10 Jahre Kinderschutzkommission: Eine Erfolgsgeschichte?

Kampf gegen Kindesmissbrauch: Lob und Kritik für Vatikan-Einrichtung

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Claudia Soraya / Unsplash (CC0)
Pater Hans Zollner SJ
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Kardinal Sean O'Malley
Kardinal Sean O'Malley
CNA / Stephen Driscoll

Zehn Jahre sind vergangen, seit die Päpstliche Kommission für den Schutz von Minderjährigen ihre Arbeit aufgenommen hat. Am 22. März 2014 hat Papst Franziskus sie ins Leben gerufen, etwa ein Jahr nach seiner Wahl zum Pontifex.

„Für uns ist es weniger ein Moment zum Feiern, sondern eher ein Moment zum Innehalten, um darüber nachzudenken, was bereits erreicht wurde und was noch getan werden muss“, sagte Emer McCarthy, Mitglied der Kinderschutzkommission seit ihrer Gründung, diese Woche gegenüber EWTN News. „Es ist weiterhin unsere Aufgabe, dafür zu sorgen, dass Mütter und Väter, Großeltern und Verwandte wissen, dass ihre Kinder sicher sind in der Obhut der Kirche.“

In den 2015 veröffentlichten Statuten formulierte Papst Franziskus das Aufgabengebiet der Kinderschutzkommission: „Ziel der Kommission ist es, den Schutz der Würde von Minderjährigen und schutzbedürftigen Erwachsenen zu fördern, und zwar durch die Formen und Methoden, die sie im Einklang mit dem Wesen der Kirche für am besten geeignet hält, sowie durch ihre Zusammenarbeit mit Einzelpersonen und Gruppen, die dieselben Ziele verfolgen.“

Emer McCarthy lobt „Expertise“ und „Professionalität“

Zehn Jahre später hat Papst Franziskus zwei „Beförderungen“ angeordnet. Luis Manuel Ali Herrera, Weihbischof von Bogota und seit 2021 Generalsekretär der kolumbianischen Bischofskonferenz, dient nun als Sekretär der Kommission. Außerdem wurde Teresa Morris Kettelkamp zur stellvertretenden Sekretärin ernannt.

Und dann gibt es da noch die „Memorare-Initiative“, die im Jahr 2023 ins Leben gerufen wurde, um die Ortskirchen, vor allem im globalen Süden, bei Schulungsprogrammen und bei der Festlegung von Richtlinien zur Missbrauchsprävention zu unterstützen. Im Dezember 2023 genehmigte die Kommission einen Zuschuss in Höhe von 230.000 Euro, um die Einrichtung von „Schutzinitiativen“ in mehreren Ländern zu unterstützen, darunter Paraguay, Panama und Mauritius sowie die Vereinigung der Mitglieder der Bischofskonferenz im östlichen Afrika (AMECEA).

Im Gespräch mit dem Büroleiter von EWTN Vatican, Andreas Thonhauser, sagte Emer McCarthy, dass „das Niveau der Expertise und die Professionalität durch die Kommissionsmitglieder, angefangen bei den Gründungsmitgliedern, die damals noch unbekanntes Terrain betreten hatten“, zu den größten Errungenschaften der Kommission in den vergangenen zehn Jahren gehöre. Dennoch räumte sie ein, dass die Lernkurve in den ersten Jahren gewaltig gewesen sei. Gerade die Arbeit mit Missbrauchsbetroffenen sei sehr intensiv, aber gleichzeitig auch „so lohnend“, wenngleich man „natürlich nicht immer alle Erwartungen erfüllen“ könne.

Hans Zollner: Ehemaliges Kommissionsmitglied übt scharfe Kritik

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Bis 2023 gehörte auch der deutsche Jesuitenpater Hans Zollner neun Jahre lang dem Gremium an. Zollner hatte sich vor einem Jahr aus der Arbeit in der Kinderschutzkommission zurückgezogen, nachdem er zuvor den Mangel an klaren Verantwortlichkeiten, Transparenz und fehlende Regelerfüllung angeprangert hatte. Nach eigenen Angaben seien seine Warnungen in den Wind geschlagen worden.

In einem Statement, das der deutsche Kinderschutzexperte über den Kurznachrichtendienst „X“ verbreitete, warf er der Kommission unter anderem vor, dass beispielsweise unklar sei, wie der Auswahlprozess für die Kommissionsmitglieder, sowie deren Rollen und Verantwortlichkeiten vonstattengehe. Dazu käme außerdem die finanzielle Intransparenz im Umgang mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und mangelhafte Kommunikation unter den Mitgliedern bei der Entscheidungsfindung.

Im Gespräch mit EWTN News unterstrich Zollner, dass er wiederholt das Gespräch mit dem Präsidenten der Kinderschutzkommission, Kardinal Sean O’Malley, gesucht hatte, dieser jedoch nicht einmal den Empfang von Zollners E-Mails bestätigt habe. Selbst im persönlichen Gespräch habe es keine wirkliche Rückmeldung auf die vom deutschen Jesuiten geäußerten Bedenken gegeben. Wenn innerhalb der Kommission auch hinsichtlich der Verantwortlichkeiten nicht so viel falschgelaufen wäre, hätte er den Papst nicht darum gebeten, seine Mitgliedschaft in der Kinderschutzkommission zu beenden, so Hans Zollner gegenüber Colm Flynn, Reporter von EWTN News.

Kommissionspräsident O’Malley hatte unterdessen die Vorwürfe Zollners öffentlich zurückgewiesen und betont, er könne die Kritik des Jesuitenpaters an angeblichen strukturellen Problemen nicht nachvollziehen.

„Ist die Kirche wirklich sicherer geworden?“

Auf die Frage von EWTN News, ob sie glaube, dass die Kirche durch die Arbeit der Kinderschutzkommission „sicherer“ für Minderjährige geworden sei, antwortete McCarthy diese Woche: „Niemand kann sagen, dass es – egal wo, nicht nur in der Kirche oder in der Zivilgesellschaft – sicherer ist. Leider leben wir mit dem ständigen Risiko, dass irgendwo Missbrauch stattfinden könnte. Wenn wir jemals denken sollten, jetzt sei es sicherer, dann machen wir uns etwas vor.“

Dennoch sei die Kirche mittlerweile besser gewappnet und begegne den Herausforderungen und Gefahren „proaktiv“. Bei den Standards zur Prävention müsste weltweit gesehen durchaus noch nachgebessert werden. „Wir machen allerdings langsam Fortschritte und erreichen auch langsam den Punkt, an dem Hirten mehr Bewusstsein für die Gefahren haben und besser verstehen, wie sie damit umgehen müssen, sobald irgendwo ein Missbrauchsvorwurf auftaucht“, so McCarthy wörtlich.

Bei der Frühjahrsvollversammlung der Kinderschutzkommission Anfang März hatte Papst Franziskus die Mitglieder noch dazu aufgerufen, unter allen Umständen weiterzukämpfen. „Unser Engagement darf nicht nachlassen“, mahnte der Heilige Vater und wandte sich an die Mitglieder: „Ich ermutige euch, vorwärts zu gehen, damit die Kirche immer und überall ein Ort ist, an dem sich jeder zu Hause fühlen kann“, sagte Papst Franziskus.

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„Diese Ermutigung ist nötig“, so McCarthy. „Wir brauchen das Gebet der Gläubigen und auch die Ermutigung, um diese schwere Aufgabe zu erfüllen.“ Denn noch immer habe sie diese eine Hoffnung: „Dass es uns irgendwann nicht mehr braucht.“