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"Unerschrockener apostolischer Eifer": 100. Jahrestag der Geburt von Mutter Angelica

Feierliche Messe in Rom zum 100. Jahrestag der Geburt von Mutter Angelica, 20. April 2023.
Feierliche Messe in Rom zum 100. Jahrestag der Geburt von Mutter Angelica, 20. April 2023.
EWTN Vatican Bureau Chief Andreas Thonhauser bei der feierlichen Messe in Rom zum 100. Jahrestag der Geburt von Mutter Angelica, 20. April 2023.
Bischof Raica feiert die Messe in Rom zum 100. Jahrestag der Geburt von Mutter Angelica, 20. April 2023.
Feierliche Messe in Rom zum 100. Jahrestag der Geburt von Mutter Angelica, 20. April 2023.
Feierliche Messe in Rom zum 100. Jahrestag der Geburt von Mutter Angelica, 20. April 2023.

Anlässlich des 100. Jahrestages der Geburt von Mutter Angelica, der Gründerin von EWTN, wurde in Rom (Italien) eine feierliche Messe unter dem Vorsitz von Bischof Steven J. Raica, Bischof von Birmingham, Alabama (USA), gefeiert, der dazu ermutigte, dem "unerschrockenen apostolischen Eifer" der Nonne zu folgen.

Unter Beteiligung einer großen Gruppe von Gläubigen und EWTN-Mitarbeitern fand die Eucharistiefeier in der Kirche Santo Spirito in Sassia statt, nicht weit vom Petersdom im Vatikan entfernt.

Michael Warsaw, der Vorstandsvorsitzende von EWTN, war ebenfalls anwesend.

Im Interview mit EWTN News sagte Warsaw: "Eine der großartigen Eigenschaften von Mutter Angelica war, dass die Person, die Sie in der Sendung sahen, auch die war, die sie außerhalb der Sendung war."

Michael Warsaw bei der heiligen Messe für Mutter Angelica am 20. April 2023. (Daniel Ibáñez / CNA Deutsch) 

Warsaw betonte: "Es gab keine Fernsehpersönlichkeit, was, wie wir wissen, bei Leuten in der Fernsehbranche manchmal der Fall sein kann. Sie war die, die sie in der Sendung und außerhalb der Sendung war. Sie war eine bemerkenswerte Geschäftsfrau, und das war eine Gnade Gottes."

"Gott hat ihr diese Gaben nicht von Anfang an gegeben, aber er hat ihr die Gnade und die Gaben gegeben, das zu tun", so Warsaw weiter.

"Ich denke, dass sie unglaublich großzügig und unglaublich freundlich war. Und ich denke, dass ihre Feinde, sowohl in der Kirche als auch außerhalb der Kirche, sie manchmal auf eine Weise dargestellt haben, die nicht fair und nicht korrekt war. Sie war eine unglaublich gütige und großzügige Person, die unseren Herrn von ganzem Herzen liebte und ihm ihr Leben als Ordensfrau, aber auch als eine der größten Evangelistinnen unserer Zeit schenkte", sagte Warsaw.

In seiner Predigt sagte Monsignore Raica — der Bischof der Diözese ist, an der EWTN in den USA seinen Hauptsitz hat — dass er Mutter Angelica nicht persönlich gekannt habe. Aber er kenne viele, die von ihrem Leben und dem Dienst des von ihr gegründeten Fernsehsenders berührt worden seien.

Teilnehmer an der feierlichen Messe in Rom zum 100. Jahrestag der Geburt von Mutter Angelica, 20. April 2023. (Daniel Ibáñez / CNA Deutsch)

Bischof Raica wies auch darauf hin, dass das Leben der charismatischen Nonne nicht einfach war und dass sie schon in jungen Jahren mit schmerzhaften Herausforderungen zu kämpfen hatte, darunter auch gesundheitliche Probleme. 

CNA Deutsch dokumentiert den vollen Wortlaut der Predigt von Bischof Steven John Raica am 20. April 2023, übersetzt von Silvia Kritzenberger. 

