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Papst Franziskus bittet bei Treffen mit Indigenen in Kanada um Vergebung

Papst Franziskus betet privat auf dem Friedhof von Maskwacis in Kanada.
Papst Franziskus bittet auf seiner Apostolischen Reise in Kanada die Angehörigen der Indigenen Völker um Vergebung.
In der Kirche "Unserer Lieben Frau von den sieben Schmerzen "segnete Papst Franziskus ein Banner mit den Namen von Internatsschülern.

Papst Franziskus hat sich zum Auftakt seiner Apostolischen Reise nach Kanada mit Vertretern der Indigenen Völker getroffen. Bei dem Treffen mit Vertretern der First Nations, Métis und Inuit bat der Heilige Vater ausdrücklich um Vergebung für das von Mitgliedern der Kirche verursachte Leid.

Wie CNA Deutsch berichtete, war der Papst-Besuch bereits seit Juni 2021 geplant, nachdem auf dem Gelände der ehemaligen Heimschulen nicht gekennzeichnete Gräber entdeckt worden waren. Wegen der Coronavirus-Pandemie wurde der Trip verschoben. Bereits in den 1980er-Jahren hatten ehemalige Schüler begonnen, einige der Misshandlungen aufzudecken, denen sie in den Schulen ausgesetzt waren, darunter körperlicher, geistiger und sexueller Missbrauch.

Indigenen-Vertreter: Gemeinsam den Weg der Versöhnung beschreiten

Zunächst wurde Papst Franziskus von Chief Wilton Littlechild begrüßt, einem Angehörigen der Ermineskin Cree Nation in Alberta. In seiner Ansprache dankte der Häuptling dem Papst, dass dieser sein Versprechen eingelöst hat, die indigenen Völker in Kanada zu besuchen.

Littlechild erinnerte an die vergangenen Treffen mit Franziskus, in denen dieser bereits die Schuld anerkannte, die die Katholische Kirche auf sich geladen habe. Nun wolle man sich gemeinsam auf den "Weg der Versöhnung" begeben und lade den Papst dazu ein, sich diesem Weg anzuschließen.

Littlechild brachte auch seine Hoffnung zum Ausdruck, dass diese Begegnungen Auswirkungen auf die Zukunft haben und den künftigen Generationen dabei helfe, "wahre Heilung und wahre Hoffnung" zu finden.

Papst Franziskus: "Ich komme in eure Heimat, um euch um Vergebung zu bitten"

In seiner Ansprache betonte der Papst erneut seine Absicht, diese Apostolische Reise als eine "Bußwallfahrt" zu gestalten. "Ich komme in eure Heimat, um euch persönlich zu sagen, dass ich voller Kummer bin, und um Gott um Vergebung, Heilung und Versöhnung zu bitten, um euch meine Nähe zu zeigen, um mit euch und für euch zu beten", so der Heilige Vater.

Er erinnerte an seine Begegnung mit einigen Vertretern der Indigenen Völker Ende März in Rom (CNA Deutsch hat berichtet). Damals wurden ihm zwei Paar Mokassins überreicht als Symbol für das Leid der Kinder. "Man hatte mich gebeten, die Mokassins bei meiner Ankunft in Kanada zurückzugeben", so der Papst. "Ich werde dies am Ende dieser Ansprache tun, bei der ich dieses Symbol als Ausgangspunkt nehmen möchte, das in mir in den letzten Monaten Schmerz, Empörung und Scham hervorgerufen hat." Wörtlich fügte er an:

Die Erinnerung an diese Kinder erfüllt uns mit Trauer und ruft zum Handeln auf, damit jedes Kind mit Liebe, Würde und Respekt behandelt wird. Aber diese Mokassins erzählen uns auch von einer Reise, einem Weg, den wir gemeinsam beschreiten wollen. Gemeinsam gehen, gemeinsam beten, gemeinsam arbeiten, damit die Leiden der Vergangenheit einer Zukunft der Gerechtigkeit, Heilung und Versöhnung Platz machen. Deshalb findet die erste Etappe meiner Pilgerreise unter euch in dieser Region statt, in der seit jeher die indigenen Bevölkerungen anwesend sind.

Der Ort, an dem er sich nun befinde, rufe in ihm "einen Schmerzensschrei hervor", erklärte der Papst. Die "traumatischen Erfahrungen, die in gewisser Weise jedes Mal wieder durchlebt werden, wenn sie in Erinnerung gerufen werden", dürften nicht verdrängt werden. Es sei notwendig, daran zu erinnern, "dass die Politik der Assimilierung und Entrechtung ('enfranchisement'), zu der auch das System der Internatsschulen gehörte, für die Menschen in diesen Gebieten verheerend war", so Papst Franziskus.

