Vatikanstadt - Freitag, 10. April 2020, 10:05 Uhr.
Um seinen Glauben, seine Seele, seine Spiritualität zu verstehen, muss man hierher kommen, nach Kalwaria Zebrzydowska. Denn Karol Wojtyła wurde in diesem einzigartigen Heiligtum menschlich und spirituell gebildet: in diesem Heiligtum der Passion und zugleich des Marienkults. Als Priester und später als Bischof kam er regelmäßig zur Karwoche und zum Fest Mariä Himmelfahrt hierher. In Erinnerung der Gläubigen bleiben die Kreuzweg-Feier, die vom Krakauer Erzbischof entlang der Stationen mit monumentalen Kapellen begangen wurden. Auf seiner ersten Reise als Papst wollte Karol Wojtyła unbedingt nach Kalwaria zurückkehren und sprach jene Worte, die seine innige Verbundenheit mit diesem Heiligtum erklären:
"Ich weiß nicht, wie ich der Göttlichen Vorsehung danken soll, dass sie mir noch einmal die Gelegenheit gegeben hat, diesen Ort zu besuchen. Kalwaria Zebrzydowska, das Heiligtum der Muttergottes, die heiligen Stätten Jerusalems, die sich auf das Leben Jesu und seiner Mutter beziehen, die hier reproduziert sind, sind die sogenannten "Dróżki" (dt. "Pfade"). Ich habe sie viele Male besucht, seit meiner Kindheit und Jugend. Ich habe sie als Priester besucht. Im Besonderen habe ich oft das Heiligtum von Golgatha als Erzbischof von Krakau und als Kardinal besucht. Wir sind häufig mit Priestern hierher gekommen, um vor der Mutter Gottes zu konzelebrieren. […] Am häufigsten aber kam ich allein hierher und folgte den Pfaden Jesu Christi und seiner Mutter, konnte über ihre heiligsten Mysterien meditieren und mich über Maria an Christus wenden mit den besonders schwierigen Problemen und der einzigartigen Verantwortung in der Komplexität meines Dienstes. Ich kann sagen, dass fast keines dieser Probleme gereift ist, wenn nicht hier, durch das inständige Gebet vor diesem großen Mysterium des Glaubens, das Kalwaria in sich birgt."
Die Geschichte dieses Heiligtums ist mit dem Wojewoden und Landrat Mikołaj Zebrzydowski verbunden, der 1600 beschloss, die verschiedenen Orten von Jerusalem in Miniaturform nachzubauen, die sich auf die Passion Christi beziehen. In den darauffolgenden Jahren wurden auf 6 Kilometer langen Pfade barocke und manieristische Kapellen errichtet, die in malerische Landschaft der Beskiden eingebettet sind. Ihre Architektur und topographische Erscheinung ähnelte den heiligen Stätten und bildeten die Via Dolorosa von Jerusalem nach mit den Kapellen, die der Meditation über die Passion des Herrn sowie über die Geheimnisse des Lebens der Mutter Gottes gewidmet waren. Um die Wahrheit zu sagen, war dieser Ort zu Beginn ein klassisches Passionsheiligtum (Kalvarienberg) und der Marienkult entwickelte sich langsam. 1641 erhielt Stanisław Paszkowski, ein in der Nähe lebender Adliger, ein Bild der Muttergottes mit dem Kind. Am 3. Mai des gleichen Jahres geschah ein Wunder: Aus den Augen der Madonna begannen blutende Tränen zu fließen. Paszkowski beschloss, die Ikone in die Kalwaria Zebrzydowska-Kirche zu bringen, wo sich der Kult um die Madonna von Kalwaria zu entfalten begann. Auf diese Weise wurde das "polnische Jerusalem" zum Marienwallfahrtsort, nach Częstochowa das zweite Heiligtum der Muttergottes in Polen. Nach dem Willen des Gründers Mikołaj Zebrzydowski wurde das Heiligtum dem Minoritenorden anvertraut (in Polen auch "Bernhardiner" genannt), die es bis heute verwalten und dafür Sorge tragen. Heute setzt sich der Komplex des Heiligtums – abgesehen vom Kalvarienberg – aus einer Basilika im barocken Stil, gewidmet "Unserer Lieben Frau von den Engeln" mit der berühmten Ikone, und dem Konvent der Bernhardinerpatres zusammen.