Liebe Schwestern und Brüder,

willkommen in Rom in der Heilig-Geist-Kirche, der „Chiesa di Santo Spirito in Sassia“, zu diesem wunderbaren Anlass, bei dem wir mit Dankbarkeit an das Leben und die Sendung von Mutter Maria Angelica von der Verkündigung erinnern wollen, die wir als „Mutter Angelica“ kennen.

Ich muss gleich gestehen, dass ich sie nur vom Hörensagen kenne, sie nie persönlich kennen gelernt habe. Aber ich habe viele Menschen getroffen, die von ihrem Leben und dem Dienst des von ihr gegründeten Mediennetzwerkes berührt wurden: Menschen, von denen viele Christus begegnet sind und die es dem Leben und Zeugnis Mutter Angelicas zu verdanken haben, dass sie Christen sind. Ihr Leben war sicher für viele eine Inspiration und für einige – wie ich wohl sagen darf – eine Herausforderung. 

Wir sind heute zusammengekommen, um den 100. Jahrestag ihrer Geburt zu feiern. Rita Rizzo, wie sie mit bürgerlichem Namen hieß, wurde am 20. April 1923 als Kind italienischer Einwanderer in Canton, im US-Bundesstaat Ohio, geboren. Ihre Kindheit war nicht einfach. Als Scheidungskind war ihr Familienleben schwierig und nicht selten von Schmerz geprägt. Auch hatte sie nach heutigen Maßstäben in den prägenden Jahren ihres Lebens nicht gerade ein Umfeld, das dazu angetan ist, im Leben erfolgreich zu sein. Sie selbst hat ihr frühes Leben mit ihrer Mutter als eine Zeit beschrieben, wo es nur ums nackte Überleben ging, wie bei einem „Flüchtlingspaar“: von einer Krise zur nächsten.

Die Zerrissenheit, die sie erlebte, bereitete sie jedoch auf eine spätere Gnade vor: die Begegnung mit der heilenden Kraft Christi. Trotz vieler Rückschläge im Familienleben, in der Schule und bei der Gesundheit betrachtete sie sich nicht als Opfer im heute herkömmlichen Sinne – und sie sah sich auch nicht als Opfer der Umstände, sondern als ein Werkzeug der göttlichen Vorsehung und als Zeugin der heilenden Gnade Gottes. 

Ein Beispiel: ein Magenleiden, an dem Rita Rizzo seit 1939 litt, bereitete ihr trotz intensiver medizinischer Behandlung weiter starke Schmerzen. Ihre Mutter brachte sie zu Rhoda Wise, die als Mystikerin und Stigmatikerin bekannt war und behauptete, Visionen der heiligen Therese von Lisieux zu empfangen. Wise trug Rizzo auf, eine Novene – ein neuntägiges Gebet – zur heiligen Therese von Lisieux zu beten, und nahm dem Mädchen das Versprechen ab, die Verehrung dieser Heiligen zu verbreiten, sollte es geheilt werden.

„Am 17. Januar 1943, dem letzten Tag der Novene, erklärte Rizzo, sie sei ohne Schmerzen aufgewacht und der Knoten im Bauch, der ihr diese Schmerzen verursacht hatte, sei verschwunden. Diese Erfahrung hat sie tief berührt; sie glaubte, dass Gott ein Wunder vollbracht hatte und führte ihre lebenslange Hingabe an Gott auf dieses Ereignis zurück. In einem Interview hat sie später einmal gesagt: "Von diesem Zeitpunkt an wusste ich, dass Gott mich kannte, dass er mich liebte und sich für mich interessierte. Alles, was ich nach meiner Heilung tun wollte, war, mich ganz Jesus zu schenken".“

