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„Pilger auf der Straße des Lebens“: Bischof Meier bei Leonhardiritt in Inchenhofen

Bischof Bertram Meier bei der Leonhardiwallfahrt in Inchenhofen am 5. November 2023

Der Augsburger Bischof Bertram Meier ist am Sonntag zum Leonhardiritt nach Inchenhofen gereist und hat die Festmesse gefeiert. In seiner Predigt erklärte er: „Wir alle sind Pilgerinnen und Pilger auf der Straße des Lebens, und es ist gut, dass Gott uns immer wieder Menschen wie den hl. Leonhard schickt, an denen wir uns orientieren können und die uns zeigen, worauf es wirklich ankommt.“

Die Ursprünge der Leonhardiwallfahrt gehen in Inchenhofen auf das 13. Jahrhundert zurück. Auch wenn die Beteiligung daran im Zuge der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts stark zurückging, kommen weiterhin etwa 60 Pfarreien auf Wallfahrt in den schwäbischen Ort.

Leonhard „lehrt uns“, so Meier, „dass wahre Freiheit weder im Reichtum noch im Ansehen liegt. Nur die Wahrheit macht frei und diese Wahrheit wurde vor 2000 Jahren in Jesus Christus als Mensch geboren; er hat unter uns gelebt und ist für uns gestorben.“

„Die Heiligkeit Leonhards sehe ich vor allem darin, dass er in der Welt, aber nicht von der Welt war“, führte der Bischof aus. „Er zog sich zurück und suchte Gott, er ignorierte dabei aber nicht das Leid anderer, sondern half und heilte, wo er konnte. Dadurch ist er auch für mich zu einem großen Vorbild im Glauben geworden.“

„Viele Gläubige, besonders aus der ländlichen Region in Bayern, rufen den berühmten ‚Kettenheiligen‘ um seine Fürsprache an, u. a. als Schutzpatron für das Vieh und die Pferde“, erinnerte Meier an das Brauchtum. „Im Volksmund nennen manche ihn gar den ‚bayerischen Herrgott‘, doch das wäre dem bescheidenen Mönch und Einsiedler sicher nicht recht gewesen.“

„Mehr als fünfzig ‚Leonhardi-Wallfahrten‘, meist mit Pferderitt, sind jedoch ein starkes Zeichen für die große Beliebtheit des Heiligen hier bei uns in Bayern, wobei Inchenhofen eine der historisch bedeutsamsten ist“, sagte Meier.

„Große Bekanntheit“ habe der heilige Leonhard, der im sechsten und siebten Jahrhundert lebte, „vor allem durch seinen Einsatz und das Gebet für die Gefangenen“ erlangt, besonders auch dadurch, dass er vielfach deren Freilassung erwirkte.

Vor dem Hintergrund dieses Dienstes für die Freiheit nehme er mit Sorge wahr, „dass bei einer stetig wachsenden Digitalisierung unserer Gesellschaft gleichzeitig immer mehr Menschen vereinsamen“, erklärte Meier in seiner Predigt. „Während der Medienkonsum vor allem bei Jugendlichen stark zunimmt, droht nicht selten ein Verlust hinsichtlich der Beziehungsfähigkeit. Andere haben das Gefühl, den Ansprüchen nicht gewachsen zu sein; sie leiden unter dem inneren Zwang, sich ständig selbst optimieren zu müssen.“

All das seien „Formen von Unfreiheit, die Menschen niederdrücken und klein machen“, so der Augsburger Bischof. „Der hl. Leonhard hingegen zeigt uns einen Weg, wie wir zur wahren Freiheit gelangen können, indem wir innerlich frei werden für das, was Gott für uns vorgesehen hat – einen Heilsplan fernab von gesellschaftlichen Erwartungen und Zwängen. Leonhard hat Menschen nicht nur aus der äußeren Gefangenschaft befreit, sondern auch versucht, sie zu einem Leben in Fülle zu führen, das Jesus allen versprochen hat, die ihm folgen.“

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