Wiesbaden, 28 März, 2023 / 3:20 PM
Im Jahr 2022 ist die Zahl der vorgeburtlichen Kindstötungen in Deutschland um fast 10 Prozent auf rund 104.000 Fälle gestiegen. Nachdem es zwei Jahre lang weniger als 100.000 Abtreibungen gegeben hatte, meldete das Statistische Bundesamt am Montag exakt 103.927 Abtreibungen für das vergangene Jahr.
Das Bundesamt erklärte, die Zahl der Abtreibungen liege 2021 „auch über dem Niveau der Jahre 2014 bis 2020, als die Zahl der gemeldeten Fälle stets zwischen rund 99 000 und 101 000 gelegen hatte. Höher als im Jahr 2022 war die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche zuletzt im Jahr 2012 mit 106 800 Fällen.“
Auf der Basis der vorliegenden Daten lasse sich indes „keine klare Ursache für die starke Zunahme im Jahr 2022 erkennen“. Analog hieß es 2022 über das Jahr 2021: „Anhand der vorliegenden Daten ist keine eindeutige Ursache für den stärkeren Rückgang im Jahr 2021 zu erkennen.“
Der Bundesverband Lebensrecht sagte demgegenüber: „Neben dem Einfluss durch das Ende von Lockdowns und sonstigen Ausgangsbeschränkungen sind weitere, tiefere Gründe für diese bedenkliche Entwicklung zu nennen, denn auch im Vergleich zu 2019 sind die Zahlen gestiegen: Durch die 2022 erfolgte Erlaubnis, offen für Abtreibung werben zu dürfen, wurde erwartungsgemäß die Akzeptanz in der Gesellschaft erhöht. Hinzu kommen Angst vor der Zukunft durch Krieg und Krisen, finanzielle Probleme und weitere persönliche Gründe, vor allem in Bezug auf Lebensreife und psychische Schwierigkeiten. Der häufigste Grund für eine Abtreibung jedoch sind instabile Beziehungen, verbunden mit dem Druck, der von verschiedenen Seiten auf die Schwangere ausgeübt wird, meistens seitens des Kindsvaters.“
Insgesamt, so das Statistische Bundesamt, seien 96 Prozent der vorgeburtlichen Kindstötungen „nach der sogenannten Beratungsregelung“ vorgenommen worden. „Indikationen aus medizinischen Gründen und aufgrund von Sexualdelikten waren in 4 % der Fälle die Begründung für den Abbruch.“
In 51 Prozent der Abtreibungen wurde die sogenannte Absaugmethode (Vakuumaspiration) verwendet. Dabei öffnet der Abtreibungsarzt den Muttermund, führt einen Schlauch in die Gebärmutter ein und saugt das ungeborene Kind samt Plazenta ab. Die Abtreibungspille Mifegyne fand Anwendung bei 35 Prozent der Abtreibungen im letzten Jahr.
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