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Ehemaliges Missbrauchsopfer tritt aus Kommission zum Schutz Minderjähriger aus

Der Petersdom

Sie tritt aus "Frustration über 'mangelnde Kooperation' in der Kurie zurück: Marie Collins, ehemaliges Opfer sexuellen Missbrauchs und Mitglied der Päpstlichen Kommission für den Schutz von Minderjährigen, zieht sich zurück. Die Entscheidung wurde am heutigen Mittwoch bekannt gegeben.

Kardinal Sean P. O'Malley, Leiter der Schutzkommission, drückte in einer Stellungnahme "unseren ehrlichen Dank für den außergewöhnlichen Beitrag, den sie als Gründungsmitglied der Kommission geleistet hat" aus.

"Wir werden auf jeden Fall  mit großer Aufmerksamkeit allen Bedenken zuhören, die Marie mit uns teilen möchte und werden ihre wichtigen Beiträge als Mitglied der Kommission sehr vermissen".

Die irische Katholikin Marie Collins war eine von zwei ehemaligen Missbrauchsopfern die eingeladen wurden, sich an der Gründung der Kommission im März 2014 zu beteiligen. Das Vorhaben war erst kurz zuvor, im Dezember 2013, angekündigt worden.

Von den ursprünglich neun Gründungsmitgliedern war Collins eine der beiden ehemaligen Opfer, zusammen mit Peter Saunders aus Großbritannien.

Weiterhin Zusammenarbeit mit Kommission

Saunders wurde jedoch im Februar 2016 von anderen Kommissionsmitgliedern gebeten, sich von seinem Posten freistellen zu lassen. Somit war Marie Collins das einzige ehemalige Missbrauchsopfer der Kommission - bis zu ihrem Rücktritt.

In einer auf den 1. März datierten Stellungnahme würdigt die Kommission Collins als jemanden, der "sich beständig und unermüdlich dafür eingesetzt hat, dass die Stimmen der Opfer gehört werden, und dass deren Heilung für die Kirche Priorität hat."

Die Mitteilung erklärt, dass Collins in ihrem Rücktrittschreiben an Papst Franziskus "Frustration über einen Mangel an Kooperation durch andere Stellen in der Römischen Kurie mit der Kommission" als einen Grund für ihren Rücktritt anführt.

Sie werde jedoch weiterhin in einer "Schulungsrolle" mit der Kommission zusammenarbeiten, worum man sie aufgrund ihrer "außerordentlichen Lehrfähigkeiten" gebeten habe, hieß es, wie auch aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen mit Missbrauch.

In seinem persönlichen Statement schreibt Kardinal O’Malley, dass die Kommission die von Collins angeführten Bedenken bei der nächsten Vollversammlung im kommenden Monat besprechen werde. Für ihre Mitarbeit in der Kommission dankt ihr der US-amerikanische Würdenträger, vor allem für ihre "Schulung kirchlicher Entscheider", darunter die noch anstehenden Kurse für neue Bischöfe und Abteilungen des Heiligen Stuhls.

Pater Hans Zollner: Verständnis für Frustration

Gegenüber CNA äußerte Pater Hans Zollner SJ, Leiter des Kinderschutzzentrums der Päpstlichen Universität Gregoriana, Verständnis und Respekt für die Frustration von Marie Collins.

(Die Geschichte geht unten weiter)

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"Wir können ihr nur dankbar sein dafür, dass sie nun fast drei Jahre lang der Kommission angehört hat. Ich denke, die Kommission wird sicherlich alles wertschätzen, was sie für uns und mit uns getan hat", sagte Pater Zollner. Gleichzeitig sei, "was sie als Widerstände innerhalb der Kurie bezeichnet", vielleicht eine zu hohe Belastung gewesen.

Die Botschaft, dass in Sachen Missbrauchsprävention und best practices alle auf der gleichen Grundlage arbeiten müssten, "ist nicht sofort geschehen, und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es angesichts der globalen Realität in der katholischen Kirche passieren wird", so der Leiter des Kinderschutzzentrums zu CNA.

Herausforderung kultureller Unterschiede in der Weltkirche

"Ich kann also verstehen, dass sie darüber frustriert ist", betonte Pater Zollner, und verwies auf die unterschiedlichen Perspektiven unterschiedlicher Kulturen in aller Welt.

"Kirchenrechtlich sind wir alle auf der gleichen Grundlage, aber nicht, was die Einstellungen angeht", so Pater Zollner. Das betreffe auch die Frage, mit wie viel Energie und Entschlossenheit sowohl mit etwaigen Missbrauchsvorfällen als auch deren Vorbeugung umgegangen werde.

"Wenn man einen Blick auf die weltweite Kirche wirft, sieht man Unterschiede kultureller Art, und, in einem weiteren Sinne, politischer Art. Das ist für ein ehemaliges Opfer schwer zu ertragen."

Unterschiedliche Herangehensweisen, von denen Collins in ihrem Schreiben spricht, gebe es auch in der Kurie, bestätigt Zollner.

"Wie in jeder Organisation und jeder Institution zu erwarten gibt es Widerstände, kommt es zu Rückschlägen", so der Jesuit, doch gelte dies nicht für die Kurie insgesamt.

"Wir haben bereits weitere Einladungen erhalten, und sie sagt in ihrem Statement selber, dass sie weiterhin mit uns zusammenarbeiten wird", so Pater Zollner, "würde sie meinen, die gesamte Kurie wäre betroffen, dann würde sie nicht daran weiter arbeiten, die Mitarbeiter der Kurie zu schulen."

Die von Collins erwähnten Widerstände kämen wahrscheinlich von einzelnen Stellen oder Mitarbeitern; er selber habe von spezifischen Fällen zwar keine Kenntnis, doch darauf laufe es hinaus, so der Kinderschutz-Experte.

Arbeit wird fortgesetzt

Unabhängig vom Rücktritt Collins "müssen wir unsere Arbeit weiter kontinuierlich fortsetzen", betonte Pater Zollner.

Die Erfahrungen der Kommissionsmitglieder mit Missbrauchsfällen würden sicherstellen, dass die Stimme der Opfer weiter gehört werde. Pater Zollner betont: Auch Kardinal O'Malley selber hat sich, wie alle Mitglieder der Kommission, mehrfach mit Betroffenen getroffen und ausgetauscht.  

Die Frage, ob und wie nun weitere ehemalige Missbrauchsopfer in die Kommission eingeladen werden können: Das werde bei der kommenden Vollversammlung sicherlich Thema sein, so Zollner. Bereits vor dem Rückzug von Marie Collins habe die Kommission, deren Amtszeit Ende 2017 ausläuft, beabsichtigt, "die zukünftige Form und Zusammensetzung der Kommission" bei der kommenden Plenarsitzung am 24. März zu beraten.

Mit Blick auf die Aussagen der Kommissionsmitglieder Kathleen McCormack und Sheila Hollins vor der australischen Royal Commission am vergangenen Donnerstag sagte Pater Zollner, die Päpstliche Kommission sei unterfinanziert und nur mit den Mitteln einer diözesanen Einrichtung ausgestattet, nicht einer Organisation, die weltweit tätig ist.

Auch dies werde bei der kommenden Vollversammlung auf die Tagesordnung kommen, so Pater Zollner gegenüber CNA.

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