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Wie reagieren die Bistümer auf die jüngste Kirchenstatistik mit 400.000 Austritten?

Leere Kirche (Symbolbild)

Im Zuge der Veröffentlichung der jüngsten Kirchenstatistik haben sich mehrere Bistümer zu Wort gemeldet und die eigenen Zahlen eingeordnet. Insgesamt waren in Deutschland im Jahr 2023 mehr als 400.000 Menschen aus der Kirche ausgetreten. Nur 6,2 Prozent der offiziell als Katholiken gemeldeten Menschen in Deutschland gehen regelmäßig zur Messe.

Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger verwies auf „das gleiche Bild“, das sich Jahr für Jahr wiederhole, und betonte: „Wenn die kirchliche Statistik bekanntgegeben wird, machen sich Sorge, Ratlosigkeit und manchmal auch Resignation breit. Ich will in der nun vorliegenden Statistik für 2023 nicht krampfhaft nach einzelnen gegenläufigen Tendenzen suchen. Das wäre dem Gesamtbild der Lage unangemessen.“

Dennoch sagte er: „Hunderttausende Gläubige engagieren sich im Ehrenamt innerhalb und außerhalb der Kirche. Damit stabilisieren sie die Gesellschaft. Mit ihrem Kirchensteuerbeitrag geben uns Mitglieder die Möglichkeit, Menschen in Not zu helfen – an Unfallorten, in Krankenhäusern, in Sozialeinrichtungen. Nicht zuletzt begleiten unsere Seelsorgenden Menschen in den wichtigen Momenten des Lebens, in Freud und Leid, in Glück und Trauer.“

„Die Lage für die Kirche in Deutschland ist ernst, aber um die Kirche ist mir nicht bang“, so Burger. „Wir werden uns verändern, auch strukturell. Aber solange wir an der Seite der Menschen stehen, besteht Kirche in einer mehrheitlich säkularen Welt.“

Im Bistum Limburg sagte Bischof Georg Bätzing, der auch Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) ist: „Die Zahlen sind ein Indikator der Wirklichkeit. Wir müssen uns ehrlich machen und Entwicklungen wahrnehmen.“ Und weiter: „Die Zahlen sind alarmierend. Sie zeigen, dass die Kirche in einer umfassenden Krise steckt.“

Bätzing wiederholte den Ruf nach Reformen, der in den vergangenen Jahren immer wieder geäußert und auf dem deutschen Synodalen Weg in vielerlei Hinsicht bereits umgesetzt wurde, auch wenn weiterhin jährlich Hunderttausende die Kirche verlassen. „Reformen allein werden die Kirchenkrise nicht beheben, aber die Krise wird sich ohne Reformen verschärfen“, so Bätzing. Daher seien „Veränderungen notwendig.“

Erzbischof Herwig Gössl von Bamberg erklärte: „Auch wenn es die Volkskirche, wie wir sie aus der Vergangenheit kennen, so nicht mehr geben wird, wollen und werden wir die frohe Botschaft des Evangeliums in der Welt leben, verkünden und sichtbar halten.“

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf räumte ein: „Die katholische Kirche wird kleiner – auch im Bistum Mainz.“ Dennoch sehe er „auch die beeindruckenden Bilder von tausenden von Kindern und Jugendlichen […], die sich in unserem Bistum in diesem Jahr etwa schon bei der Sternsingeraktion oder bei der 72-Stunden-Aktion für andere Menschen engagiert haben.“

„Wir haben uns daran gewöhnt, die Kirche als Problemfall zu sehen“, so Kohlgraf. „Ohne die Kirche gäbe es aber die vielen Kinder- und Jugendlichen nicht, die sich derart engagieren und eine Seite von Kirche zeigen, die Mut macht. Ich kenne keine andere Organisation, die das in diesem Umfang leistet.“

„Für uns Christen wird es künftig wichtiger werden, Glaube nicht als etwas Privates zu betrachten, das andere nichts angeht oder peinlich ist“, zeigte sich der Mainzer Bischof überzeugt. „Es gibt für einen glaubenden Menschen vielleicht nichts Schöneres als zu erleben, dass man jemand anderem helfen konnte, ein froherer, zufriedener Mensch zu werden, indem er Christus kennenlernt – ohne Aufdringlichkeit oder Überheblichkeit, sondern in Bescheidenheit und Nähe.“

Bischof Bertram Meier sagte mit Blick auf sein Bistum Augsburg: „Kirche ist eine Gemeinschaft, zu der Gott uns zusammenruft. Dass der sonntägliche Gottesdienst in der Gemeinde wieder vermehrt als Ort der Stärkung und des Trostes wahrgenommen wird, erfüllt mich mit großer Dankbarkeit.“

Im Bistum Augsburg war der Anteil derjenigen, die sonntags zur Messe gehen, von 8,3 Prozent im Jahr 2022 auf 8,7 Prozent im Jahr 2023 gestiegen. Von den Werten vor der Einführung von Corona-Einschränkungen ab 2020 ist man aber noch weit entfernt: 2019 betrug der Anteil der Messbesucher im Bistum Augsburg 11,8 Prozent.

Bischof Felix Genn von Münster sprach von „unsicheren Zeiten“: „Die Veränderungen sind enorm, der Umbruch in Richtung einer säkularen Gesellschaft vollzieht sich rasant. Im Umbruch steht nicht nur die Kirche als Institution: Sie leidet nach wie vor unter einem großen Vertrauens- und Relevanzverlust. Darüber hinaus ist es so, dass viele Menschen auch in unserem Bistum den Gottesglauben selbst verloren haben.“

Nun müsse die Kirche „den Menschen, gerade auch jungen Menschen, überzeugende Antworten auf die Fragen geben, welche Verbindung der Glaube zu ihrem Leben hat und warum er relevant für ein gelingendes und gutes Leben sein kann. Auf diese Fragen gibt es keine einfachen Antworten. Nur gemeinsam als Christinnen und Christen werden wir sie finden.“

Der Trierer Generalvikar Ulrich von Plettenberg betonte derweil: „Wir sehen der Realität einer kleiner werdenden Kirche ins Auge und versuchen, unsere pastorale Arbeit anzupassen, aber auch neue Wege zu gehen.“ Es gehe darum, „den Menschen Angebote zu machen, die auf ihre Lebenssituationen zugeschnitten sind und die sie unterstützen, seien es Familien, Senioren, Menschen mit Beeinträchtigung, Geflüchtete, kirchenferne, aber auch eng an die Kirche gebundene Menschen“.

Der scheidende Generalvikar Thorsten Aymanns, das Bistum Aachen sei „in seiner pastoralen Grundausrichtung sehr gut aufgestellt. Mit der Errichtung der Pastoralen Räume schaffen wir die Grundlage für die Weiterentwicklung bestehender und Entstehung neuer, vielfältiger Orte von Kirche.“

(Die Geschichte geht unten weiter)

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Der Anteil der Messbesucher im Bistum Aachen ist unter allen deutschen Bistümern der geringste: Nur 4,2 Prozent der rund 906.000 Katholiken nehmen sonntags an einer Messe teil. Im gesamten Bistum gibt es also nur etwa 38.000 praktizierende Katholiken.

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