München, 01 Juni, 2024 / 9:00 AM
Sieben Monate nach Kriegsbeginn konnte der Pfarrer der katholischen Pfarrei „Heilige Familie“ in Gaza-Stadt, Pater Gabriel Romanelli, wieder zu seiner Gemeinde zurückkehren. Der argentinische Geistliche, der zur Ordensgemeinschaft „Institut des fleischgewordenen Wortes“ (IVE) gehört, war zum Zeitpunkt des Terrorangriffs der Hamas und der einsetzenden israelischen Gegenwehr in Bethlehem. Aufgrund der Grenzschließungen konnte er nicht mehr zu seiner Gemeinde zurück; lange Zeit hielt er sich in Jerusalem auf. In den ersten Kriegsmonaten hatte ein Pfarrvikar zusammen mit Ordensfrauen und weiteren Helfern die katholische Gemeinde in Gaza-Stadt betreut; viele Menschen suchten von Anfang an in ihren Räumen Sicherheit.
Am 15. Mai überquerte Romanelli zusammen mit dem Lateinischen Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Pierbattista Kardinal Pizzaballa, erstmals wieder die Grenze zum Gaza-Streifen. „Es ist schwer, meine Gefühle zu beschreiben. Fast 19 Jahre bin ich als Missionar in Gaza tätig. Jetzt, wo ich endlich zurückkehren konnte, sind viele meiner Freunde und Gemeindemitglieder nicht mehr hier“, teilte Romanelli dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) mit.
36 Christen getötet
Seinen Angaben zufolge seien bislang 36 Christen in Gaza ums Leben gekommen: „20 von ihnen wurden durch Bomben und Scharfschützen getötet. Die übrigen starben aufgrund von fehlenden Medikamenten. Unter der Toten ist auch ein Kind aus dem Waisenhaus, das von Missionarinnen der Nächstenliebe betrieben wird.“
Aktuell hielten sich in den Räumlichkeiten der katholischen Pfarrei in Gaza-Stadt rund 500 Flüchtlinge auf, darunter auch Kinder und Menschen mit Behinderung, erklärte Romanelli. Nicht nur diese Personen, sondern auch „tausende Menschen in der Nachbarschaft“ versorge die katholische Gemeinde mit Wasser, Nahrungsmitteln und Medikamenten. Die Lieferungen koordiniert das Lateinische Patriarchat von Jerusalem, Organisationen wie „Kirche in Not“ übernehmen die Finanzierung.
„Wir brauchen weiterhin Hilfe“
Die Lage im Norden des Gaza-Streifens sei dramatisch: „Kein einziges Gebäude ist unversehrt. Wir brauchen weiterhin humanitäre Hilfe, um die tausenden Verwundeten zu heilen und den Vertriebenen die Rückkehr zu ermöglichen.“
Seine Aufgabe sieht der Seelsorger jetzt darin, den notleidenden Menschen ungeachtet ihres religiösen Hintergrunds „geistliche, moralische und existenzielle Unterstützung“ zu geben: „Ich bin überzeugt, dass mein Bestimmungsort Gaza ist. Es ist meine Pflicht als Gemeindepfarrer, hier zu sein und auf jede mögliche Weise zu helfen.“ Romanelli dankte für die Hilfe, welche die Menschen in Gaza erreiche: „Danke an alle Wohltäter; ich ermutige sie, weiterhin Hilfe zu leisten. Sie ist ein großer Trost.“
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