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Leonardo Boff und eine Parallel-„Synode“ von Dissidenten in Rom

Leonardo Boff

Der 84-jährige ehemalige Franziskanerbruder Leonardo Boff hat am Montag bei einer Parallel-„Synode“ zur von Papst Franziskus einberufenen Weltsynode zur Synodalität über das Thema Ökologie gesprochen. Seit dem Fall der Berliner Mauer 1989, der das Ende des sozialistischen Experiments in Europa markierte, hatte sich Boff von der marxistischen Befreiungstheologie, deren prominentester Vertreter er in Brasilien war, ab- und dem Umweltschutz zugewandt.

Die Veranstaltung der internationalen Organisation „Spirit Unbounded“ präsentiert sich als eine „von Laien geleitete synodale Versammlung“, die vom 8. bis zum 14. Oktober rund 150 Redner versammelt. Dazu gehören der venezolanische Laientheologe Rafael Luciani, der auch als ein von Papst Franziskus ausgewählter Experte bzw. Moderator an der offiziellen Weltsynode zur Synodalität teilnimmt, die ehemalige irische Staatspräsidentin Mary McAleese, Cherie Blair, die Ehefrau des ehemaligen britischen Premierministers Tony Blair, Jamie Manson, der Präsident der US-amerikanischen Abtreibungsorganisation „Catholics for Choice“, und viele andere.

Die parallel stattfindende Versammlung von Dissidenten verwendet als eigenes Arbeitspapier den „Bristol-Text“, der sich selbst als „Ergebnis einer 16-monatigen, von Laien geleiteten synodalen Reise zwischen Oktober 2020 und Februar 2022“ beschreibt.

In dem Text heißt es, seine Verfasser wollten „gewöhnlichen Katholiken die Gewissheit geben, dass wir in unserer Praxis Veränderungen vornehmen können, die im Einklang mit der besten katholischen Tradition stehen und von tiefgründigen, seelsorgerisch sensiblen und gut informierten Denkern und Theologen, darunter auch einigen Geistlichen, unterstützt werden“.

Der „Bristol-Text“ wird in vier Punkten zusammengefasst, von denen der erste, der die Moraltheologie betrifft, besagt, die Kirche müsse „die uneingeschränkte Meinungsfreiheit akzeptieren“. Entsprechend dürfe die Lehre der Kirche „nicht aus Regeln bestehen, sondern aus Denkweisen, die im Dialog mit all denen entstehen, die zu jeder Zeit und an jedem Ort nach der Wahrheit suchen“.

In Bezug auf die Autorität in der Kirche fordert der Text „demokratische Strukturen auf allen Ebenen, eine Bekräftigung, dass das Lehramt allen Gläubigen gehört, und eine verantwortungsvolle Leitung, die auf Zustimmung beruht“. Das Kirchenrecht „muss dringend in ein nützliches und zugängliches Modell umgewandelt werden, wobei die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen als Referenz dienen sollte“.

„Der Ruf Jesu, seine Gegenwart in der Eucharistie zu feiern, erfordert keine priesterliche Kaste. Alle Ämter stehen allen offen, so wie es in der frühen Kirche der Fall war“, so der Text in einem Abschnitt über den liturgischen Dienst.

Zur Vielfalt heißt es: „Die Hierarchie und vor allem eine ausschließlich männliche Führung hindern die Kirche daran, das Gute in der Vielfalt der Schöpfung und die Würde und Heiligkeit aller Menschen zu bekräftigen. Die Kirche hat in der Tat keine kohärente Lehre zum Thema Geschlecht, sondern eher widersprüchliche und wissenschaftlich überholte Aussagen.“

Am Montag wurde bei der Veranstaltung „Spirit Unbounded“ in Rom eine Vorlesung von Boff und dem kanadischen Hochschullehrer Mark Hathaway ausgestrahlt, die bereits 2020 für die Veranstaltung „Menschenrechte in der entstehenden katholischen Kirche“ aufgezeichnet worden war.

Dabei erörterten Boff und Hathaway, was sie als einen „Paradigmenwechsel“ ansehen, der durch die Umwelt-Enzyklika „Laudato sì“ von Papst Franziskus herbeigeführt worden sei. In seiner „grünen Enzyklika“, wie Boff sie definierte, „beschränkt der Papst die Ökologie nicht auf die Umwelt, sondern definiert eine integrale Ökologie, welche die Umwelt, die Gesellschaft, die Politik, die Kultur, das Alltagsleben und die spirituelle Dimension einschließt“.

Übersetzt und redigiert aus dem Original von ACI Digital, der portugiesischsprachigen Partneragentur von CNA Deutsch.

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