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Kardinal Müller vor Weltsynode: „Die Kirche ist keine politische Organisation“

Kardinal Gerhard Ludwig Müller

Im Interview mit dem Portal InfoVaticana hat Kardinal Gerhard Ludwig Müller, der ehemalige Präfekt der Glaubenskongregation, vor der Einführung der „Agenda 2030“ der Vereinten Nationen in der Kirche gewarnt.

„Es besteht immer die Gefahr, dass selbsternannte Progressisten in Zusammenarbeit mit antikatholischen Kräften der Politik und der Medien versuchen, die Agenda 2030 in die Kirche einzuführen“, betonte er. Laut Müller stehe der Kern dieser Agenda für nachhaltige Entwicklung im Widerspruch zur göttlichen Würde des Menschen und zu den Grundsätzen des katholischen Glaubens.

Seine überraschende Berufung zur Teilnahme an der Weltsynode zur Synodalität, deren zweite Sitzung im Oktober stattfindet, kommentierte er mit den Worten: „Zu meiner Überraschung hat mich der Papst zum Mitglied der Synode ernannt. Der angegebene Grund war, dass mehr theologische Erfahrung benötigt wird. Die häretischen Gruppen, die sich als Progressisten tarnen, kritisierten diese Entscheidung als bloßen taktischen Schachzug des Papstes, der den orthodoxen Katholiken, die oft fälschlicherweise als konservativ oder gar traditionalistisch diffamiert werden, zeigen wollte, dass die Teilnehmer ausgewogen sind.“

Ein Hauptanliegen von Müller ist die Verteidigung der kirchlichen Tradition und Struktur der Kirche. Er betonte in diesem Kontext, dass die „hierarchisch-sakramentale Verfassung der Kirche durch göttliches Recht besteht“ und nicht durch ideologische oder politische Bewegungen infrage gestellt werden könne: „Bischöfe und Priester handeln nicht als Beauftragte des Volkes, sondern im Auftrag Gottes für das Volk Gottes.“

Neben diesen inhaltlichen Fragen kritisierte Müller das Format der Weltsynode: Einige Bischöfe, darunter Kardinal Joseph Zen SDB, der ehemalige Bischof von Hongkong, hätten bemängelt, dass Laien, Ordensleute und Priester in die Entscheidungsprozesse eingebunden sind. Müller stimmt diesen Bedenken zu. „Die Kirche ist keine politische Organisation“, betonte er und warnte davor, die Weltsynode mit einem politischen Parteitag zu verwechseln, bei dem die Teilnehmer kontrolliert und die Entscheidungen von wenigen Machthabern getroffen werden.

Trotz dieser Herausforderungen blieb Müller optimistisch: „Diese Synode sollte die Gelegenheit bieten, die Einheit der Kirche sichtbar zu machen“, betonte er. Diese Einheit sei ein Geschenk Gottes und dürfe nicht durch politische oder ideologische Auseinandersetzungen gefährdet werden.

Schließlich richtete Kardinal Müller seinen Blick auf die Entwicklungen in der Kirche in Deutschland, die er als besorgniserregend beschrieb: „Die Kirche in Deutschland befindet sich in einem Zustand des raschen geistigen und mentalen Verfalls […]. Es gibt jedoch noch viele Priester, Ordensleute und Laien sowie einige Bischöfe, die Katholiken bleiben und keine Kompromisse eingehen wollen. Sie werden jedoch von den ‚Synodalisten‘ ins Abseits gedrängt und ausgegrenzt.“

In einem weiteren Interview, das kürzlich auf dem YouTube-Kanal der französischen katholischen Association Notre-Dame de Chrétienté veröffentlicht wurde, betonte Müller die unverzichtbare Rolle der Wahrheit, gerade in einer Welt, die zunehmend vom Relativismus geprägt sei. „Katholisch zu sein bedeutet, Teil der Kirche zu sein, die eine ‚eine, heilige, katholische und apostolische‘ ist“, erklärte der Kardinal und erinnerte daran, dass das Heil allein in Jesus Christus zu finden ist.

„Alle Katholiken sollten sich auf das Fundament des Glaubens stellen […] und sich nicht von Ideologien beeinflussen lassen“, sagte er. Müller verwies dabei auf die Gefahr, die politische Ideologien wie Rechts-Links-Denkmuster seit der Französischen Revolution für die Einheit der Kirche darstellen.

Besonders scharf kritisierte er den Relativismus, den er als „die größte Bedrohung für die menschliche Existenz“ bezeichnete. Müller machte deutlich: „Relativisten leugnen diese Wahrheit und sind oft totalitär, weil sie die Wahrheit nicht als Basis des Zusammenlebens akzeptieren.“ Diese Ideologie, so der Kardinal, führe zu gefährlichen Konsequenzen, wie es die Geschichte in Diktaturen wie dem Nationalsozialismus gezeigt habe.

Die traditionelle Liturgie nimmt ebenfalls einen wichtigen Platz in Müllers Gedanken ein. Für ihn gebe es keine „alte“ und „neue“ Liturgie, sondern nur „die Liturgie, die die Neuheit Christi vermittelt“. Er verwies darauf, dass Papst Benedikt XVI. bereits feststellte, die Liturgiereform sei teils zu abrupt umgesetzt worden. Doch Müller betonte, dass verschiedene Formen bzw. Riten innerhalb der Kirche friedlich koexistieren sollten, ohne ideologische Fronten zu bilden.

In Bezug auf die Evangelisierung Europas zeigte sich der Kardinal entschlossen: „Ja, mehr als je zuvor“ sei die Neuevangelisierung notwendig. Er verwies darauf, dass jeder Mensch zu einer persönlichen Entscheidung für den Glauben gelangen müsse. Dabei könne das gelebte Beispiel christlicher Nächstenliebe, wie er es etwa bei der Taufe eines persischen Ehepaars erlebte, von unschätzbarem Wert sein.

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