Vatikanstadt, 19 Oktober, 2022 / 9:50 AM
Auch die jeweils eigene Lebensgeschichte sei wichtig für die Unterscheidung der Geister, betonte Papst Franziskus am Mittwochmorgen bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom. Damit setzte er seine Katechesenreihe zu diesem Thema fort.
„Unser Leben ist das wertvollste ‚Buch‘, das uns gegeben wird – ein Buch, das leider viele nicht oder zu spät lesen, bevor sie sterben“, hielt der Pontifex fest. „Und doch findet man gerade in diesem Buch das, was man anderswo vergeblich sucht.“
Es gehe darum, im eigenen Leben, das Vorhandensein von „giftigen“ Elementen zu erkennen, „aber dann unsere Erzählung zu erweitern, zu lernen, andere Dinge wahrzunehmen, sie reicher zu machen, die Komplexität zu respektieren und auch die diskreten Wege zu erfassen, auf denen Gott in unserem Leben handelt“.
Die Unterscheidung habe so einen „narrativen Ansatz“, denn sie bleibe „nicht bei der punktuellen Handlung stehen, sondern fügt sie in einen Kontext ein: Woher kommt dieser Gedanke? Wohin führt er mich? Wann ist er mir schon einmal begegnet? Warum ist er eindringlicher als andere?“
„Der Rückblick auf die Ereignisse unseres Lebens ermöglicht es uns auch, wichtige Nuancen und Details zu erfassen, die sich als wertvolle Hilfen erweisen können, die bisher verborgen waren“, so das Oberhaupt der Kirche weiter. „Eine Lektüre, ein Gottesdienst, eine Begegnung, die man auf den ersten Blick für unwichtig hält, vermitteln mit der Zeit inneren Frieden; sie vermitteln Lebensfreude und regen zu weiteren guten Initiativen an. Innezuhalten und dies anzuerkennen ist eine wesentliche Voraussetzung für die Unterscheidung; es ist eine Aufgabe, die kostbaren und verborgenen Perlen zu sammeln, die der Herr in unseren Boden gestreut hat.“
Man müsse die Gewohnheit erlangen, „das eigene Leben immer wieder zu lesen“. So werde der Blick geschult und geschärft, um „die kleinen Wunder“ zu erkennen, „die der gute Gott jeden Tag für uns wirkt. Wenn wir dies erkennen, bemerken wir andere mögliche Richtungen, die unseren inneren Geschmack, unseren Frieden und unsere Kreativität stärken. Vor allem aber macht es uns freier von toxischen Stereotypen. Ein weiser Spruch besagt, dass der Mensch, der seine eigene Vergangenheit nicht kennt, dazu verdammt ist, sie zu wiederholen.“
Abschließend fasste Papst Franziskus zusammen: „Die Unterscheidung ist die erzählende Lektüre der Tröstungen und Trostlosigkeiten, die wir im Laufe unseres Lebens erfahren. Es ist das Herz, das zu uns über Gott spricht, und wir müssen lernen, seine Sprache zu verstehen.“
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