Dienstag, Dezember 17, 2024 Spenden
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"Unser Kampf in dieser Welt"

Betende Ordensfrau (Illustration)

Wir haben gerade den klassischen Text der Seligpreisungen gehört. Vielleicht haben wir ihn schon zu oft gehört und hören daher nicht gut genug hin. Was will Jesus seinen Jüngern und uns damit sagen? Will er nur vertrösten. Werden die Menschen, die jetzt traurig und hungrig und arm sind, nach ihrem Tod Trost und Vergeltung bekommen? Wenn wir gut hinhören, finden wir zwei ein wenig gegensätzliche Typen von Seligpreisungen. Einerseits die Leidenden, andererseits die Kämpfenden. Die Leidenden erhalten im Jenseits Trost, die Aktiven Dank und Anerkennung. Selig gepriesen werden nämlich auch die Aktiven, die Menschen, die sich für Gerechtigkeit und Frieden engagieren, die den Hunger bekämpfen, die sich um Barmherzigkeit bemühen. Wir haben uns vielleicht im Lauf unseres Christenlebens daran gewöhnt, vor allem die Vertröstung auf das Jenseits zu hören. Dass wir indirekt auch aufgefordert werden, die Welt zu gestalten, haben wir vielleicht zeitenweise überhört. Weltgestaltung heißt eben Sorge für Gerechtigkeit, Überwindung des Hungers, Kampf für den Frieden.

Und bei der Vorbereitung auf diese Predigt habe ich mich dann auch erinnert an den Vortrag von Papst Benedikt XVI. bei seinem Deutschlandbesuch in Freiburg. Darin hatte er eine Entweltlichung der Kirche gefordert.

Damals ist eine heftige Diskussion darüber entstanden um die Frage, was denn der Papst wolle. Sollte sich die Kirche ganz aus der Welt zurückziehen und nur dafür sorgen, dass ihre Mitglieder nach dem Tod in den Himmel kommen. Sollten Katholiken sich nur um die Rettung der Seelen kümmern. Sollten sie sich aus Politik und Wirtschaft zurückziehen? Manche Medien interpretierten, der Papst wünsche die Abschaffung der Kirchensteuer. Er meine, der Kirche in Deutschland ginge es finanziell zu gut, daher sei sie lahm und faul geworden. Die Priester und auch die aktiven Gläubigen sollten sich lieber um Gottesdienstbesuch und Beichte kümmern und die Welt Welt sein lassen.

Ja und heute stellt sich uns auch die Frage: Geht es dem Glauben und der Kirche primär um das Jenseits oder um das Diesseits? Geht es primär um Seelenrettung oder primär um Gerechtigkeit und Frieden. Manche mögen antworten: Den Seelsorgern muss es um die Seelen gehen, den Laien primär um die Gestaltung der Welt mit Gerechtigkeit und Frieden.

Ich stelle ganz einfach die Frage: Sind das Alternativen: Diesseits und Jenseits, Priesteraufgaben und Laienaufgaben?

Ich denke: Es liegt doch auf der Hand, dass die Gestaltung der Welt in Gerechtigkeit und Frieden nur gelingen kann, wenn die Seele des Menschen in Gott verankert ist. Mit anderen Worten: Nur wer versucht, ein reines Herz zu haben, dessen Taten werden die Welt überzeugen. Nur wer sich auch um Barmherzigkeit bemüht, dessen Kampf um Gerechtigkeit wird Erfolg haben. Nur wer bereit ist, für das Reich Gottes zu leiden, wird das Reich Gottes fördern. Nur wer bereit ist, im Kampf um Gerechtigkeit und Frieden Verfolgung hinzunehmen, dem gehört dann das Reich Gottes. Nur wer bereit ist, sich dafür beschimpfen zu lassen, dass er von Gott spricht, der öffnet dem Reich Gottes die Türen. Reine Maßnahmen der kirchlichen Öffentlichkeitsarbeit allein genügen nicht. Es gehört der Mut dazu, sich wegen seines Glaubens auslachen zu lassen.

Die Seligpreisungen öffnen die Tür zu einer anderen Sicht der Dinge. Christen sollen nach ihnen Menschen sein in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt. Kirche muss mitten in der Welt sein, aber nicht von der Welt. Jesus sagt den Seinen auch: Die Welt wird euch hassen. Christen müssen der Politik und Wirtschaft die Hand geben, auch wenn die Gefahr besteht, dass ihnen die Hand abgehackt wird. Jesus selbst hat mit seiner Botschaft Welt und Politik und Kultur geprägt, aber sein irdisches Leben endete am Kreuz. Wir sollen dem Herrn vertrauen, dass er uns im Kampf mitten in der Welt zur Seite steht und uns nicht überfordert. Aber es geht nicht ohne Kampf. Aber selig sind die im Kampf Stehenden, Jesus wird sie in seine Arme schließen. Amen.

Pater Eberhard von Gemmingen SJ war von 1982 bis 2009 Redaktionsleiter der deutschen Sektion von Radio Vatikan. 

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