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Warum dieser Hirnforscher betont, dass eine Gesellschaft über reine Vernunft hinausgehen muss

Gerald Hüther (2016)

Zu einem Perspektivwechsel ruft der renommierte Hirnforscher Gerald Hüther in der neuen Ausgabe des Magazins Grandios auf. Im Interview mit Tobias Liminiski betont der Neurobiologe, dass nicht die reine Vernunft, sondern vielmehr die Liebe der Schlüssel zur menschlichen Entfaltung ist: „Liebe ist das unbedingte Interesse an der Entfaltung des anderen.“

Hüther, bekannt für seine zahlreichen Bestseller und als einer der führenden Köpfe in der Hirnforschung, beleuchtet die essentielle Bedeutung der Liebe für die persönliche Entwicklung und das menschliche Wohlbefinden. 

Der Beitrag ist einer von mehreren in der neuen Grandios-Ausgabe über Wert und Würde des Menschen.

Mehr als Vernunft: Die Frage nach dem Glück des Menschen

Professor Hüther kritisiert die dominierende kognitive Orientierung der Gesellschaft und plädiert für einen Perspektivwechsel: „Wir sind sehr kognitiv orientiert. Wir denken gern, mit der Vernunft könnten wir alle Probleme lösen.“ Doch der Hirnforscher sieht die Lösung in einer tieferen, emotionalen Verbindung zum Leben und den Mitmenschen.

Er geht davon aus, dass das menschliche Gehirn nicht nur eine Denkmaschine ist, sondern auch das Zentrum unserer Gefühle und somit der Liebe. „Wenn wir etwa Beziehungsprobleme haben, wirkt sich das auf die Balance der sympathischen und parasympathischen Systeme aus“, erklärt Hüther. Damit betont er, dass wahre Menschlichkeit eine Integration von Denken und Fühlen erfordert.

Besonders fasziniert zeigt sich Hüther von der Fähigkeit des Gehirns, immaterielle Erfahrungen materiell zu verankern. Er verdeutlicht dies am Beispiel des Jonglierens: „Wenn Sie sich vorstellen, wie Sie jonglieren, sind genau dieselben Areale aktiv, wie bei jemandem, der tatsächlich jongliert.“ Dies illustriert eindrücklich, wie eng Vorstellungskraft und physische Realität im menschlichen Gehirn miteinander verbunden sind.

In seinem neuen Buch „Wie kommt das Glück in den Kopf“, das sich an Kinder richtet, nähert sich Hüther der Frage, wie man glücklich wird. Durch die Geschichte eines Jungen und eines Mädchens, die herausfinden, dass das Glück oft in der Freude anderer liegt, zeigt Hüther, dass Glückserfahrungen eng mit dem Gefühl der Verbundenheit und der Liebe verknüpft sind.

Abschließend reflektiert der Hirnforscher über die Begriffe Wert und Würde des Menschen. „Ich denke, ein Bewusstsein unserer Würde erhalten wir, wenn wir begreifen, dass wir Gestalter unseres eigenen Lebens sind.“ Damit unterstreicht Hüther die Bedeutung der Selbstwirksamkeit und der liebevollen Gestaltung zwischenmenschlicher Beziehungen für das individuelle und kollektive Wohlbefinden.

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