Karfreitagsliturgie im Vatikan: Kruzifix ist "Symbol der Leidenden" (Bericht & Video)

Papst Franziskus im Gebet vor dem Kruzifix am Karfreitag, 19. April 2019 im Petersdom
Daniel Ibanez / CNA Deutsch

Papst Franziskus hat am heutigen Freitag die Liturgie vom Leiden und Sterben des Herrn im Vatikan zelebriert. Er legte sich zu Beginn des Geschehens vor den Altar im Petersdom.

Nachdem das Johannesevangelium auf Latein gesungen wurde, wandte sich der Prediger des päpstlichen Hauses an die Anwesenden und Zuhörer in aller Welt.

"Die Kirche hat den Auftrag von ihrem Gründer erhalten, bei den Armen und Schwachen zu stehen, eine Stimme für diejenigen zu sein, die keine Stimme haben", so Pater Raniero Cantalamessa.

Der Kapuziner-Mönch ist der offizielle päpstliche Prediger, seit er im Jahr 1980 von Papst Johannes Paul II. in diese Rolle berufen wurde. Er hält für Papst und Kurie in der Advents- und Fastenzeit Betrachtungen - und er predigt am Karfreitag.

Am heutigen 19. April sagte Cantalamessa, dass Religionen heute neben der Friedensförderung die Aufgabe hätten, über menschlisches Leid und soziale Ungerechtigkeit zu reden.

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"Einige wenige Privilegierte besitzen mehr Güter, als sie jemals konsumieren könnten, während unzählige Massen armer Menschen über ganze Jahrhunderte hinweg gelebt haben, ohne ein Stück Brot oder einen Schluck Wasser zu haben, um ihren Kindern zu geben."

Keine Religion könne dem gegenüber gleichgültig bleiben, "weil der Gott aller Religionen gegenüber all dem nicht gleichgültig ist", sagte Cantalamessa wörtlich.

Der päpstliche Prediger weiter: Jesus am Kreuz sei "ein Symbol" für den benachteiligten, gedemütigten Teil der Menschheit.

Gleichzeitig sei "der tiefste Sinn" der Passion und des Todes Christi "nicht sozial, sondern geistlich und mystisch ist", räumte der Kapuziner ein, um dann die Passion Christi mit dem Leiden aller in der Geschichte zu verknüpfen, deren Menschenwürde verletzt wurde.

Dabei hob der italienische Kapuziner insbesondere die Erfahrung afro-amerikanischer Sklaven hervor.

"Der afroamerikanische Schriftsteller und Theologe Howard Thurman - der Mann, den Martin Luther King als seinen Lehrer und seine Inspiration für den gewaltfreien Kampf für die Menschenrechte betrachtete - schrieb ein Buch namens 'Jesus und die Enterbten'. Darin zeigt er, was die Gestalt Jesu für die Sklaven im Süden darstellte", sagte Cantalamessa im Petersdom.

Howard Thurman (1899-1981) war ein protestantischer Pastor und Bürgerrechtler in den USA, der 1944 eine eigene Kirchengemeinschaft gründete. 

"Das letzte Wort ist nicht und wird nie Ungerechtigkeit und Unterdrückung sein. Jesus hat nicht nur den Enterbten der Welt die Würde zurückgegeben, er hat ihnen auch Hoffnung gegeben", sagte Pater Raniero Cantalamessa in seiner Predigt am 19. April.

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"Wir können zu den Armen, den Ausgestoßenen, denjenigen, die in verschiedenen Formen der Sklaverei, die immer noch in unserer Gesellschaft vorkommen, gefangen sind: Ostern ist euer Fest".

Eine moderne Form von Sklaverei ist das Thema des Kreuzwegs im Kolosseum in diesem Jahr: Der Menschenhandel und die sexuelle Ausbeutung von Frauen durch Zwangsprostitution werden in den Betrachtungen der Via Crucis reflektiert.

Courtney Grogan trug zur Berichterstattung bei.

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