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Wie schenke ich richtig? Über die Tragweite eines Geschenks

Sind wir noch bereit, Kinder als Geschenke anzunehmen?

Unsere Große wird bald 5 und es ist wieder Zeit, sich mit ihren Wünschen und Vorstellungen rund um ihren Kindergeburtstag auseinander zu setzen. Wenn es nach ihr ginge, wäre das ganze Haus in Pink, würde glitzern und wäre über und über mit Verzierungen und Schnörkeln versehen.

Dass wir "nur" Luftballons und eine Girlande aufhängen habe ich ihr schon erklärt, das war hinnehmbar, aber trotzdem schade für sie. Dass wir ihr auch nicht alle Wünsche erfüllen werden, die sie sich seit Monaten schon ausmalt, ist auch eine Sache, die sie lernen und akzeptieren muss. Über allem steht aber das Gefühl der "Überraschung", sodass ich einige Dinge auch einfach offengelassen habe und ihr gesagt habe, dass auch die Vorfreude auf das Ungewisse wunderbar sein kann.

Also gut, Geburtstag und Überraschung hat sie nun gedanklich miteinander verknüpft und platziert nur hier und da Hinweise, aber freut sich sehr darauf, dass sie nicht genau weiß, was sie bekommt und wie das Wohnzimmer geschmückt sein wird.

Nun sind wir zwischenzeitlich auf anderen Geburtstagen eingeladen und es steht wieder die Frage im Raum: "Was schenken wir?"

Hier hat sich nun etwas eingebürgert, dass sich "Geschenkkiste" nennt. Man geht in einen Spielwarenladen, läuft mit einer Kiste durch das Geschäft und packt alles rein, was einem gefällt und die Gäste müssen nur noch zu der Kiste des Kindes an der Kasse gehen und sich etwas aussuchen. An sich eine vertretbare Sache, ein Detail stört mich allerdings: Das Geburtstagskind ist dabei, wenn die Kiste bestückt wird und sucht sich seine Geschenke aus. Hat ein bisschen was vom ewigen Kindheitstraum: Einmal nachts allein im Kaufhaus eingesperrt sein und nach Herzenslust ohne Grenzen shoppen zu gehen.

So sehen diese Kisten dann auch aus. Vollgepackt mit riesigen Geschenken, völlig überzogenen Preisen für die Präsente und voller Mädchenträume in Pink.

Ich finde diesen Trend furchtbar, materialistisch und absolut unpersönlich. Es geht nur darum, etwas zu kaufen, nichts liebevoll auszusuchen, keine überraschten Kinderaugen, höchstens die Enttäuschung, wenn nicht jedes Geschenk einen Abnehmer gefunden hat und einsam in der Kiste darauf wartet von den Eltern ausgelöst zu werden.

Wir haben in diesem Jahr zum ersten Mal auch so eine Kiste. Von der weiß unsere Tochter aber nichts. Ich habe mir Zeit genommen und bin durch den Spiel- und Schreibwarenladen gelaufen und habe Kleinigkeiten zusammengesucht, die nicht viel kosten, ihr viel Freude bereiten und vor allem eine richtig schöne Überraschung für sie sind. Bewusst habe ich die Kiste recht vollgepackt, sodass ihre kleinen Gäste stöbern und entdecken können.

Während ich mir Gedanken zu meinem heutigen Text machte, las ich auf CNA Deutsch den Artikel zu der Abtreibungsdiskussion, die durch den Vergleich des Papstes mit einem "Auftragsmord" ins Rollen gebracht wurde.

Da wurde mir die Tragweite meiner Gedanken zu den Geburtstagsgeschenken bewusst. Ich glaube, dass der Mikrokosmos Kindererziehung und Familie auch immer die Gesellschaft widerspiegelt. Wir sind es gewohnt durch Technologie, Fortschritt, SmartHome und Mobilfunk immer überall erreichbar zu sein, ständige Kontrolle zu haben, scheinbar grenzenlos flexibel zu sein und dann hat da ein Kind Geburtstag und alles muss ebenso geplant und kontrolliert ablaufen.

Überraschungen sind anstrengend, können Enttäuschungen hervorrufen, die aber auch nur dann auftreten, wenn Kinder nie gelernt haben, Maß zu halten.

In erschreckender Weise habe ich meine Gedanken auch in der Abtreibungsdebatte wiedergefunden. Die Menschen sind nicht mehr bereit, ihr Kind als Geschenk anzunehmen, dass sie nicht beeinflussen können, von dem sie vielleicht das Geschlecht wissen, aber ansonsten ohne Informationen, vorurteilsfrei diesem Kind im Moment der Geburt begegnen. Nein, die Gesellschaft will wissen, worauf sie sich einlässt, möchte ihre ganze Technologie zum Einsatz bringen, Wahrscheinlichkeiten zum Grad der Behinderung berechnen, Menschen aufscheuchen und einfach diesen Moment nicht aushalten, den eigentlich jede Geburt mit sich bringt: Der erste Schrei, der erste Augenblick, der erste Geruch, das erste Gefühl. Das kann keine Maschine der Welt vorherbestimmen, das können wir nur mit unseren Herzen und Sinnen sehen.

Sich darauf einzulassen, einfach beschenken zu lassen, überraschen zu lassen, sich sicher zu sein, dass alle das Beste für einen vorgesehen haben, das macht unsere Kinder schon zu wunderbaren Vorbildern. Wir sind als Eltern in der Verantwortung ihnen an jedem Geburtstag aufs Neue zu zeigen, wie wundervoll es ist, sich auf das Unbekannte einzulassen.

Das Blog "Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter" mit Elisabeth Illig erscheint jeden Montag bei CNA Deutsch. Alle bisherigen Blogposts finden Sie hier im Überblick. 

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