Vatikanstadt, 06 Januar, 2023 / 10:45 AM
Mit Blick auf die Weisen aus dem Morgenland – die heiligen drei Könige –, die nach Bethlehem zogen, um den Herrn zu finden, fragte Papst Franziskus am Freitagmorgen zum Fest der Epiphanie: „Wo also ist der Ort, an dem wir unseren Herrn finden und ihm begegnen können?“
Laut Franziskus ist „der erste ‚Ort‘, wo er sich gerne suchen lässt, die Unruhe der Fragen“. Der Glaube erwachse nicht aus den Verdiensten der Gläubigen oder „theoretischen Überlegungen“, sondern sei ein Geschenk Gottes. Mit seiner Gnade könne man aus der „Apathie“ erwachen und die richtigen Fragen stellen.
„Bei den Sterndeutern steht dies am Anfang: die Unruhe derer, die nachfragen“, so Papst Franziskus im Petersdom. „Brüder und Schwestern, der Weg des Glaubens beginnt, wenn wir mit der Gnade Gottes der Unruhe, die uns wachhält, Raum geben; wenn wir uns selbst in Frage stellen lassen, wenn wir uns nicht mit der Ruhe unserer Gewohnheiten zufrieden geben, sondern uns den Herausforderungen eines jeden Tages stellen; wenn wir aufhören, uns in einem neutralen Raum schadlos zu halten, und uns dafür entscheiden, uns in die unangenehmen Räume des Lebens hineinzubegeben, die aus Beziehungen zu unseren Mitmenschen bestehen, aus Überraschungen, Unvorhersehbarem, Plänen, die verfolgt werden müssen, Träumen, die zu verwirklichen sind, Ängsten, denen man sich stellen muss, und Leiden, die einen nicht kalt lassen.“
Der Pontifex warnte davor, „Beruhigungsmittel für die Seele“ zu nehmen, die von der Gesellschaft angeboten werden – „von den Konsumgütern bis zu den Verlockungen des Vergnügens, von effektvollen Debatten bis zur Vergötterung des Wohlbefindens; alles scheint uns zu sagen: Denkt nicht zu viel nach, lasst es sein, genießt das Leben!“
Sodann verwies der Papst auf einen zweiten Ort, „wo man dem Herrn begegnen kann“, nämlich „das Risiko des Unterwegsseins“. Ohne ein „beständiges Unterwegssein und einen ständigen Dialog mit dem Herrn, ohne das Hören auf das Wort, ohne Beharrlichkeit“ könne der Glaube nicht wachsen.
„Es reicht nicht aus, ein paar Ideen über Gott zu haben und ein paar Gebete zu sprechen, die das Gewissen beruhigen“, betonte Franziskus. „Es ist notwendig, zu Jüngern zu werden, die Jesus und seinem Evangelium folgen, mit ihm über alles im Gebet zu sprechen, ihn in alltäglichen Situationen und in den Gesichtern unserer Brüder und Schwestern zu suchen.“
Als dritten Ort der Gottesbegegnung schließlich sprach der Pontifex über „das Staunen der Anbetung“. Die sei letztlich entscheidend, denn „unsere Unruhe, unsere Fragen, spirituellen Wege und Glaubenspraktiken müssen in die Anbetung des Herrn münden. Dort finden sie das Quellzentrum, denn alles entspringt dort, weil es der Herr ist, der das Fühlen, Handeln und Tun in uns weckt. Alles wird dort geboren und alles findet dort seinen Höhepunkt, denn das Ziel von allem ist nicht, persönlich etwas zu erreichen und Ruhm für sich selbst zu erlangen, sondern Gott zu begegnen und sich von seiner Liebe umarmen zu lassen, die unsere Hoffnung begründet, die uns vom Bösen befreit, die uns für die Liebe zu den Mitmenschen öffnet, die uns zu Menschen macht, die fähig sind, eine gerechtere und geschwisterlichere Welt aufzubauen.“
Papst Franziskus ermunterte die Gläubigen, sich mit den von ihm vorgestellten Orten der Gottesbegegnung zu beschäftigen: „Dann werden wir entdecken, dass ein Licht selbst die dunkelsten Nächte erhellt: Es ist Jesus, der strahlende Morgenstern, die Sonne der Gerechtigkeit, der barmherzige Schein Gottes, der jeden Menschen und jedes Volk auf Erden liebt.“
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