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Aufritt der Hilfstruppen. Ein Kommentar zum "Offenen Brief" an Kardinal Marx

Ausschnitt aus der Alexanderschlacht von Albrecht Altdorfer, entstanden um 1528.

Kirchenfürsten aufgepasst! "Die Reformbewegung" sucht ihre Spitze. "Gewalten"-Teilung in der Kirche, Frauenordination, Abschaffung des Zölibats usw. lauten die Heerbanner, unter denen sich "prominente" (Bild) bzw. "namhafte" (FAZ) Katholiken und Theologen" zum Angriff auf Kirche und Lehramt zusammenrotten. Ihr Credo sind die gesammelten "Erfahrungen der Gläubigen."

Alles fein, nur die Stelle des Anführers ist gerade erst ausgeschrieben und noch vakant. Der "liebe Herr Vorsitzende" in München ist bereits per Offenem Brief zur Bewerbung aufgefordert. Das Schlachtfeld: Zunächst das Treffen des zwischen Papst Franz und den lieben Vorsitzenden der nationalen Bischofskonferenzen Ende des Monats zum Thema Missbrauch in der Kirche. 

Und hier – bitte aufatmen! – merken wir, wie sehr die Hilfstruppen der Reformbewegung wohl einen taktisch erfahrenen Anführer nötig haben und wie wenig ihre Stimmen ernst zu nehmen sind in einer tatsächlich sehr ernsten Auseinandersetzung innerhalb der katholischen Kirche. 

Der Papst tut gut daran, mit den Vertretern der Ortskirche das ubiquitäre Problem des Missbrauchs aufzuarbeiten und sicher täte er besser, dies noch stärker und eiliger zu tun. Es ist jedoch eine obszöne und nicht bewiesene Behauptung, der Missbrauch, der in der Kirche und andernorts vorkommt, habe "systemische" Ursachen. Ursache des Missbrauchs ist die Sünde, begangen von Sündern. 

Das Manöver, die Missbrauchsproblematik als Verstärker für das Gebrüll nach Reform und Veränderung zu nehmen, ist offensichtlich und schäbig. Diese Forderungen zielen auf eine andere Kirche, die nicht mehr die Kirche Christi ist. Es ist eine "Kirche," die den weltlichen Begierden des Menschen nach dem Mund redet und die Sünde und den sündigen Menschen und nicht mehr Jesus Christus zum Maß aller Dinge macht. In dieser Kampagne wollen sich ein paar selbsternannte Reformer verwirklichen, von denen einige offenbar neidisch auf den großen Reformator Dr. Luther schielen.

Das ist ein deutsches Theologenleiden seit Jahrhunderten. Eine neue Reformkirche wird dabei allerdings nicht herauskommen.

Die Kirche Christi hingegen hat ihren unveränderlichen Glauben - den die Menschen immer nur besser, aber nicht anders, verstehen können -  von den Aposteln empfangen und bis heute zu uns weitergetragen. Niemals war in diesem Glauben der Apostel die Ordination von Frauen in die Nachfolge der Apostel und das Priestertum vorgesehen und weder denk- noch verhandelbar. Niemals hatte es die Kirche notwendig, Homosexualität, vor- und außerehelichen Geschlechtsverkehr sowie Scheidung und Wiederheirat anders zu bewerten als alle anderen Formen der Sünde und der Ich-Sucht (wie Neid, Habgier, Hass, üble Nachrede und so vieles mehr). 

Beginnt nun also die letzte Schlacht um die katholische Kirche; in einem Krieg, der schon seit Jahrhunderten tobt? Dann können Katholiken vorerst entspannt bleiben. Es sind wahrlich gute Nachrichten, die wir dem offenen Brief entnehmen: Wenn Revoluzzer die Gewaltenteilung in der Kirche fordern, dann gehen sie offenbar davon aus, dass das reale Königtum Christi noch nicht gestürzt ist. Wer offen nicht-katholische Positionen und Aussagen vertritt, stellt sich selbst außerhalb der katholischen Kirche, deren Glauben man entweder ganz oder gar nicht annimmt. Rosinenpicken ist hier ausgeschlossen. Damit sind die Fronten klar. 

Das ist für den einfachen Gläubigen ein großer Fortschritt. Klarheit haben wir auch über die Personen auf der einen Seite der Front. Wie glaubwürdig sind "Katholiken," die von ihren Kirchensteuer-dotierten Posten und Pöstchen aus alles Mögliche verkünden, nur nicht den katholischen Glauben und die nicht einmal mit ihrer Sexualmoral ernst machen. Doktor Luther hat gehurt und geheiratet und dafür auch Prügel und Ungemach in Kauf genommen. Wo sind die Reformer, die selbst ein konsequentes Beispiel geben und auf ihre fetten Kirchensteuerpfründe verzichten? Sie sind nicht zu sehen. Dazu fehlt es den Hilfstruppen der "Reformbewegung" an Mumm, und auch am Mut zum Martyrium. Das ist die nächste gute Nachricht.

Alles, was wir über den Missbrauch und den Gräuel an heiliger Stätte erfahren haben, ist grauenhaft. Wer die Kirchen aber wirklich leert und die Kirchensteuerzahlergemeinschaft immer weiter dezimiert, sind die Hirten, die die Herden in die Irre führen und sich selber weiden. Vor einem Dieb, der klingelt und an der Tür sein Vorhaben ausführlich ausbreitet, ehe er zur Tat schreitet, muss man sich wenig fürchten. Verblendung durch Stolz und Überheblichkeit haben schon viele in Schlachten geführt, die nur zu verlieren waren. 

Für den verdünnten Glauben solcher "Reformer" wird keiner sein Leben aufs Spiel setzen. Zum wahren Glück im Glauben der Kirche hingegen weist stattdessen immer noch zuverlässig und zielsicher der katholische Himmel voller Märtyrer und Heiliger den Weg. Der gewiefte und liebe Vorsitzende Reinhard Kardinal Marx wird sich deshalb wohl zweimal fragen, ob er dem Werben dieser zweifelhaften "Reformbewegung" nachgeben soll. Sich an ihre Spitze zu stellen, würde den Vorsitzenden der deutschen Bischofskonferenz nachhaltig schwächen und bis zur Lächerlichkeit beschädigen.

René Udwari ist Rechtsanwalt. Er ist in Frankfurt am Main und Köln tätig.

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