„Gott kannte und liebte mich, er war an mir interessiert“ ... und „Ich will mich ganz Jesus schenken“: Das waren ihre Worte. Sie beschreiben die Wirkung und Auswirkung einer Begegnung mit Christus, die durch Mutter Angelicas Liebe zur Eucharistie, in der Messe und in der Anbetung, noch verstärkt wurde. Die Reise zur Wahrheit, zum tiefsten Verständnis unser Selbst, beginnt bei einer Begegnung mit dem Geheimnis: mit Gott. Und das meist in einem unerwarteten Moment, wenn wir es am wenigsten erwarten. Einem Ereignis wie den vielen, von denen in den Evangelien berichtet wird, und die in der Osterzeit noch ergreifender sind. Begegnungen mit Christus, die Erfahrung von Heilung und Vorsehung, waren die Wegweiser auf ihrem außergewöhnlichen Lebensweg. Und vor allem das Jesuskind – das Santo Niño – das göttliche Kind, das für sie die fleischgewordene Liebe war. Mutter Angelica förderte die Verehrung des göttlichen Kindes und teilte ihre Erfahrung mit allen und für alle – genauso, wie sie es versprochen hatte. Sie konnte nicht schweigen angesichts des größten Geschenks, das ihr in ihrem Leben gemacht worden war: Jesus Christus. Und so wollte sie es im wahrsten Sinne des Wortes „von den Dächern rufen“, über den Äther und per Satellit der ganzen Welt verkünden.

Und genau dieses Anliegen, diese Haltung, geht auch aus den heutigen Lesungen hervor. In der Apostelgeschichte kann man sehen, wie unbequem die „Jesus-Frage“ – und mehr noch die „Frage der Auferstehung“ – für den Hohen Rat, die hohen religiösen Autoritäten, geworden war, die versuchten, die bürgerliche Ordnung aufrechtzuerhalten. Es war ganz offensichtlich ein Thema, das einen Nerv traf, mit dem sie sich nicht auseinandersetzen wollten, ja das sie zu verdrängen suchten. Sie hatten natürlich gedacht, dass nach dem Tod Jesu am Kreuz und seiner Grablegung alles wieder „in Ordnung“ war. Der Umstand, dass seine „Jünger“ nun auf öffentlichen Plätzen lehrten, konnte also nicht geduldet werden. Und so befahl man ihnen, „nicht mehr in diesem Namen zu lehren“. Doch je mehr man ihnen sagte, dass sie es nicht tun sollten, desto mehr fühlten sie sich geradezu dazu gezwungen. Und so ähnlich war es auch bei Mutter Angelica. Nichts konnte diesen Antrieb des Glaubens aufhalten. Weder sie noch die Apostel hielten sich zurück. Je mehr sie sahen, dass Gott oder die Erfahrung Gottes aus dem öffentlichen Diskurs der Gesellschaft entfernt werden sollten, desto mehr spürten sie, dass sie neue Wege finden mussten, um „im Namen Jesu“ zu verkünden und zu lehren. Denn die Kraft lag nicht in ihnen persönlich, sondern in dem rettenden Namen Jesu, also in „dem, der rettet“. „Ich will den Herrn allezeit preisen, immer sei sein Lob in meinem Mund!“ haben wir vorhin im Antwortpsalm verkündet.

Die Apostel waren vor allem Zeugen dessen, was mit Jesus geschehen war. Sie konnten diese Erfahrung nicht leugnen und teilten sie bereitwillig mit all jenen, die ihren Weg kreuzten. In dem heutigen Passus aus der Apostelgeschichte bedeutete das sogar, dass sie vor den Mitgliedern des Hohen Rats über diesen „Namen“ predigten.

Der heilige Johannes Chrysostomus kommentiert diesen Abschnitt wie folgt: „Gott ließ zu, dass die Apostel vor Gericht gestellt wurden, damit ihre Gegner belehrt werden konnten, sollten sie dies wünschen. [...] Die Apostel lassen sich von den Richtern nicht beirren; sie appellieren an ihr Mitgefühl, mit Tränen in den Augen, und ihr einziges Ziel ist es, sie vom Irrtum zu befreien und ihnen den Zorn Gottes zu ersparen.“ Erst später, in der Lesung des morgigen Tages, erfahren wir, dass die Verkündigung des Petrus etwas bewirkt hat. Einer im Hohen Rat, Gamaliël, meinte nämlich, dass – wenn dies wirklich von Gott stamme – man sie nicht vernichten könne. Und wenn nicht, dann würde die Bewegung ganz von allein im Sande verlaufen. Die Verkündigung der Apostel trug also erste Früchte – und die Analyse des Gamaliël sollte sich als richtig erweisen.

