06 Februar, 2020 / 9:30 PM
Die katholische Kirche in Deutschland erlebt unter den Vorzeichen des "Synodalen Weges" eine Art "Nachkonzilszeit 2.0". Vieles gerät in Bewegung. Entsteht eine neue Dynamik des Glaubens? Oder werden die Befürchtungen der sorgenvollen Skeptiker schneller als gedacht Wirklichkeit?
Wir alle brauchen Glaubensvertiefungen so sehr – und bezeugen vor allem eine große Unruhe. Zu diesem stürmischen Jahresbeginn passt die vatikanische Nachrichtenlage. Im Blickpunkt steht der hochgeschätzte Erzbischof Dr. Georg Gänswein, ein vorbildlicher Arbeiter im Weinberg des Herrn, ein treuer Diener von Benedikt XVI. und Papst Franziskus. Nun wird er – ungeachtet aller Spekulationen – in nächster Zeit nicht die Aufgaben als Präfekt wahrnehmen, sondern vor allem Benedikt zur Seite stehen. Gerüchte in diesem Umfeld gibt es nun so viele, wie es Medien gibt. Wer das nachlesen möchte, wird etwa von "Domradio.de" verlässlich und in aller Breite informiert.
Nachdenklich machen auch die Worte, die Erzbischof Gänswein am 22. Dezember 2019 in der "Welt am Sonntag" gewählt hatte und die von CNA Deutsch zitiert und gewürdigt wurden: "Eine schlechtere Presse als heute hatte die Kirche in der freien Welt noch nie. Als katholischer Priester und Bischof gehöre ich inzwischen jenem Berufsstand an, dessen Leumund zuletzt grauenhaft unter die Räder gekommen ist. … Wir stehen unter Generalverdacht. Und das kommt ja nicht nur von Verleumdungen von außerhalb, an denen es der Kirche nie gemangelt hat, sondern zuerst von den Sünden vieler Priester selbst, auch von Verbrechern." Auch diesen Beitrag können wir in diesen Tagen erneut nachlesen und bedenken.
Ja, wie wird die römisch-katholische Kirche heute in den Medien oder im Alltag dargestellt? Wie sehr wissen gläubige Publizisten und Journalisten um ihre eigene Sendung als Weltchristen? Möchten wir, als Leser, immerzu neue Spektakel und Sensationen vorgeführt bekommen? Herrscht nicht geradezu eine Sucht nach Skandalen vor? Sind wir der Kirchenpolitik nicht überdrüssig? Sind wir, Sie und ich, nicht all dessen so müde? Wir wünschen uns doch nicht mehr, als die Lichtspur des Glaubens zu sehen. Wir möchten doch nichts mehr, als die Kirche unseres Herrn Jesus Christus, die so angefochten ist und verhöhnt wird in dieser Zeit, aufrichtig, von ganzem Herzen und immer mehr zu lieben. Wir wünschen uns doch auch gute, froh machende Nachrichten. Wir möchten mehr Nachrichten über Gott hören, nicht von Skandalen oder Gerüchten.
Ja, Erzbischof Dr. Georg Gänswein steht dieser Tage im Mittelpunkt, vielleicht sogar im Kreuzfeuer der Kritik. Warum nur? Ich kenne darauf keine Antwort, die ich verstehen könnte. Mir scheint aber, dass viele einfach gläubige Katholiken in Deutschland vor allem dankbar dafür sind, dass er fürsorglich und in treuer Verbundenheit unseren lieben Vater Benedikt auf der letzten Wegstrecke seines Lebens begleitet. Ich bin mir auch gewiss, dass der Privatsekretär des emeritierten Papstes – wie dies sein Wappenspruch besagt – in allem Zeugnis ablegt für die Wahrheit. Am 16. Oktober 2019 sagte Erzbischof Dr. Gänswein der "Tagespost": "Papst Benedikt liebt die Kirche in Deutschland. Vieles von dem, was er nun von dort erfährt und erlebt, schmerzt ihn. Am meisten bedrückt ihn wohl jene Gottesfinsternis, von der er schon früh und warnend zu sprechen begonnen hat." Dasselbe gilt, so denke ich, auch für ihn. Vergessen wir in diesen Tagen darum nicht, für unseren Papst Franziskus, für unseren emeritierten Papst Benedikt XVI. und für Erzbischof Gänswein zu beten, in Dankbarkeit für ihren treuen Dienst für die Kirche des Herrn.
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