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Abschied nehmen

Abschied (Referenzbild)

"Der Tod gehört zum Leben dazu!", sagte unser Nachbar, nachdem seine Frau gestorben war. Das passiert in unserer Straße in letzter Zeit öfters. Wir heben deutlich den Altersschnitt und so sterben nach und nach die deutlich älteren Nachbarn. Fast alle schlafen zu Hause ein, werden mit dem Leichenwagen abgeholt und noch ein letztes Mal durch die Straße gefahren. Die Nachbarn kommen raus, heben die Hand zum Gruß und danach wird für einen guten Zweck gesammelt, eine Karte wird von allen unterschrieben, ein kleines Blümchen besorgt und das wird dann alles dem Hinterbliebenen überreicht.

Nachdem wir in den letzten Wochen und Monaten von einigen Nachbarn Abschied genommen haben, verfolgt uns dieses Thema mit dem Ende der Kindergartenzeit weiterhin. Sicherlich nicht so einschneidend, wie der Verlust eines Menschen, aber auch traurig, da sich Freunde verabschieden müssen, auf unterschiedliche Schulen gehen, Erzieherinnen verabschiedet werden, vor einigen Wochen ging die Lieblingserzieherin unserer Tochter noch in Rente…da hörte ich in letzter Zeit oft den Satz: "Abschied nehmen ist nicht so meins…!"

Versteh ich, man wird mit den eigenen Emotionen konfrontiert, vielleicht weint man, trotzdem soll man noch Worte finden, dem Abschied eine Bedeutung geben, Danke sagen…das kann überfordern und sehr traurig sein.

Abschied nehmen, ist aber auch immer das Zeichen eines Neuanfangs. Sei es durch den Tod in der Auferstehung und der Hoffnung bei Gott zu sein, sei es das Ende der Kindergartenzeit, das ja den aufregenden Beginn der Schule ankündigt oder die Chance alte Freundschaften auch außerhalb des Kindergartens zu pflegen und neue Freunde zu finden.

Meiner Erfahrung nach, ist es immer gut, wenn man sich auf einen Abschied vorbereitet. Wenn man sich überlegt, was man noch unbedingt sagen möchte, was man überreichen möchte und was man vielleicht auch zukunftsorientiert als Ausblick geben möchte. "Vielleicht sehen wir uns ja nochmal…man sieht sich ja immer zwei Mal im Leben!" ist eine bequeme Floskel.
Doch meint man das wirklich so? Ich versuche Floskeln zu vermeiden, besonders im Bezug auf die Kinder, da die dann tatsächlich darauf warten, dass man sich wiedersieht und eben nicht verstehen, dass das vermutlich nur eine Nettigkeit, eben eine Floskel war.

Für Kinder müssen Abschiede klar und transparent sein. Wer verabschiedet sich warum, wann und für wie lange. Das kann der Papa sein, der auf Dienstreise fährt, das kann aber eben auch der Abschied vom Kindergarten sein, bei dem man gewiss sein kann, einige Kinder nie wieder zu sehen.
Einschneidend war für meine Tochter der nicht stattgefundene Abschied von ihrer Erzieherin vor 2 Jahren. Sie hatte angekündigt die Stelle zu wechseln und hatte den Kindern ein schönes Abschiedsfest mit Pizza und Süßigkeiten in Aussicht gestellt. Unsere Tochter war traurig, konnte sich aber mit dem Ausblick auf das Fest auch freuen. Schließlich wurde diese Erzieherin krank, versprach dann danach nochmal zu kommen, kam aber tatsächlich nie wieder und hinterließ wirklich traurige, ratlose Kinder, die diesen verpassten Abschied so schnell nicht vergessen konnten.

Ja, manche Menschen sind nicht gut im Abschied nehmen und sind sich ihrer Verantwortung nicht bewusst, die damit verbunden ist, aber wenn man sich vorbereitet, dann kann ein Ende ein wunderbarer Anfang sein, der getragen von schönen Erinnerungen an das Vergangene, noch schöner werden kann. Das gilt im Übrigen auch für die Verstorbenen unserer Straße, die in Gedanken auf jedem Fest in der Nachbarschaft anwesend sind und "der Tod damit tatsächlich zum Leben gehört!"

 

Das Blog "Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter" mit Elisabeth Illig erscheint jeden Montag bei CNA Deutsch. Alle bisherigen Blogposts finden Sie hier im Überblick. 

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