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Gilt Religionsfreiheit in Deutschland im gleichen Maß für Christen wie andere Religionen?

Wegekreuz im Schwarzwald

Der Religionsfreiheitsbeauftragte der Bundesregierung, Frank Schwabe, hat die Lage der Religionsfreiheit in Deutschland grundsätzlich "als gut" bewertet. Die Beobachtungsstelle für Intoleranz und Diskriminierung von Christen in Europa (OIDAC) warnte hingegen auf Anfrage von CNA Deutsch, die Situation in Deutschland werde "im Moment unterschätzt".

Schwabe sagte am Dienstag im Gespräch mit katholisch.de wörtlich: "Grundsätzlich würde ich die Lage der Religions- und Weltanschauungsfreiheit in Deutschland als gut bewerten. Aber natürlich gibt es auch hierzulande Probleme."

Als Beispiele führte er dann "die Attacken auf Juden" an, "die in den vergangenen Jahren wegen ihrer Kippa auf offener Straße angegriffen wurden". Außerdem erwähnte er "die teilweise antimuslimischen Proteste gegen den Bau von Moscheen".

"Staat und Gesellschaft müssen hier klar Stellung beziehen und deutlich machen, dass solche religionsfeindlichen Straftaten in Deutschland keinen Platz haben", betonte der evangelische Politiker, der für die SPD im Bundestag sitzt. "Grundsätzlich würde ich mir wünschen, dass wir als Gesellschaft insgesamt konsequenter gegen religionsfeindliche Straftaten und die ihnen zugrunde liegende Geisteshaltung vorgehen würden – und zwar nicht erst dann, wenn es zu spät ist."

Reaktion von OIDAC

Madeleine Enzlberger, die OIDAC-Chefin, begrüßte gegenüber CNA Deutsch das Bestreben von Schwabe, "sich klar gegen Hassverbrechen zu positionieren und am besten eben noch bevor sie überhaupt passieren".

Alle Hassverbrechen seien zu verurteilen, egal gegen wen sie gerichtet seien. Es sei indes problematisch, "dass wir seit geraumer Zeit beobachten, wie im politischen und medialen Diskurs Christen in dieser Thematik konsequent ausgespart werden, obwohl die offiziellen Zahlen eindeutig eine ganz andere Realität schildern. Fakt ist, dass über 80% aller Menschen, die aufgrund ihrer Religion weltweit verfolgt werden, Christen sind, wohingegen Christen nur etwas,über 33% der weltweiten Gläubigen ausmachen."

Diese "massive Unverhältnismäßigkeit" werfe die Frage nach dem Warum auf.

Staatlicher und sozialer Druck auf Christen

Insgesamt gebe es in Deutschland wenig staatlichen Druck auf Christen, erläuterte Enzlberger. Stattdessen sei "die Diskriminierung und Intoleranz gegen Christen mehrheitlich auf eine negative soziale Dynamik zurückzuführen". Dies zeige sich einerseits an der wachsenden Zahl von Angriffen auf christliche Gebäude, andererseits aber auch durch zunehmende "Selbstzensur unter Christen".

Enzlberger erwähnte eine "öffentliche Wahrnehmungsverschiebung", wodurch "es schon fast politisch inkorrekt und 'unpopulär'" zu sein scheine, "über Christen als Opfer und nicht als Täter in der Öffentlichkeit zusprechen".

Laut Statistik der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) habe es im Jahr 2019 "insgesamt 17 Hassverbrechen gegen Juden, 84 gegen Muslime und 82 gegen Christen" gegeben. "2020 gab es hingegen 12 Hassverbrechen gegen Juden, 96 gegen Muslime und 173 gegen Christen. Im Jahr 2020 waren unter den gesammelten 4.000 deskriptiven Fällen der OSZE für die ganze europäische Region Christen die Religionsgemeinschaft, gegen die am meisten Hassverbrechen verübt worden sind."

"Um die gesellschaftliche Dynamik zu verbessern wäre es sinnvoll, wenn politische Entscheidungsträger sowie Medien der Thematik öffentlich mehr Aufmerksamkeit schenken und natürlich das negative Narrative über Christen nicht weiter unterfüttern", schlug Enzlberger vor. "Zusätzlich wäre eine Schulung zum Erwerb von Kompetenzen im Bereich religiöse Bildung für Behörden und ihre Angestellten sinnvoll, um Willkür und Vorurteilen entgegenzuwirken."

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