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Ein Haus voll Frauen: Mama, Papa und nun bald drei Töchter

Jeden Montag erscheint ein neuer Eintrag im Blog "Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter"

Was soll man machen, wir bekommen eine dritte Tochter. Viele bemitleiden uns deswegen oder fragen uns, ob wir uns nicht wenigstens einen einzigen Jungen gewünscht haben. Besonders mein Mann ist Inhalt vieler Sorgen, wie er sich nun in einem Haushalt mit vier Frauen zurechtfinden mag. Charmant, werde ich auch dazu gezählt.

Meine Antwort dazu ist immer: Mich hat er sich ja ausgesucht, Kinder muss man nehmen wie sie kommen. Dann gucken immer alle ganz komisch. Irgendwie wollten sie witzig sein, irgendwie haben sie das aber auch sehr ernst gemeint, was sie gesagt haben. So richtig verstanden habe ich das Anliegen, welches dahinter steht aber noch nicht.

Ist es die Vorstellung, sich über seine Kinder zu identifizieren oder in ihnen Selbstverwirklichung zu finden? Ist es die klassische Idee des Stammhalters die dahinter steht und die Minderwertigkeit von Mädchen? Kann man auf einen Sohn mehr oder eher stolz sein, als auf eine Tochter?

Ehrlich gesagt, sind mir all diese Gedanken fremd. Aber ich finde es spannend, dass ich nicht nur einmal, sondern in fast jedem Kommentar, unabhängig vom Alter oder dem Geschlecht des Gegenübers, eine Bemerkung in die Richtung „Wieder nur eine Tochter“, erhalten habe.

Dabei leben wir doch gerade in einer Welt in der alle um die meiste Aufgeklärtheit wetteifern. Wer gendert am besten, wer macht sich am besten frei von Geschlechtsidentität, wer kauft seinen Töchtern die wenigsten rosa Spielsachen, wessen Sohn verkleidet sich am liebsten als Prinzessin und wer hat schon immer die gleichgeschlechtliche Ehe befürwortet. Und dann komme ich, bekomme „nur“ eine Tochter und alle sind verwirrt, dass ich ihnen nicht heulend in die Arme falle, dem einzigen Stammhalter nachtrauernd, auf den ich mich mein ganzes Leben gefreut hatte.

Wenn ich bei mir anfange, dann führe ich vermutlich ein Leben, bei dem jede Frauenaktivistin Sorge um meine Selbstbestimmung hat. Ich bin zu Hause, arbeite nur geringfügig und freue mich an meinen Kindern. Ich koche und nähe sogar gerne. Da ich weder von meinem Mann dazu gezwungen werde, noch plötzlich und unverhofft in diese Lage geraten bin, würde ich behaupten, ich habe mir ganz selbstbewusst mein Leben so ausgesucht und gestaltet, wie ich es für richtig halte und wie es mich glücklich macht. Ich würde aber auch sagen, dass ich gemäß meiner Weiblichkeit entschieden habe. Muttergefühle, Instinkte, Häuslichkeit, warum ist es so verpönt zu glauben, dass es urweibliche Eigenschaften gibt? Natürlich leben wir in einer aufgeklärten Gesellschaft, in der es Wahlfreiheit gibt und die vorbestimmten Lebensverläufe von früher abgeschafft oder aufgeweicht sind.

Aber ist es nicht in Ordnung, wenn ich mich mit meiner Geschlechtsidentität beschäftige und mit dieser auch meine Mütterlichkeit anerkenne? Ich finde ja. Unsere Jüngste hat u.a. eine Parkgarage zum Geburtstag bekommen. Nicht programmatisch, sondern weil sie bei Gelegenheit immer gerne woanders damit gespielt hat. Also steht in unserem Mädchenhaushalt eine Parkgarage. Meine Große hatte auch mal eine kurze Dinophase, die sie von einem ihrer Spielkameraden übernommen hatte. Ansonsten ist bei uns sehr viel pink und überall fliegen Spängchen herum und bei der Aufzählung der Lieblingsfarben kommen nach pink, lila und rosé, erst an sechster Stelle türkis oder blau.

Ja und? Als Erzieherin weiß ich, dass es nun mal eine geschlechtsspezifische Entwicklung von Kindern gibt. Mädchen und Jungen zeigen ein unterschiedliches Spielverhalten, schließen anders Freundschaften und setzen unterschiedliche Schwerpunkte in ihrer Entwicklung. Natürlich gibt es verschiedene Charaktere und natürlich ist es wichtig, auch die Offenheit zu besitzen, einem Mädchen eine Parkgarage zu schenken und sie nicht auf ihre Geschlechtlichkeit zu reduzieren. Dennoch halte ich es für genauso problematisch die geschlechtsspezifischen Eigenschaften und Entwicklungen zu verpönen und zu dämonisieren.

Kinder machen doch so viele Dinge zum ersten Mal. Kinder gehen mit offenen Augen durch die Welt und wollen so viel entdecken und erleben. Muss man sie damit verwirren, dass irgendwie alles möglich ist und gleichzeitig doch so viele Grenzen existieren, da man auf keinen Fall zu viel pink mögen darf?

Meine Töchter dürfen so viel Mädchen sein, wie sie wollen, dürfen Prinzessinnengeburtstage feiern und sich stundenlang frisieren. Sie dürfen sich für Papas Technikbasteleien interessieren und dürfen sich im Garten schmutzig machen. Sie sind Entdeckerinnen, Kinder, Forscherinnen und Mädchen, die sich auch stolz so nennen dürfen, ohne Scham auf Grund falsch verstandener Emanzipation zu haben.

Als ich meinen Mann gefragt habe, ob er traurig über ein drittes Mädchen ist, hat er die Frage nicht verstanden und sich einen Kaffee gekocht. Vielleicht typisch Mann, wahrscheinlich ist es ihm aber einfach ziemlich egal. Denn Liebe und Stolz hängt nicht vom Geschlecht ab, sondern sollten alle Eltern qua Geburt ihren Kindern bedingungslos als Geschenk endlos zur Verfügung stellen.

Elisabeth Illig ist Mutter von bald drei Kindern. Die gelernte Erzieherin hat ihr Theologiestudium bewußt unterbrochen, um sich um die Familie zu kümmern.  Eine Übersicht ihrer Beiträge finden Sie hier.

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