Vatikanstadt, 15 August, 2022 / 12:41 AM
Zum Hochfest Mariä Himmelfahrt hat Papst Franziskus am Montagmittag mit Gläubigen auf dem Petersplatz den Angelus gebetet. Seine Ansprache widmete er dem Magnifikat, das von der Jungfrau Maria formuliert worden war, als sie die schwangere Elisabeth besuchte, und das die Kirche jeden Tag in der Vesper betet.
Maria habe keine "Chronik" erstellt, so der Papst, sondern sie habe "uns etwas viel Wichtigeres mitzuteilen: dass Gott durch sie einen geschichtlichen Wendepunkt eingeleitet und eine neue Ordnung der Dinge endgültig festgelegt hat."
"Sie, die Kleine und Bescheidene, ist erhöht und – das feiern wir heute – in die Herrlichkeit des Himmels aufgenommen worden, während die Mächtigen der Welt mit leeren Händen dastehen werden", betonte Franziskus. "Die Muttergottes kündigt mit anderen Worten einen radikalen Wandel, eine Umkehrung der Werte an. Als sie zu Elisabeth spricht, die Jesus im Mutterleib trägt, nimmt sie vorweg, was ihr Sohn sagen wird, wenn er die Armen und Demütigen selig preisen und die Reichen und diejenigen warnen wird, die sich auf ihre eigene Selbstgenügsamkeit verlassen."
"Die Jungfrau prophezeit also: Sie prophezeit, dass nicht Macht, Erfolg und Geld die Oberhand gewinnen, sondern Dienst, Demut und Liebe", erläuterte der Pontifex. "Wenn wir sie in ihrer Herrlichkeit betrachten, verstehen wir, dass wahre Macht Dienen bedeutet und dass Herrschen Liebe bedeutet. Und dass dies der Weg zum Himmel ist."
Abschließend fragte der Papst nach Art einer Gewissenserforschung:
Berührt diese von Maria angekündigte prophetische Umkehrung mein Leben? Glaube ich, dass lieben herrschen heißt und dienen Macht? Dass das Ziel meines Lebens der Himmel, das Paradies ist? Oder geht es mir nur um irdische, materielle Dinge? Wenn ich die Geschehnisse in der Welt beobachte, lasse ich mich dann vom Pessimismus einfangen, oder bin ich wie die Jungfrau fähig, das Wirken Gottes zu erkennen, der durch Sanftmut und Kleinheit große Dinge vollbringt?
Maria sei "das erste Geschöpf, das mit Leib und Seele siegreich die Ziellinie des Himmels überschreitet", erklärte Franziskus. "Sie zeigt uns, dass der Himmel zum Greifen nah ist, wenn auch wir uns nicht der Sünde hingeben, Gott in Demut preisen und anderen großzügig dienen. Sie, unsere Mutter, nimmt uns an der Hand, begleitet uns zur Herrlichkeit, lädt uns ein, uns zu freuen, wenn wir an den Himmel denken."
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