In seiner Ansprache an das Heiligtum fragte Johannes Paul II., warum:"Kalwaria hat etwas an sich, was den Menschen anzieht. Aus welchem Grund?" Und er gab auch seine Antwort dafür:
"Vielleicht ist es die natürliche Schönheit der Landschaft, die sich hier am Fuße der polnischen Beskiden erstreckt. Gewiss erinnert es uns an Maria, die – um Elisabeth zu besuchen – 'sich auf den Weg ins Bergland machte‘ (Lk 1,39). Aber das, was den Menschen hier ununterbrochen anzieht, ist das Misterium der Vereinigung der Mutter mit dem Sohn und des Sohnes mit der Mutter […] auf der 'via crucis‘ und dann auf den Spuren seiner Beerdigung von der 'Kapelle des Entschlafens‘ bis zum 'Grab der Mutter Gottes‘. Und schließlich erinnert das Geheimnis der Vereinigung in Herrlichkeit an die Pfade der Himmelfahrt und der Krönung. All dies – räumlich und zeitlich verteilt zwischen diesen Bergen und Hügeln, bedeckt von den Gebeten vieler Herzen, vieler Generationen – bildet einen einzigartigen, lebendigen Schatz des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe des Volkes Gottes auf dieser Erde. Immer wenn ich hierher kam, hatte ich das Gefühl, aus diesem Schatz zu schöpfen."
Auch auf seiner letzten apostolischen Reise nach Polen im Jahr 2002 kehrte Johannes Paul II. zu seiner geliebten Kalwaria zurück, die mit dem 400. Jahrestag der Weihe des Heiligtums der Leidens Jesu und der Schmerzensmadonna zusammenfiel. Am Ende der Eucharistiefeier am 19. August 2002 sprach der Papst die denkwürdigen Worte:
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"Ich bin froh darüber, dass Krönung dieses Besuchs gerade hier in Kalwaria zu Füßen Mariens stattfindet. […] Bei meinem Besuch in diesem Heiligtum im Jahr 1979 bat ich euch darum, für mich zu beten, solange ich lebe und auch nach meinem Tod. Heute danke ich euch und allen Pilgern von Kalwaria für diese Gebete und die spirituelle Unterstützung, die ich unablässig erfahre.Ich bitte euch weiterhin: Hört nicht auf zu beten – ich wiederhole es noch einmal –, solange ich lebe und nach meinem Tod. Und ich werde wie immer das mir entgegengebrachte Wohlwollen erwidern, indem ich euch alle dem barmherzigen Jesus und seiner Mutter anempfehle."
Viele Menschen beten weiterhin für den heiligen Johannes Paul II. und sind sich seiner Fürsprache bei Christus und seiner Mutter sicher, wie er in Kalwaria Zebrzydowska versprochen hat.
📹VIDEO: Dies sind die letzten Bilder, die wir von St Johannes Paul II. haben. Wir sagen, wie er sich bis zu seinem letzten Atemzug als Hirte hingab. 15 Jahre nach bitten wir um seine Fürsprache für alle, die an Leib und Seele leiden. pic.twitter.com/AiQgNfds6F
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"Niemand hat das Recht, einer kranken oder sterbenden Person den geistlichen Beistand eines Priesters vorzuenthalten. Es ist ein absolutes und unveräußerliches Recht", bekräftigt @Card_R_Sarah https://t.co/agVoQatSTn #Kirche #Coronavirus #Pandemie #COVID_19