Papst verurteilt erzwungene Assimilierung im Namen der Kirche

Die Assimilationspolitik der europäischen Siedler habe dazugeführt, dass die indigenen Völker systematisch an den Rand gedrängt wurden, klagte der Pontifex. Er sagte wörtlich:

Ich bin heute hier, auf diesem Boden, der neben einem alten Gedächtnis die Narben noch offener Wunden trägt. Ich bin hier, weil der erste Schritt dieser Bußpilgerfahrt unter euch darin besteht, meine Bitte um Vergebung zu erneuern und euch von Herzen zu sagen, dass ich zutiefst betrübt bin: Ich bitte um Verzeihung für die Art und Weise, in der leider viele Christen die Mentalität der Kolonialisierung der Mächte unterstützt haben, die die indigenen Völker unterdrückt haben. Ich bin schmerzlich betrübt. Ich bitte um Vergebung, insbesondere für die Art und Weise, in der viele Mitglieder der Kirche und der Ordensgemeinschaften, auch durch Gleichgültigkeit, an den Projekten der kulturellen Zerstörung und der erzwungenen Assimilierung durch die damaligen Regierungen mitgewirkt haben, die im System der Internatsschulen ihren Höhepunkt fanden.

Die Vergebungsbitten des Papstes wurden immer wieder von Applaus unterbrochen.

Auch wenn es echte Fälle von christlicher Nächstenliebe gegeben habe, seien "die Folgen der mit den Internatsschulen verbundenen Politik insgesamt katastrophal" gewesen. "Der christliche Glaube sagt uns, dass dies ein verheerender Fehler war, der mit dem Evangelium von Jesus Christus unvereinbar ist", unterstrich der Heilige Vater. "Angesichts dieses empörenden Übels kniet die Kirche vor Gott nieder und bittet um Vergebung für die Sünden ihrer Kinder. Ich möchte dies mit Beschämung und Klarheit wiederholen: Ich bitte demütig um Vergebung für das Böse, das von so vielen Christen an den indigenen Bevölkerungen begangen wurde."

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Papst: Wahre Versöhnung nur durch Christus

Als nächstes müssten nun "konkrete Wege gefunden werden", um voneinander zu lernen und den Weg gemeinsam weiterzugehen, so der Papst. Franziskus ermutigte alle Katholiken, sich für die indigenen Völker einzusetzen und bat gleichzeitig um Geduld, da es sich um "Prozesse", handle, "die in die Herzen eintreten müssen".

Er bedauere es sehr, dass er nicht alle Orte der indigenen Völker besuchen könne, fuhr der Papst fort: "Heute bin ich hier, um an die Vergangenheit zu erinnern, um mit euch zu weinen, um in Stille auf die Erde zu blicken, um an den Gräbern zu beten." Alle menschlichen Bemühungen allein "genügen nicht um zu heilen und zu versöhnen", schränkte der Papst allerdings ein und erklärte, dass es dazu auch die Gnade Gottes braucht. "Es bedarf der milden und starken Weisheit des Geistes, der Zärtlichkeit des Trösters", so Franziskus, "möge er derjenige sein, der die Erwartungen der Herzen erfüllt."

Hintergrund

Im Mai 2021 wurden die Überreste von über 200 Kindern auf dem Gelände der ehemaligen Kamloops Indian Residential School waren Mitte Mai durch den Einsatz von Bodenradar geortet worden. Die Toten wurden in nicht weiter identifizierten Gräbern begraben – und es ist unklar, wie oder woran sie gestorben sind.

Bis heute wurden trotz Bodenradar keine Leichen geborgen.

Die Kamloops-Schule war die größte Einrichtung ihrer Art und wurde über 100 Jahre lang, zwischen 1890 und 1969, von der katholischen Kirche betrieben.

Die kanadische Wahrheits- und Versöhnungskommission, die von 2008 bis 2015 tätig war, schätzte, dass 4.000 bis 6.000 Schüler an den Folgen von Verwahrlosung oder Missbrauch in den Internatsschulen des Landes starben. Die meisten waren in katholischer Hand.

Unter den 94 Empfehlungen der Kommission war die Aufforderung an den Papst, "sich bei den Überlebenden, ihren Familien und Gemeinden für die Rolle der römisch-katholischen Kirche beim spirituellen, kulturellen, emotionalen, physischen und sexuellen Missbrauch von First Nations, Inuit und Métis-Kindern in katholisch geführten Internatsschulen zu entschuldigen."

Der Papst traf sich schließlich Ende März 2022 mit Vertretern der indigenen Völker der Métis und Inuit und den kanadischen katholischen Bischöfen zu zwei einstündigen Gesprächen im Vatikan.

Die Begegnungen waren Teil eines einwöchigen Besuchs von kanadischen indigenen Führern im Vatikan, der zunächst für 2020 geplant war, dann aber aufgrund der Empörung über die Entdeckung von nicht gekennzeichneten Gräbern auf dem Gelände ehemaliger Heimschulen in Kanada im Jahr 2021 verschoben wurde.

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