Ihr Ordensname, Maria Angelica von der Verkündigung, gibt uns noch einen weiteren Anhaltspunkt, der für unsere Überlegungen nützlich sein kann. Der Engel kommt mit einer Botschaft, einer Botschaft der Hoffnung. Die Botschaft ist als Teil der Sendung des Engels von grundlegender Bedeutung: wir müssen Gott nicht suchen. Nein! Gott ist auf eine Weise zu uns gekommen, sodass wir ihn von Angesicht zu Angesicht sehen, dass wir verstehen können. Mit der Fleischwerdung erklärt, könnten wir sagen: Gott ist Mensch geworden oder „das Wort ist Fleisch geworden“. Das Wort ist also nicht nur eine schöne Idee geworden. Nein! Das Wort ist Fleisch geworden! Die Erlösung, der Sieg über Sünde und Tod, den Christus für uns errungen hat, muss mit allen neuen Mitteln und Methoden, die uns zur Verfügung stehen, verkündet werden. 

Die Heilsbotschaft schenkt uns Hoffnung. Vielleicht fragen wir uns, wenn wir vom Christentum hören: „Ist es möglich, auf diese Weise zu leben?“; auf die Weise, die Christus vorgeschlagen hat? Die Apostel, die Heiligen und unsere über zweitausendjährige Tradition legen nahe, dass es tatsächlich möglich ist. Wenn man die Biographie Mutter Angelicas liest, dann kann man gar nicht anders als zu sagen: „Ja, es ist möglich!"“

Es ist möglich, und wird von unzähligen neuen Zeugen in ihren jeweiligen Lebensumständen auch heute getan. Sie leben ein würdiges Leben, ein Leben der Hoffnung inmitten von Widrigkeiten, ein Leben der Barmherzigkeit und nicht der Kritik oder Skepsis, ein Leben der unerschütterlichen Gewissheit und nicht der ständigen Opferhaltung. Der Eifer der Apostel würde nicht weiterleben, wenn das Heilsereignis Christi nicht stattgefunden hätte, wenn seine Auferstehung eine Fiktion wäre, wenn er nicht den Heiligen Geist gesandt hätte, um ihn von einer Generation zur nächsten weiterzugeben: bis zum heutigen Tag. Wir sind wirklich gesegnet, solche Zeugen zu kennen und zu wissen, dass sie uns lehren können, wie wir unseren Blick auf Christus richten und sichergehen können, dass unser Blick auch weiter fest auf ihn gerichtet bleibt. Sie wären dazu nicht in der Lage, wenn Christus nicht die Grundlage und das Zentrum ihres Lebens wäre.

Meine Freunde, an diesem hundertsten Jahrestag der Geburt Mutter Angelicas versammeln wir uns in der Osterzeit hier in Rom; in der Kirche, die unter dem Patronat des Heiligen Geistes steht und in der das Bild der göttlichen Barmherzigkeit aufbewahrt wird – in dankbarer Anerkennung für diese erstaunliche Ordensfrau, die mit der Liebe Christi im Herzen und mit unerschrockenem apostolischem Eifer versucht hat, der Welt die rettende Botschaft Christi zu vermitteln. Wie schon in der Vergangenheit, empfehlen wir sie Gottes bleibendem Erbarmen und schöpfen Kraft aus ihrer Überzeugung, dass auch wir mutige Zeugen Christi sein können. Wir müssen unser Leben Jesus schenken und uns von ihm verwandeln lassen.

Ist es möglich, auf diese Weise zu leben? Für die Apostel in der Mission und die frühe Kirche war es das. Es war möglich für Mutter Angelica. Und es ist auch für uns möglich! Danken wir dem Herrn noch einmal für das außergewöhnliche Geschenk ihres Lebens und empfehlen wir Mutter Angelica dem barmherzigen Blick des Herrn.

Gott segne euch!

+Steven John Raica
Bischof von Birmingham im US-Bundesstaat Alabama 

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