harmlose medizinische Tests im herkömmlichen Sinne, die therapeutischen Zwecken dienen".

Der Grund ist klar: Für die Trisomien 13, 18 und 21, die mit dem Bluttest festgestellt werden können, gibt es bislang keinerlei Therapiemöglichkeiten. "Sie bieten also weder für die Mutter noch für das ungeborene Kind irgendeinen gesundheitlichen Nutzen, sondern dienen lediglich der Selektion", so Wenzel.

Zwar sehe offiziell die Versicherteninformation vor, dass die Tests nur in „begründeten Einzelfällen“ und bei „Risikoschwangerschaften“ durchgeführt werden sollen. Wie diese "Einzelfälle" in der Praxis aussehen, sei jedoch bekannt.

"Der Hersteller des PraenaTest, LifeCodexx, seinen Test für alle Schwangeren empfiehlt und für vermeintliche 'Sicherheit' und 'Wissen' wirbt, 'ohne Risiko für das Kind'. Aber nach einem kritischen Testergebnis ist meist leider nur sicher, dass die Abtreibung folgt".

Mit der Kassenzulassung des Tests verfolge der Berliner Entscheidungsträger das Ziel, die Risiken der seit den 1970er Jahren üblichen invasiven Untersuchungen, wie etwa der Fruchtwasseruntersuchung, zu vermeiden.

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"Dabei wird aber verschwiegen, dass die medizinischen Leitlinien festlegen, auffällige Testergebnisse 'sicherheitshalber' mit einer invasiven Untersuchung – mit all ihren Risiken – zu prüfen", erklärte Wenzel am 20. August.

Die Entwicklung in anderen Ländern habe gezeigt, dass der Test sehr schnell zur Standarduntersuchung wird. "In Dänemark und in Island sind mit Einführung des Tests die Abtreibungszahlen angestiegen und Kinder mit Down-Syndrom werden seither dort kaum mehr geboren."

Die Sorge der Christdemokraten für das Leben: "Mit der Zulassung dieser Tests wird es künftig keinen Schutz mehr für Menschen mit Down Syndrom und anderen Diagnosen geben. Vielmehr wird ihnen mit der heutigen Entscheidung signalisiert, dass Menschen mit Behinderung in unserer Gesellschaft nicht erwünscht sind."

Eine weitere Sorge: Durch die breite Verfügbarkeit des pränatalen Bluttests werden Eltern unter Druck gesetzt werden, kein behindertes Kind zu bekommen und vor allem Frauen vermehrt in Schwangerschaftskonflikte getrieben.

Die CDL fordert die Fraktionen im Deutschen Bundestag auf, dieser Entwicklung schnellstens entgegenzuwirken und stattdessen finanzielle Hilfen und Förderungen für Familien mit Kindern zu erarbeiten.

"Vor allem sollten sich die Mitglieder des Deutschen Bundestages gegen diese tödliche Diskriminierung von ungeborenen Menschen mit möglichen Behinderungen stellen. Wir brauchen eine Politik, die jeden Menschen als gleichwertig behandelt. Die Rasterfahndung nach Menschen mit einer Behinderung und deren anschließende Eliminierung aus unserer Gesellschaft ist durch nichts zu rechtfertigen und absolut inakzeptabel."

Kritik kam auch von Seiten der deutschen Bischofskonferenz am heutigen Freitag: Es gebe eine "besorgniserregende Tendenz in Richtung einer regelmäßigen Selektion". Sprecher Matthias Kopp sagte "katholisch.de", dem Internetportal der Kirche in Deutschland: "Als Kirche beobachten wir mit Sorge, dass die neuen nicht-invasiven pränataldiagnostischen Testverfahren sehr oft keine therapeutischen Ziele verfolgen". 

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