Nach scharfer Kritik und Protest-Aktionen: Papst Franziskus trifft indigene Kanadier

Papst Franziskus bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz am 21. September 2016
CNA / Daniel Ibanez

Mehrere kanadische Bischöfe, zusammen mit indigenen Vertretern, werden sich im Dezember 2021 mit Papst Franziskus im Vatikan treffen.

Das teilte die kanadische Bischofskonferenz mit, nachdem Unbekannte in den vergangenen Tagen mehrere katholische Kirchen in Kanada angegriffen haben, wie die Catholic News Agency berichtete. Dabei kam es auch zu mehreren Brandanschlägen. Andere Kirchen wurden mit Parolen besprüht, in denen der Unmut über die Behandlung von indigenen Kindern durch katholische Einrichtungen zum Ausdruck gebracht wurde. 

Die Delegationen einer "kleinen Gruppe" von kanadischen Bischöfen, zusammen mit Häuptlingen und Vertretern der First Nations, Inuit, und Métis, werden nun vom 17. bis 20. Dezember in den Vatikan reisen, "um sinnvolle Begegnungen des Dialogs und der Heilung zu fördern", wie sich die kanadische Bischofskonferenz am gestrigen Dienstag erklärte.

Ob der Papst sich offiziell entschuldigen wird, ist noch unklar, wird jedoch von kanadischer Seite erwartet.

"Papst Franziskus ist zutiefst gewillt, direkt von den indigenen Völkern zu hören, seine herzliche Nähe auszudrücken, die Auswirkungen der Kolonialisierung und die Rolle der Kirche im System der Heimschulen anzusprechen, in der Hoffnung, auf das Leiden der indigenen Völker und die andauernden Auswirkungen des intergenerationellen Traumas zu antworten", teilte die kanadische Bischofskonferenz in ihrer Erklärung mit.

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"Die Bischöfe Kanadas bekräftigen ihre aufrichtige Hoffnung, dass diese bevorstehenden Begegnungen zu einer gemeinsamen Zukunft des Friedens und der Harmonie zwischen den indigenen Völkern und der katholischen Kirche in Kanada führen werden", schrieben sie weiter.

Papst Franziskus werde Vertreter aller indigenen Gesellschaftsgruppen Kanadas treffen,teilte die Konferenz mit. In Kanada werden drei Gruppen unterschieden: Als First Nations – Erste Nationen – bezeichnen sich die ersten Volksgruppen in Kanada, mit Ausnahme der Inuit im Norden sowie den Métis, den auch als Mestizen bekannten Nachfahren meist europäischer Männer und indigener Frauen.

Papst Franziskus sagte am 6. Juni, er verfolge "mit Trauer die Nachrichten aus Kanada über die schockierende Entdeckung der sterblichen Überreste" von Heimkindern der Kamloops Indian Residential School in der Provinz British Columbia.

Das Statement wurde von indigenen Kanadiern verurteilt: Damit komme das Kirchenoberhaupt der Aufforderung einer Entschuldigung für den Umgang der Kirche mit indigenen Kindern nicht nach, betonte  Häuptling David Pratt in einer ersten Reaktion. Der Papst hätte sich entschuldigen müssen, so der Vize-Chef der Federation of Sovereign Indigenous Nations, einer Organisation, die 74 Gruppen in Saskatchewan vertritt.

Das System der Heimschulen wurde von der kanadischen Bundesregierung ab den 1870er Jahren eingerichtet, um indigene Kinder gewaltsam zu assimilieren. Katholiken und Mitglieder anderer christlicher Konfessionen leiteten die Schulen.

Die meisten Heime waren in katholischer Hand. Die letzte,  staatlich geführte, Heimschule wurde 1996 geschlossen.

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Laut der Wahrheits- und Versöhnungskommission, einem kanadischen Gremium, das eingerichtet wurde, um die Missstände in den Heimen zu untersuchen, starben mindestens 4.100 Kinder an "Krankheit oder Unfall" in den Schulen. Eine der Forderungen der Kommission war eine offizielle Entschuldigung des Papstes für die Rolle der Kirche.

Auf dem Gelände der ehemaligen Kamloops Indian Residential School in British Columbia wurden am Wochenende des 22. Mai die Überreste von 215 indigenen Kindern mit Hilfe von Bodenradar entdeckt. Es ist unklar, wann oder wie die Kinder gestorben sind.

Am 24. Juni gaben die Führer der Cowesses First Nation bekannt, dass 751 Gräber auf dem Gelände der ehemaligen Marieval Indian Residential School entdeckt wurden.

Ein Wissenschaftler, der mit der Wahrheits- und Versöhnungskommission zusammengearbeitet hat, veröffentlichte nach der Entdeckung in Kamloops einen Bericht, in dem er erklärt, dass die Schulen in der Vergangenheit unterfinanziert gewesen seien und von der Bundesregierung nicht ausreichend reguliert wurden. Es sei mehr Forschung nötig, um die Lage der Friedhöfe der Heimschulen genau zu dokumentieren, schrieb er angesichts der jüngsten Entdeckung von weiteren Gräbern.

Dr. Scott Hamilton, Professor in der Abteilung für Anthropologie an der Lakehead University in Thunder Bay, schrieb, dass die Bundesregierung jahrzehntelang keine angemessenen Vorschriften für die Gesundheitsfürsorge und die Friedhofspflege an den Schulen aufgestellt oder umgesetzt hat.

Zumindest in einigen Fällen verfolgte die Regierung die Politik, den Transport verstorbener Heimschüler zur Beerdigung nur dann zu bezahlen, wenn die Kosten für den Transport geringer waren als die Kosten für eine Beerdigung an einer Heimschule, bemerkte er. Als die Regierung im späten 20. Jahrhundert die Kontrolle über die Heimschulen von der Kirche übernahm, wurden die Friedhöfe und Begräbnisstätten nicht ausreichend dokumentiert.

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