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Das Lieblingsrestaurant von Benedikt XVI. in Rom

Ein Papst Benedikt XVI. gewidmeter Tisch in der Cantina Tirolese
Ein Papst Benedikt XVI. gewidmeter Tisch in der Cantina Tirolese
Gedenkplakette für Papst Benedikt XVI. in der Cantina Tirolese

Das Personal der Cantina Tirolese in Rom erweist Benedikt XVI. am 4. Januar im Petersdom die letzte Ehre. Das österreichische Lokal war "ohne Zweifel sein Lieblingsrestaurant", sagte der Geschäftsführer am Dienstag gegenüber Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

Obwohl der bayerische Papst das Restaurant schon seit einigen Jahrzehnten nicht mehr besucht hat, habe man "nach seinem Tod am 31. Dezember die Silvesterfeier unterbrochen und ihm, der jahrelang unser Ehrengast war, eine Schweigeminute und ein paar Worte gewidmet", so Mario Notari.

"Wegen Benedikt kommen immer viele Pilger und Gläubige in die Cantina Tirolese", so Notari.

"Ich hätte nie gedacht, dass er Papst werden würde", sagte er im Jahr 2020 in einem Interview mit CNA.

Für Notari war der ruhige und sanfte Kardinal Joseph Ratzinger nur ein weiterer Gast in dem kleinen österreichischen Restaurant, das er ein paar Schritte vom Vatikan entfernt führt.

"Es gab diese Regelmäßigkeit dieses Kardinals, der immer mit einem bescheidenen Blick kam, sehr zurückhaltend, und mit seiner kleinen Tasche die Treppe hinunterging", sagte er gegenüber CNA.

Notari ist der langjährige Geschäftsführer der Cantina Tirolese, einem Restaurant mit zwei Etagen, das seit 1971 seinen römischen und ausländischen Gästen – und einigen Kardinälen – traditionelle deutsche und österreichische Gerichte serviert.

Als Benedikt XVI. noch Präfekt der Glaubenskongregation war, kam er einige Male im Monat mit Kollegen aus dem Vatikan in das Restaurant, erzählt Inhaber Riccardo Macher.

Notari erinnert sich, dass Ratzinger gerne ein Gericht namens Frittatensuppe bestellte, ein traditionelles deutsches Gericht mit Rinderbrühe und Streifen aus einer dünn gekochten Mischung aus Ei, Mehl und Milch, ähnlich einem französischen Crêpe. 

"Und er trank Aranciata", sagte er mit einem Lächeln und bezog sich damit auf eine beliebte italienische Orangenlimonade, die normalerweise unter dem Markennamen Fanta bekannt ist.

Ratzinger "aß nicht viel, als er hier war", bemerkte Macher, "aber er kam trotzdem oft – um die Aromen der Heimat zu finden. Mit meiner Mutter hat er Deutsch gesprochen."

Mit 30 Jahren ist Macher der Besitzer der Cantina Tirolese in der dritten Generation. Er übernahm sie nach dem Tod seiner Mutter Manuela im Jahr 2017.

Das Restaurant wurde zunächst von Machers Großeltern, einem Italiener und einem Österreicher, eröffnet.

Seine Großmutter begrüßte die Gäste im Restaurant, als ob sie bei ihr zu Hause wären.

"Oma war eine große, blonde, österreichische Frau mit blauen Augen, die, wie wir sagen, das Ansehen des Hauses ausmachte", so Macher.

Als das Lokal am 23. September 1971 eröffnet wurde, gab es im Viertel Prati "praktisch nichts", erklärt Macher, und "es war eines der ersten Lokale mit deutschem Bier vom Fass".

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Machers Großmutter, 82 Jahre alt, lebt noch, ist aber nach Österreich zurückgekehrt, so der junge Besitzer. Sein Großvater ist verstorben.

Er merkte an, dass er ein bisschen zu jung sei, um viele Erinnerungen an die Zeit zu haben, als der deutsche Kardinal dort zu Abend aß, aber "damals gab es Mario und Mama", sagte er.

Mario Notari erinnerte sich an einen unterhaltsamen Moment mit Ratzinger.

Als eine Nachbarin und Kundin des Restaurants ihren Hund verlor, hängte die Cantina Tirolese ein Schild mit Informationen über den Hund auf und wie man den Besitzer kontaktieren konnte, falls er gefunden wurde. 

"An jenem Abend, als der Kardinal die Treppe hinunterging, warf er einen Blick auf das, was auf dem Schild stand, und sagte lächelnd: 'Ich habe mich nicht verirrt'", erzählte der Geschäftsführer und wies darauf hin, dass es sich bei dem entlaufenen Hund um einen deutschen Schäferhund handelte, ein gängiger Spitzname für den Theologen.

"Das war irgendwie charmant", sagte Notari.

Dann, eines Tages im Jahr 2005, als Notari und Manuela mit dem Auto aus Österreich mit Produkten für das Restaurant zurückkehrten, hörten sie die Nachricht von der Wahl Ratzingers zum Papst.

"Und wir dachten: 'Das ist doch nicht möglich'", so Notari. Als er am nächsten Morgen im Restaurant ankam, stand eine Menschenmenge vor dem Lokal, und er befürchtete, dass etwas Schlimmes passiert war.

"In Wirklichkeit waren es Journalisten mit Videokameras, die Informationen haben wollten", erinnert er sich.

Nach seiner Wahl kehrte Papst Benedikt XVI. nicht mehr zum Essen in das österreichische Restaurant zurück. "Mama sagte immer, wir hätten einen Kunden verloren", scherzte Macher.

Es gibt eigentlich keine Fotos von Kardinal Ratzinger in der Cantina Tirolese, da das Personal seine Privatsphäre respektieren wollte.

Aber das Restaurant zeigt immer noch Zeichen der Anwesenheit seines ehemaligen Kunden. Einer der Tische, an denen er früher saß, ist ihm gewidmet, und an den Wänden hängen Zeitungsausschnitte über ihn.

Vor vier Jahren schickte das Restaurant ein Geschenk zum 91. Geburtstag des emeritierten Papstes: einen selbstgemachten Strudel in einer Holzkiste. Macher sagte, sie hätten von seinem Sekretär gehört, dass Benedikt dankbar war. Notari sagte gegenüber CNA am 3. Januar, dass das Restaurant die Tradition fortgesetzt hat, jedes Jahr am 16. April einen Strudel zu Benedikts Geburtstag zu schicken.

Die Cantina Tirolese hat im Laufe der Jahre auch andere bekannte Gäste bewirtet, darunter den italienischen Kardinal Angelo Bagnasco und den argentinischen Kardinal Jorge Mario Bergoglio, den zukünftigen Papst Franziskus.

"Wir hatten schon immer ein gutes Verhältnis zum Vatikan, weil wir so nah dran sind", räumt Macher ein.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von Catholic News Agency (CNA), der englischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

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