Würzburg, 11 Januar, 2023 / 3:02 PM
Erzbischof Georg Gänswein hat offenbar versucht, die Veröffentlichung seines Buches über die Zeit mit Papst Benedikt XVI. so kurz nach dessen Tod am 31. Dezember 2022 zu verhindern. Der Chefredakteur der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“, Guido Horst, schrieb am Mittwoch, der langlährige Privatsekretär von Benedikt XVI. habe das Buch „nicht mehr zurückpfeifen“ können, denn „es steckte schon zu tief in den letzten Verästelungen der Vertriebskanäle“.
Er sei bei dem „Versuch, die schnelle Veröffentlichung des Buchs über sein Leben an der Seite des verstorbenen Papstes zu verhindern“, sogar „bis an die Spitze des Mondadori-Konzerns vorgedrungen“, berichtete Horst über die Bemühungen von Gänswein. „Das heißt bis zu Marina Berlusconi, der Tochter des Medien-Zars Silvio.“
Der italienische Verlag, für den Gänswein seine Erinnerungen verfasst hatte, war unmittelbar nach dem Tod von Benedikt XVI. mit der Ankündigung des Buches an die Öffentlichkeit gegangen. Es soll diese Woche erscheinen, wobei eine deutsche Übersetzung im Verlag Herder wohl für Februar in Planung ist.
In den letzten Tagen wurden von italienischen Medien bereits zahlreiche Auszüge aus dem Buch veröffentlicht, etwa zur Reaktion von Papst Benedikt XVI. auf die massiven Einschränkungen der überlieferten Liturgie, die Papst Franziskus 2021 vornahm. Der deutsche Pontifex hatte seit Jahrzehnten betont, die Kirche dürfe nicht plötzlich verbieten, was jahrhundertelang als heilig galt.
Mit der Werbung für das Buch „Nient’altro che la verità. La mia vita al fianco di Benedetto XVI“ (Nichts als die Wahrheit. Mein Leben an der Seite von Benedikt XVI.) durch den Verlag „musste Gänswein ausgerechnet in den Tagen des Abschieds von Benedikt XVI. einen Medien-Hype erleben, der den Eindruck vermittelte, er rechne mit Franziskus ab“, so Horst.
Dabei sei die Intention von Gänswein eine ganz andere gewesen: „Tief getroffen von dem Lügen-Vorwurf, dem sich der greise deutsche Papst nach dem Wirbel um das Münchener Missbrauchs-Gutachten ausgesetzt sah, wollte sein Privatsekretär einfach die Wahrheit erzählen, nicht nur was jenes Gutachten betraf, sondern auch zu manch anderer unsauberen Legende über Joseph Ratzinger / Benedikt XVI. Nur hatte er nicht die Rechnung mit dem Wirt gemacht – sprich: mit dem Verlag.“
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