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Weihbischof Eleganti kritisiert Vatikan-Dokument zu Papstamt. Kardinal Koch reagiert

Weihbischof Marian Eleganti OSB

Mit Blick auf das neue vatikanische Studiendokument über das Papstamt und die Ökumene hat der emeritierte Weihbischof von Chur, Marian Eleganti OSB, betont: „Eine Rückkehrökumene (aus Sackgassen kommt man nur durch Umkehr) darf es ja erklärtermaßen nicht geben, obwohl die ganze Wahrheit es meiner Meinung nach verlangen würde.“

Das etwa 150 Seiten umfassende Studiendokument war vom Dikasterium zur Förderung der Einheit der Christen unter der Leitung des Schweizer Kurienkardinals Kurt Koch vorbereitet und am Donnerstag veröffentlicht worden. Am Sonntag reagierte Koch persönlich auf die „Ungeheuerlichkeiten“, die Eleganti dem Dokument unterstellt habe.

Inhaltlich schlägt das vatikanische Studiendokument eine „erneuerte Lesart“ der Texte über das Papstamt vor, die historisch zu einem Hindernis für die Einheit der Christen geworden seien, und weist darauf hin, der Primat des Bischofs von Rom sei sowohl eine „Einrichtung göttlichen Rechts“ als auch eine Einrichtung menschlichen Rechts.

Das Dokument schließt mit einer Zusammenfassung der wichtigsten Anregungen „für eine erneuerte Ausübung des von allen Christen anerkannten Dienstes des Bischofs von Rom für die Einheit“.

Eleganti, der bis 2021 rund elf Jahre lang als Weihbischof in der Schweizer Diözese Chur wirkte, erklärte, eine Ökumene der „Wiedervereinigung“ müsse „in der Wahrheit erfolgen, und nicht als eine Form des Ehrenprimates des römischen Papstes eine weiterhin auseinanderdriftende Christenheit weiß übertünchen, die de facto und jurisdiktionell sichtbar getrennt bleibt und auch nicht in wesentlichen, ekklesiologischen und dogmatischen Fragen zu einem Konsens gelangt“.

„Wir bleiben Sünder, und der neue Vorschlag bzw. die neue Diskussionsgrundlage ist nicht mehr als ein kraftloser Kohäsionsversuch, aber keine Einheit in der unteilbaren Wahrheit, die für alle gilt“, zeigte sich Eleganti in einem auf seiner Internetseite veröffentlichten Beitrag überzeugt. „Für uns ist diese Wahrheit ganz klar römisch-katholisch, oder wollt Ihr behaupten, dass die röm.-katholische Kirche von der Wahrheit Christi und von Seinem Willen im 19. Jahrhundert auf dem Vatikanum I mit seiner Dogmatisierung des universalen Jurisdiktionsprimates des Papstes (ex sese non ex consensu) abgekommen ist?“

„Es kann nicht darum geben, das Petrusamt so lange herabzustufen, bis es für möglichst viele getrennte Christen akzeptabel wird, aber nicht mehr das ist, was es nach dem Willen Christi zu sein hat“, betonte der Weihbischof und stellte die Frage: „Hat sich das Papsttum in der röm.-katholischen Kirche authentisch und unter der Führung des Hl. Geistes entwickelt bis zur Dogmatisierung durch das Vatikanum I, oder sieht man mit den anderen christlichen, kirchlichen Gemeinschaften und Denominationen diese Entwicklung im Wesentlichen als eine Fehlentwicklung an und als eine Überfremdung des Evangeliums, als ein Abrücken von der durch Christus gestifteten und ursprünglich gewollten Urform des Petrusamtes?“

Für ihn wolle das neue vatikanische Studiendokument das vom Ersten und vom Zweiten Vatikanischen Konzil behandelte Thema des Papstamtes „in einem neuen Anlauf wieder aufmachen und die Lehrentwicklung und Ämtertheologie, insbesondere in Bezug auf das Petrusamt und seine Ausübung, wieder in Frage stellen. Die Richtung soll synodal oder biblisch-evangelisch sein, das Menschliche in dieser komplexen Wirklichkeit vom Göttlichen getrennt werden, damit das Papsttum in neuer Akzeptanz und in einer neuen Form seines Selbstverständnisses und seiner Ausübung erscheint. Das ist ekklesiologisch bedenklich.“

Kardinal Koch erklärte am Sonntag an Eleganti gewandt, „die Art und Weise, mit der Du das Dokument des ‚Dikasteriums für die Einheit der Christen‘ missverstehst und verurteilst, darf ich um der Gläubigen willen nicht stehen lassen. Damit hast Du nämlich nicht Klarheit, sondern Verwirrung geschaffen.“

Es gehe „keineswegs darum, die Papstdogmen des Ersten Vatikanischen Konzils zu verabschieden“, betonte Koch. Stattdessen schlage das Dokument vor, „dass die Katholische Kirche im Blick auf das Erste Vatikanische Konzil nach neuen Ausdrucksformen und einem neuen Vokabular sucht, das aber der ursprünglichen Intention treu bleibt und in die Ekklesiologie der Communio integriert wird, in der kein geringerer als der damalige Kardinal Joseph Ratzinger ‚das eigentliche Herzstück des II. Vatikanum‘, genauer ‚das Neue und zugleich ganz Ursprüngliche, das uns dieses Konzil geschenkt hat‘, gesehen hat.“

Ganz direkt merkte Koch außerdem an: „Es berührt mich seltsam, wenn Du jetzt den Jurisdiktionsprimat des Papstes und den kirchlichen Gehorsam gegenüber den päpstlichen Lehrentscheidungen in absoluter Weise einforderst, jedoch selbst in bisherigen Stellungnahmen Deine Freiheit in Anspruch genommen hast, nicht wenige jurisdiktionelle Entscheidungen des gegenwärtigen Papstes in Frage zu stellen oder gar abzulehnen. Ich vermag nicht zu verstehen, wie beides zusammengehen soll.“

„Ich bin Dir dankbar, dass Du Deine Stellungnahme als ‚erste spontane‘ Reaktion bezeichnest“, führte der Kardinal aus. „Dies ist sie in der Tat. Und Du wärst zweifellos gut beraten gewesen, vor einer Veröffentlichung Deiner Stellungnahme die Sache eingehend zu studieren. Ich bitte Dich zudem, in dieses Studium auch die wegweisende Enzyklika ‚Ut unum sint‘ von Papst Johannes Paul II. und das ökumenische Lehramt von Papst Benedikt XVI. mit einzubeziehen. Du wirst dann hoffentlich einsehen können, dass auch ich den lehrmässigen Wegweisungen dieser Päpste verpflichtet bin und mich weiterhin bemühe, ihnen zu folgen.“

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