Venezuelas Bischöfe: Präsident Maduro versucht, die Bevölkerung mit Hunger zu unterwerfen

Krisengespräch im Vatikan: Treffen der Vertreter der Bischofskonferenz Venezuelas mit Papst Franziskus am 8. Juni 2017
CNA / L'Osservatore Romano

Kurzfristig haben sich die Bischöfe Venezuelas am gestrigen Donnerstag mit dem Papst getroffen, um über die Lage in ihrem krisengeschüttelten Land zu beraten.

Franziskus habe ihnen seine volle Unterstützung zugesagt, so die Bischöfe, im Umgang mit dem Regime, das seine eigene Bevölkerung unterdrücke, um an der Macht zu bleiben.

"Die Regierung will um jeden Preis an der Macht bleiben, und ist bereit, dafür über Leichen zu gehen", sagte Erzbischof Diego Padrón Sanchez von Cumana gegenüber Journalisten am 8. Juni.

Mehr noch: Die Regierung habe den Wunsch, die Absicht, die Macht, ein unterdrücktes, schweigendes Volk zu schaffen, das nicht protestiert, so der Erzbischof weiter. Um dieses Ziel zu erreichen, schrecke die Regierung nicht davor zurück, Lebensmittel und Medikamente knapp zu halten, damit Menschen ihre ganze Zeit damit verbringen, tägliche Probleme zu lösen.

"Ein Volk, das unterdrückt wird, leidet und krank ist, hat nicht die Kraft, sich gegen irgendjemanden zu erheben", so der Geistliche.

Erzbischof Padrón sprach mit der Presse nach dem Treffen von Vertretern der Venezolanischen Bischofskonferenz mit Papst Franziskus und weiteren Verantwortlichen im Vatikan am gestrigen Vormittag.

Das Treffen war nicht geplant gewesen, und nicht im wöchentlichen Terminplaner zu finden, den das Vatikanische Sekretariat für Kommunikation verschickt. Es war wenige Tage vorher angekündigt worden, und vor dem bereits geplanten Treffen des Papstes mit den Bischöfen Panamas in den Kalender eingefügt worden, die sich zu ihrem Ad-Limina-Besuch in Rom befinden. 

Herzlich, schlicht und brüderlich hätten sie mit Franziskus über die andauernde Krise in ihrem Land gesprochen, so Erzbischof Padrón.

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Der Papst habe Fragen gestellt, und die Bischöfe diese frei beantwortet.

Franziskus sei "sehr gut informiert" gewesen über die Lage - offenbar werde er täglich auf den neuesten Stand der Situation in Venezuela gebracht, sagte der venezolanische Erzbischof.

Der Papst habe den Bischöfen und den "leidenden Menschen Venezuelas" seine Nähe und Unterstützung versichert. Einige der Beispiele dessen, was sich im Land abspiele, hätten den Papst "sehr bewegt".

Venezuela befindet sich in einer schweren Krise: Weiten Teilen der Bevölkerung fehlt das Nötigste zum Leben und jede Grundversorgung. Auch und gerade viele Kinder verhungern oder sterben, weil ihnen die einfachste medizinische Versorgung fehlt.

Das Land wird seit 1999 von einem sozialistischen Regime regiert. Seitdem Nicolas Maduro dem Präsidenten Hugo Chavez im Jahr 2013 im Amt folgte, erschüttern Gewalt, soziale und wirtschaftliche Probleme das Land. Eine schlechte Wirtschaftspolitik, einschließlicher strenger Preiskontrollen, gepaart mit einer sehr hohen Inflationsrate, haben dazu geführt, dass im Alltag einfachste Gegenstände wie Milch, Mehl, Windeln oder Medizin nicht verfügbar sind.

Die sozialistische Regierung gilt als verantwortlich für die katastrophalen Zustände. Seit 2003 hat die Preispolitik der Regierung dazu geführt, dass rund 160 Produkte, darunter Koch-Öl, Seife und Mehl, sehr günstig zu kaufen sind, jedoch schnell ausverkauft und dann auf dem Schwarzmarkt zu viel höheren Preisen weiterverkauft werden.

Die Regierung hat zudem den Ruf, einer der korruptesten Lateinamerikas zu sein, und seit dem Amtsantriff Maduros ist die Gewaltkriminalität im Land scharf angestiegen.

Gewalt gegen Andersdenkende, die nicht die politische Ideologie des Regimes teilen, ist an der Tagesordnung. Viele Menschen sind politische Häftlinge.

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Erzbischof Padrón sagte, dass für die Bischöfe der Weg aus der Krise in einem Brief von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin festgeschrieben sei. Diesen hatte ihnen der "Außenminister" des Heiligen Stuhls im Dezember geschickt, und er stellt vier notwendige Voraussetzungen für einen Dialog mit dem Maduro-Regime fest.

1) Die Zusage eines humanitären Korridors für Lebensmittel und Medizin;

2) Achtung und Wieder-Einsetzung des Nationalrats;

3) Freiheit für politische Gefangene;

4) Zusage von Neuwahlen.

Kardinal Parolin – mit dem sich die venezolanischen Kirchenvertreter gestern ebenfals getroffen haben – war mehrere Jahre lang Apostolischer Nuntius dort.

Die bischöflichen Besucher trafen sich auch mit Vertretern von Caritas Internationalis, welche vor Ort in Venezuela die Hilfe für bedürftige Familien koordiniert. Franziskus haben den Bischöfen besonders empfohlen, die Arbeit von Caritas zu verstärken, um Menschen helfen zu können, so Erzbischof Padrón.

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